//33//

KARL MAY



Lebius, der »Ehrenmann[«].*




Es war im Jahre 1902, als ich in Südeuropa reiste. Unter den Postsachen, die mir wöchentlich aus der Heimath nachgesandt wurden, befand sich die Zuschrift eines gewissen Rudolph Lebius, welcher sich als eifriger Leser meiner Werke geberdete, mich seiner großen Bewunderung versicherte und den Wunsch äußerte, mich in Radebeul besuchen zu dürfen. Die Zuschrift strotzte und triefte förmlich von Hochachtung. lch sagte mir sofort: »Der Mann will Geld haben, und zwar sehr viel Geld!« und antwortete dem entsprechend kühl zögernd. Ich hatte richtig geurtheilt, nur allzu richtig!
   Am 7ten April 1904 schrieb mir derselbe Mann nach Radebeul; unter Beilegung meiner damaligen Antwort:
   »Sehr geehrter Herr! Schon vor 11/2 Jahren versuchte ich, mich Ihnen zu nähern, wovon die inliegende Karte ein Beweis ist. Inzwischen habe ich hier eine neue Zeitung herausgegeben, die  g r o ß e n  A n k l a n g  f i n d e t .   Können Sie mir nicht etwas für mein Blatt schreiben? Vieileicht etwas Biographisches, die Art, nach der Sie arbeiten, oder über derartige Einzelheiten, für die sich die deutsche May-Gemeinde interessirt. Ich würde Sie auch gern interviewen.  M i t  v o r z ü g l i c h e r  V e r e h r u n g .  Rudolph Lebius, Verleger und Herausgeber.«
   Ich erkundigte mich nach dem Manne, der nach meiner Mitarbeiterschaft begehrte, obgleich er wissen mußte, daß dieser Wunsch ein gradezu kindisch lächerlicher war. Entweder war dieser Lebius naiv und unerfahren oder schlaukalt berechnend und gefährlich, im ersteren Falle nutzlos für mich, im letzteren Falle aber mir zuwider. Was ich erfuhr, klang nicht gut. Ich wurde gewarnt. Das Blatt, welches er gegründet hatte, hieß »die Sachsenstimme« und schien sich zu einem Revolverblatt allerniedrigsten Ranges entwickeln zu wollen. Die Warnung war sehr ernst. Ich hätte sie sicher befolgt und die Person nicht zu mir gelassen, wenn nicht der Militairschriftsteller Max Dittrich, der in meinem Hause


*Diese und die folgenden Arbeiten Mays werden textgetreu wiedergegeben. Verschreibungen wurden nicht korrigiert. Von der Redaktion eingefügte Satz- und Anführungszeichen stehen in eckiger Klammer. Im Original einmal Unterstrichenes wird durch Sperrung hervorgehoben, mehrmals Unterstrichenes durch erweiterte Sperrung.
Anmerkung der Internet-Redaktion: da sich das etc-Symbol rc aus dem gedruckten Buch sich nicht darstellen ließ, wurde dafür "etc."geschrieben.



//34//

verkehrte, mir gerathen hätte, es doch zu thun. Er war der Ansicht, daß ein gefährlicher Mensch grad durch die Zurückweisung doppelt gefährlich werde. So wurde also beschlossen, Lebius kommen zu lassen, aber Max Dittrich solle von Anfang bis zum Ende gegenwärtig sein, um nöthigenfalls an ihm einen Schatz und Zeugen zu haben. Lebius erhielt also die Erlaubniß, zu kommen, und schrieb mir hierauf am 28ten April:
   »Vielen Dank für Ihr liebenswürdiges Schreiben. Ihrer freundlichen Einladung leiste ich natürlich gern Folge. Falls Sie mir nicht eine andere Zeit angeben, komme ich Montag den 2ten Mai 3 Uhr zu Ihnen (Abfahrt 3h 31).  M i t  g r o ß e r  H o c h a c h t u n g  u n d  V e r e h r u n g .  Rudolf Lebius«
   Er kam, Max Dittrich aber auch. Dittrich kam noch eher als Lebius und ging am Abende mit ihm fort, hat also Alles gehört, was zwischen mir und Lebius gesprochen worden ist. Es geht aus dem bisher Gesagten hervor, daß ich mich äußerst vorsichtig benahm. Ich zog mich sogar öfters in meine obere Etage zurück, um den zudringlichen Fragen des Lebius auszuweichen. Es war ja gar nicht schwer, den Mann und seine Absichten zu durchschauen. Erstens war seine ganze »Hochachtung« und »Bewunderung« für mich und meine Werke weiter nichts als künstliche Mache. Er kannte von allen 36 Bänden nur den einen Namen Winnetou und konnte keine einzige meiner Fragen nach dem Inhalte beantworten. Er hatte also keines meiner Bücher gelesen. Er kam nicht als Leser, sondern in ganz anderer Absicht zu mir. Er konnte auch nicht als Kritiker gekommen sein, denn hierzu war er zu unwissend, und die Sachsenstimme hat während der ganzen Zeit ihres Bestehens auch nicht eine einzige wirkliche, fachmännische Kritik gebracht. Es stellte sich vielmehr fast schneller als schnell heraus, daß er nur gekommen war, um mir des Geldes wegen den Revolver auf die Brust zu setzen. Zweitens war sein Benehmen theils widerlich lauernd und aushorchend, theils voller Eigenlob und Eigendünkel, theils gradezu ordinär in seiner Ausdrucksweise, wenn er von Denen sprach, denen er seine Existenz zu verdanken hatte. Das stieß ab! Er strich seine  » g r o ß e n ,  a u ß e r o r d e n t l i c h e n  E r f o l g e «  als  P a r t e i m a n n ,  als  J o u r n a l i s t ,  als  B u c h h ä n d l e r  und  V e r l e g e r  in den sattesten Farben heraus. Er sagte, er sei auf allen diesen Gebieten ein »g a n z e r  K e r l .« Er hob hervor, daß er ganz »b e s o n d e r s  g r o ß e  E r f a h r u n g e n« besitze, welche meinerseits das größte Vertrauen verdienten. Gradezu fürchterlich wirkte es, als er, der sich rühmte, aus der christlichen Kirche getreten und völlig ohne Glauben zu sein, in Einem fort mit seiner  » B e l i e b t h e i t  b e i  d e n  J u d e n «  prahlte und von seinen  » j  ü  d  i  s  c  h  e  n «  Gönnern und von dem  » J  u  d  e  n «  Herzfeld sprach, der »g a n z  a l l e i n  m i t  s e i n e n  A n n o n c e n  d i e  g a n z e n  D r u c k k o s t e n  m e i n e s  B l a t t e s  d e c k t !« Für diese seine Wohlthäter hatte er nur den Ausdruck »Ju-


//35//

den«! Das mußte mich unbedingt verhindern, auch nur einen einzigen Pfennig für diesen undankbaren,          Menschen zu riskiren. Er bat uns Beide, Dittrich und mich, Mitarbeiter der »Sachsenstimme« zu werden. Dittrich sagte zu. Ich aber lehnte selbstverständlich ab, wenn auch nicht in beleidigender Weise, denn er war doch immerhin mein Gast, sondern ich sagte, wenn ich ihm einmal etwas schreiben würde, so sei es nicht gegen Honorar, sondern umsonst. Das war höflich, aber dennoch positive Abweisung. Als Lebius mich nach dem Abendessen verließ, um mit Max Dittrich heimzukehren, hatte er von mir über meine Verhältnisse fast nichts erfahren, und nur dem Munde Dittrichs waren einige Bemerkungen entschlüpft, die dann später auf eine Art und Weise verdreht und ausgebeutet wurden, die gradezu unglaublich ist. Desto mehr aber hatte er selbst gesprochen, und zwar Dinge, die der starke Wein, den er wie Wasser trank, aus seinem Innern heraufzubefördern schien. Er war, als er ging, betrunken, und so kam es, daß er Gedanken, Ansichten und Lebensregeln offenbarte, die er bisher, wenigstens in so unvorsichtiger Weise, wohl noch keinem Menschen mitgetheilt hatte. Sein Geschäftsgrundsatz  » W e r  a m  m e i s t e n  z a h l t ,  d e r  h a t  u n s «  wurde nicht nur einmal, sondern dreimal mit ganz besonderer Betonung ausgesprochen. Er sah mich dabei in jener Weise an, welche deutlicher spricht, als Worte reden können. Wenn der Herausgeber eines Revolverblattes in dieser Weise spricht, so weiß man wohl, was die Glocke geschlagen hat. Das heißt dann umgekehrt:  » W e r  a b e r  k e i n  G e l d  g i e b t ,  d e r  h a t  u n s  n i c h t ,  s o n d e r n  d e m  g e n a d e  G o t t ! «
   Hierzu kam die Unbedenklichkeit, mit der er nicht nur sein religiöses, sondern auch sein politisches und soziales Bekenntniß an den Mann brachte. Offenbar glaubte er, uns durch die absolute Wurstigkeit, deren er sich in allen diesen Dingen rühmte, außerordentlich zu imponiren. Die Religion war für ihn weiter nichts als eine Idealisirung des gewöhnlichen, sozialen Heerdenverhältnisses, nämlich Hirt und Heerde, Leithammel und Schafe. Es sei Aufgabe eines jeden bedeutenden Menschen, der sich nicht mehr als Schaf betrachte, Leithammel irgend einer Heerde zu werden, gleichviel welcher. Gehe es bei der einen Sorte von Schafen nicht, so gehe es bei der andern; man brauche nur zu wechseln, allerdings stets mit der jeweilig nöthigen Ueberzeugung, denn das begeistere die Schafe! Er nannte das  » p  f  i  f  f  i  g   s  e  i  n «,  und sagte, daß er dieser seiner außerordentlichen  » V i e l s e i t i g k e i t  u n d  P f i f f i g k e i t [ [«]  alle seine bisherigen  g r o ß e n  E r f o l g e  zu verdanken habe. Den Schafheerden, die man fahren wolle, imponire man ganz besonders dadurch,  d a ß  m a n  d i e  O b r i g k e i t ,  d i e  B e a m t e n  u n d  ü b e r h a u p t  a l l e  A n g e s t e l l t e n  i n  d e n  S a c k  b e k o m m e .  Das sei sehr leicht.  J e d e r  v o n  a l l e n  d i e s e n  L e u-


//36//

t e n  h a b e  W e r g  a m  R o c k e n .  Man braucht nur aufzupassen. Man forscht heimlich nach, was jeder Einzelne für verborgene Sünden und Fehler zu verstecken hat. Dadurch bekommt man ihn in die Hand. Man bringt es in das Blatt, aber so, daß es keine directe Drohung ist, und doch von ihm und allen Lesern verstanden wird. Dann hat man ihn fest; dann muß er, wie man will. Auf diese Weise komme man in den Ruf eines  » t ü c h t i g e n  K e r l s «;  man werde gefürchtet; man regiere, und man könne hierdurch Alles erreichen, was man wolle.  » A b e r  n u r  w e r  G e l d  h a t ,  k a n n  d a s  e r r e i c h e n ,  u n d  n u r  w e r  G e l d  h a t ,  k a n n  s i c h  e i n e n  e i g e n e n  W i l l e n  u n d  e i n e  e i g e n e  M e i n u n g  g e s t a t t e n .  L e i d e r  h a b e n  w i r  J o u r n a l i s t e n  u n d  R e d a c t e u r e  m e i s t  k e i n e s .  D a r u m  s i n d  w i r  g e z w u n g e n ,  g e g e n  u n s e r e  U e b e r z e u g u n g  z u  h a n d e l n  u n d  z u  s c h r e i b e n  u n d  n u r  D e n e n  z u  d i e n e n ,  v o n  d e n e n  w i r  G e l d  b e k o m m e n .  D a r u m  w i e d e r h o l e  i c h :  W e r  a m  m e i s t e n  z a h l t ,  d e r  h a t  u n s ! «
   Dieser Cynismus empörte mich dermaßen, daß ich von meinem Platze aufsprang und in mein Arbeitszimmer ging, um mich zu beruhigen und diese Reden genau zu notiren. Max Dittrich aber sagte ihm ganz offen in das Gesicht: »So etwas ist mir fremd; so etwas kenne ich nicht. Ich habe es immer  f ü r  e i n e  S c h a n d e  g e h a l t e n ,  nach Geld zu zielen und dabei meine Ueberzeugung zu verschachern. Wenn Ihr jüngern Journalisten von dieser Sorte seid, da bin ich froh, daß ich mich noch unters alte, gute Eisen rechnen darf!« Man kann sich denken, daß ich aufathmete, als dieser Sucher nach einer gläubigen »Lämmerheerde«, deren »Leithammel« er werden könne, mein Haus verlassen hatte. Ich nahm mir vor, mit diesem Manne nie wieder zu sprechen. Für mich war er abgethan, und zwar für immer, wie ich glaubte. Leider aber täuschte ich mich da. Schon gleich am nächsten Tage schrieb er mir folgenden Brief:
   »Indem ich Ihnen herzlich für den freundlichen Empfang und die erwiesene Gastfreundschaft danke, bitte ich Sie, wenn Sie die Kunstausstellung besuchen oder sonst einmal nach Dresden kommen, bei uns zu Mittag zu essen oder den Kaffee einnehmen zu wollen. In einem Punkte muß ich unser jetziges Abkommen widerrufen. Ihre  u n e n t g e l t l i c h e  Mitarbeit kann ich nicht annehmen. Wir zahlen 10 Pfennige für die Zeile, was wohl derselbe Preis sein wird, den Sie auch von andern Blättern erhalten haben. Was Sie mir gestern erzählt haben, habe ich heute noch einmal überdacht. Es will mir scheinen, als ob trotz des kolossalen Absatzes Ihrer Werke der Umsatz noch erheblich gesteigert werden könnte. Meine  B u c h h ä n d l e r -  u n d  V e r l e g e r e r f a h r u n g e n  haben mich gelehrt, daß der Werth einer richtig geleiteten Propaganda und discreten Reclame gar nicht überschätzt werden kann. Meine Frau und ich empfehlen


//37//

sich Ihrer werthen Frau Gemahlin und Ihnen  i n  V e r e h r u n g  u n d  D a n k b a r k e i t  ergebenst Rudolf Lebius.«
   Als ich diese Zeilen las, sah ich, daß der Revolver, der mir auf die Brust gesetzt werden sollte, schon geladen wurde. Es versteht sich ganz von selbst,  d a ß  i c h  n i c h t  a n t w o r t e t e .  Aber das nützte nichts. Max Dittrich schrieb damals eine Brochure über mich und meine Werke. Er war so unvorsichtig, das Manuskript Lebius zu zeigen. Dieser kam sofort nach Radebeul, um mich zu bitten, mich bei Dittrich dafür zu verwenden, daß dieser ihm das Werk in Verlag gebe. Er wurde von meiner Frau empfangen. Ich ließ ihm sagen, ich habe keine Zeit. Er war aber nicht fortzubringen, und so ging ich auf Bitten meiner Frau in das Empfangszimmer hinab, um ihn kurz abzufertigen. Ich sagte, daß ich es ablehnen müsse, ihn Max Dittrich als Verleger zu empfehlen; die Sache gehe mich gar nichts an, denn Dittrich sei der Verfasser, nicht aber ich. Er begehrte, die Photographie von mir zu sehen, welche Dittrich für seine Brochure zu haben wünschte; sie wurde ihm von meiner Frau gezeigt. Als er sah, wie unnahbar und abweisend ich mich verhielt, versuchte er, sich dadurch bei mir einzuschmeicheln, daß er mir die Namen derjenigen national-sozialen Herren nannte, die feindlich über mich sprachen. Er verrieth mir sogar wörtlich genau, was sie über mich geäußert hatten. Besonders versuchte er, mich gegen den hochverdienten und rühmlichst bekannten Arzt Dr. Hänel aufzubringen, den er als hervorragendes Parteimitglied und als einen Mitarbeiter seines Blattes bezeichnete. Dieses sein Blatt, die »Sachsenstimme«, war das Organ der national-sozialen Partei, von welcher Lebius in sehr umfassender Weise unterstützt wurde. Er hatte ihr viel, wenn nicht Alles zu verdanken. Und nun dieser Verrath, dieser Vertrauensbruch, dieses Doppelspiel, nur um mich für sich zu gewinnen! Ich überlasse es Andern, das richtige Wort hierfür zu suchen, war aber so empört hierüber, daß ich ihn schleunigst zur Thür hinauscomplimentirte. Als er fort war, bemerkten wir, daß die Photographie fehlte. Er hatte sie ohne unser Wissen eingesteckt, wahrscheinlich um sie Max Dittrich als Legitimation zu präsentiren, daß ich wünsche, er möge die Brochure verlegen. Ich theilte Dittrich augenblicklich den Sachferhalt mit, forderte ihn auf, sich die Photographie herausgeben zu lassen, und erklärte ihm, daß ich nie mehr mit ihm verkehren würde, falls er diesem Lebius die Brochure überlasse. Das ist denn auch unterblieben. Aber man bemerke, wie eilig dieser Mann es hatte! Sein Besuch hatte höchstens zehn Minuten gedauert; dann war er hinausgegangen worden! Aber das hatte seine Ehre nicht im Geringsten angegriffen. Schon am nächsten Tage, am 12ten Juli 1904, schrieb er mir:
»Ich möchte  s e h r  g e r n  die Dittrichsche Brochure verlegen und wür-


//38//

de mir auch  d i e  g r ö ß t e  M ü h e  g e b e n ,  s i e  z u  v e r t r e i b e n .  Durch den Rücktritt von der »Sachsenstimme« - offiziell scheide ich erst am 1ten October d. J. aus - bin ich aber etwas kapitalschwach geworden.   W  ü  r  d  e  n   S  i  e   m  i  r   v  i  e  l  l  e  i  c  h  t   e  i  n   a  u  f   d  r  e  i   J  a  h  r  e   l  a  u  f  e  n  d  e  s   5  %  i  g  e  s   D  a  r  l  e  h  e  n   g  e  w  ä  h  r  e  n  ?   lch zahle Ihnen die Schuld vielleicht schon in einem Jahre zurück. Als Dank dafür würde ich die Brochüre so lanziren,  d a ß  a l l e  W e l t  v o n  d e m B u c h e  s p r i c h t .  Ich habe ja auf diesem Gebiete besonders große Erfahrung. Meine Zeitung kommt zu Stande, und zwar auf ganz solider Basis. Nun heißt es, arbeiten und zeigen,  d a ß  m a n  e i n  g a n z e r  K e r l  i s t  u.s.w. Ihr Ihnen ergebener Rudolf Lebius.«
   Herr Lebius nannte hier zwar noch keine Summe, aber der Lauf des Revolvers war schon ganz deutlich und direct auf mich gerichtet.  I c h  a n t w o r t e t e  i h m  s c h o n  w i e d e r  n i c h t .  Ich war der Ansicht, daß Jemand, der auch nur eine Spur von Ehre besitzt, auf ein solches Schweigen ganz unmöglich weiter gehen könne. Aber am 8ten August schrieb er trotzdem wieder:
   »Die »Sachsenstimme« ist am 4ten d. zu vortheilhaften Bedingungen an mich allein übergegangen. Ich kann jetzt schalten und walten, wie ich will. Um mich von dem Drucker etwas unabhängig zu machen,  w ü r d e  i c h  g e r n  e i n i g e  t a u s e n d  M a r k  (3 - 6)  a u f  e i n  h a l b e s  J a h r  a l s  e i n  D a r l e h n  a u f n e h m e n .  Ein Risico ist ausgeschlossen.   H  i  n  t  e  r   m  i  r   s  t  e  h  e  n   d  i  e   j  ü  d  i  s  c  h  e  n   I  n  s  e  r  e  n  t  e  n  f  i  r  m  e  n ,  d i e  m i c h ,  w i e  d i e  l e t z t e  S a i s o n  b e w i e s e n  h a t ,  i n  w e i t g e h e n d e m  M a ß e  u n t e r s t ü t z e n .  Das Weihnachtsgeschäft bringt wieder alles ein.   W  ü  r  d  e  n   S  i   e   m  i  r   d  a  s   D  a  r  l  e  h  n   g  e  w  ä  h  r  e  n  ?   Z  u   G  e  g  e  n  l  e  i  s  t  u  n  g  e  n   b  i  n   i  c  h   g  e  r  n   b  e  r  e  i  t.   D i e  g r o ß e  Z a h l  v o n   a  k  a  d  e  m  i  s  c  h   g  e  b  i  l  d  e  t  e  n   M  i  t  a  r  b  e  i  t  e  r  n   e r h e b t  m e i n  B l a t t  ü b e r  d i e  M e h r z a h l  d e r  s ä c h s i s c h e n  Z e i t u n g e n .  Wir könnten außerdem   d  i  e   Artikel, auf die   S  i  e   Werth legen, an 300 oder mehr deutsche und österreichische Zeitungen versenden und den betreffenden Artikel  b l a u  a n s t r e i c h e n .  So etwas wirkt unfehlbar. In Dresden lasse ich mein Blatt allen Wirthschaften (1760) zugehen etc. etc. etc. etc. etc.  M i t  v o r z ü g l i c h e r  H o c h a c h t u n g  Rudolf Lebius«
   Also, die Summe war jetzt genannt! Zwar nur drei bis sechs tausend; aber es verstand sich ganz von selbst, daß dies nur erst der Anfang war. Es sollte ja nur dazu dienen, sich »etwas« unabhängig vom Drucker zu machen. Zur »vollen« Unabhängigkeit war später noch viel mehr erforderlich. Ich erfuhr, daß Lebius schon den Offenbarungseid geleistet hatte, daß er also nichts, gar nichts besaß, daß er den Drucker nicht bezahle, daß er überhaupt Schulden habe, daß er sogar auch Honorare


//39//

schuldig bleibe! Und das nannte er »ein Risico ist ausgeschlossen« und »daß man ein ganzer Kerl ist«!Die günstige Darstellung seiner Lage, die Behauptung von der »Großen Zahl seiner akademisch gebildeten Mitarbeiter« und von den 1760 Dresdener Wirthschaften u.s.w. gehört unbedingt vor den Staatsanwalt! Hier an dieser Stelle mache ich nur auf das aufmerksam, was er alles für mich thun wolle, falls er Geld von mir erhielt!  I c h  a n t w o r t e t e  a b e r m a l s  n i c h t !  Da schrieb er am 15ten August an Max Dittrich:
   »Werther Herr Dittrich! Ich gebe Ihnen für die Vermittelung  e i n  Prozent.   M  e  h  r   a  l  s   1  0  ,  0  0  0   M  a  r  k   b  r  a  u  c  h  e   i  c  h   n  i  c  h  t  .   Ich würde aber auch mit weniger fürlieb nehmen. Das Honorar sende ich am 20ten, wie verabredet. Könnten Sie nicht Dr. May bearbeiten, daß er mir Geld giebt? Freundlichen Gruß. R. Lebius«
Dann am 27ten August:
   »Werther Herr Dittrich! Meine Frau kommt am 1. Septbr. zu Herrn Dr. Klenke, einen kleinen Betrag kassiren. Bei dieser Gelegenheit giebt sie Ihnen Ihr Honorar. Sie haben meine schriftliche Zusage, daß ich Ihnen 1 Prozent von dem Gelde gebe, welches Sie mir von H. V. oder Dr. M (May) vermitteln. Sie erhalten das Geld sofort etc. etc. etc. Freundlichen Gruß. Lebius.«
   Also, kaum hatte er  3  b i s  6  t a u s e n d  verlangt, so waren es nur eine Woche später schon  z e h n t a u s e n d !  Wenn er hinzufügte, daß er auch mit weniger fürlieb nehmen würde, so hieß dies doch nur, daß er überhaupt  m i t  A l l e m  fürlieb nehmen müsse, was er bekommen könne. Dabei stand er sich so, daß er Max Dittrich nicht einmal die winzige Summe von 37 Mark 45 Pfennige Honorar zahlen konnte, sondern sich noch am 29ten October einen Spiegel pfänden lassen mußte, um Sicherstellung zugeben! Als Lebius weder die 10,000 Mark  n o c h  a u c h  w i e d e r  e i n e  A n t w o r t  von mir bekam und Dittrich vielmehr allen Ernstes sein Honorar nun endlich forderte, schrieb er diesem am 3ten September in rabiatem Tone:
   »Geehrter Herr Dittrich! Ich habe Herrn Dr. med. Klenke ersucht, Ihnen M. 40- zu meinen Lasten gutzuschreiben. Ihr Verhalten mir gegenüber finde ich höchst sonderbar, um nicht zu sagen, beleidigend. Achtungsvoll R. Lebius.«
   Also Geld hatte er nicht, aber Andere sollten für ihn bezahlen, die sich aber sehr hüteten, dies zu thun! Und dabei dieser Ton! Man beschrieb mir seine Verhältnisse als außerordentlich derangirt. Was ich da hörte, ließ mich vermuthen, daß der längst erwartete Revolverschuß nun wohl ganz sicher krachen werde. Und er krachte allerdings! Schon am 7ten September kam eine Postkarte bei mir an, die in der Nähe der Lebiusschen Wohnung aufgegeben war. Sie lautete:


//40//

   »Werther Herr! Ein gewisser Herr Lebius, Redacteur der Sachsenstimme, erzählte einem Herrn, daß er einen Artikel gegen Sie schreibt. Ich habe es im Local gerade gehört. Es warnt Sie ein Freund vor dem Manne. B. «
   Nach Gutachten Sachverständiger ist diese Karte von Lebius geschrieben. Nicht nur die Handschrift, sondern auch noch Anderes spricht dafür. So z.B. die Anrede »Werther Herr« (Siehe zweimal »Werther Herr Dittrich [«]) und ebenso der Ausdruck »ein gewisser  » H e r r «  Lebius « Jeder Andere hätte sich wohl mit dem Namen Lebius begnügt; er selbst aber setzte »Herr« davor, um selbst in solcher Angelegenheit noch respectirt zu werden. Die Hauptsache aber ist nicht diese Karte, mit welcher nur der Hahn des Revolvers gespannt wurde. Der eigentliche Schuß fiel,  d a  i c h  a u c h  n u n  n o c h  n i c h t s  v o n  m i r  h ö r e n  l i e ß ,  am 11ten September, an welchem Tage in No 33 der Sachsenstimme ein gegen mich gerichteter Schand- und Schmähartikel unter der dreifachen Ueberschrift erschien:
     »Mehr Licht über Karl May.
          160,000 Mark Schriftstellereinkommen.
               Ein berühmter Dresdener Kolportageschriftsteller.[«]
Schon der dreifache Titel enthält eine dreifache Unwahrheit: Lebius wirft kein Licht, sondern nur Schmutz und Schmant über mich. Ich bin überhaupt nicht Kolportageschriftsteller. Und ich habe niemals ein Einkommen von 160,000 Mark gehabt. Er behauptet, ich selbst habe ihm das gesagt.  D a s  i s t  a b e r  n i c h t  w a h r .  Er will mit dieser Summe nur zum Neide stacheln!  D e r  g a n z e  A r t i k e l  s t r o t z t  ü b e r h a u p t  v o n  a b s i c h t l i c h e n  V e r d r e h u n g e n  u n d  d i r e c t e n  U n w a h r h e i t e n .  Er behauptet, er kenne mich genau; er habe öfters mit mir gesprochen, getrunken, gegessen.  D a s  i s t  j a  g a r  n i c h t  w a h r !  Er behauptet, meine Frau habe ihm Recht gegeben, aber nicht mir.  D a s  i s t  g a r  n i c h t  w a h r !  Er behauptet, meine Frau habe gesagt, Chateaubriand sei nicht in Amerika gewesen.   D a s  i s t  g a r  n i c h t  w a h r !  Er war ja dort, in den Urwäldern der lndianer! Lebius behauptet, ich lasse mir zwei Marmorbüsten für 50   60,000 Mark machen.   D a s  i s t  g a r  n i c h t  w a h r !  Die eine wurde mir von meinem Freunde, Professor Sascha Schneider geschenkt, und die andere kostete bei Professor Selmar Werner nur 1300 Mark! Er nennt mich, um mich zu blamiren, kurzsichtig.  A u c h  d a s  b i n  i c h  n i c h t !  Er behauptet, mein Verleger Fehsenfeld habe mit einem kleinen Papiergeschäft Bankerott gemacht.  U m  d i e s e  U n w a h r h e i t  t r e f f e n d  z u  b e z e i c h n e n ,  m a n g e l t  m i r  d a s  p a s s e n d e  W o r t !  Noch viel weniger aber weiß ich es deutlich genug zu characterisiren, daß er, um sich an Max Dittrich zu rächen, diesem öffentlich ein »schweres Rückenmarkleiden« vorwirft. Ich brau


//41//

che wohl nicht zu fragen, wie das eigentlich zu nennen ist! Dieser Artikel ist ca.  2 0 0  Z e i l e n  lang, enthält aber trotzdem ca.  7 0  U n s a u b e r k e i t e n ,  ist also jedenfalls ein Meisterstack journalistischer Revolverei.
   Trotzdem wollte der Tiger die Maus noch gar nicht etwa verschlingen, sondern ihr vorerst nur zeigen, was er könne, wenn er wolle! Herr Lebins sprach trotz aller seiner Unwahrheiten jetzt noch von »Hochachtung« und »Bewunderung« für mich. Er wollte für uns beide die Thar noch offen lassen, für mich, ihm Geld zu geben, für sich, um es sich zu holen und dann mein Freund und weiterer Vampyr zu sein. Darum verspritzt er in den nächsten Nummern der »Sachsenstimme« nur einzelne, kleine Tropfen Giftes gegen mich. Als er aber sieht, daß ich mein sauer und ehrlich verdientes Geld trotz alledemfesthalte, läßt er in No 44 wieder einen größeren Artikel gegen mich los, der in   5  1   Z  e  i  I  e  n   1  0   h  e  r  v  o  r  r  a  g  e  n  d  e   U  n  w  a  h  r  h  e  i  t  e  n   e  n  t  h  ä  l  t  .   Der Artikel in No 33 enthielt in ca. 70 Unsauberkeiten volle 40   d  i  r  e  c  t  e   U  n  w  a  h  r  h  e  i  t  e  n .  Dieses Maß,   n  ä  m  l  i  c  h   e  i  n  e   v  o  l  l  e   U  n  w  a  h  r  h  e  i  t   a  u  f   j  e   5   Z  e  i  I  e  n ,  die andern falschen Noten gar nicht mitgerechnet, ist geblieben, so lange und so oft Lebius gegen mich geschrieben hat! Diese Lügenhaftigkeit characterisirt sich am besten dadurch, daß er mich z. B. in No 44 als ein  » g e b r e ch l i c h e s  M ä n n l e i n «  beschreibt, während ich doch 1 Meter 70 messe und 1 Meter 5 Brustumfang habe! Als er endlich eingesehen hat, daß es absolut kein Geld giebt, übersteigt das Maß der Unwahrheiten alles Dagewesene. Es kommt vor, daß 8 Zeilen 4 ächtblütige Unwahrheiten enthalten. Die Angriffe wachsen in das Riesige. Am Weihnachts-Heiligenabende macht er mir die Freude, mich in großen, rothen Plakatlettern in den Dresdener Schaufenstern auszuhängen. Als die traurige Rolle, die er in Dresden spielte, zu Ende ging, ließ er mich noch durch den Zeichner carikiren. Und während er dann verschwunden war und man vergeblich nach ihm suchte, um ihn wegen 2-3 Mark auspfänden zu lassen, verkaufte er seine Unwahrheiten an österreichische Blätter, um mich aus sichern Hinterhalt auch dort noch zu erdrosseln!
   Ich habe die hervorragendsten seiner Verleumdungen zur Strafanzeige gebracht und also fünf Jahre Zeit, sie zu verfolgen. Das soll nun nächstens geschehen. Ich habe auch staatsanwaltliche Anzeige erstattet, doch wurde aus Gründen, die nicht hierher gehören und aber inzwischen hinfällig geworden sind, die öffentliche Anklage bisher noch nicht erhoben. Es handelte sich da besonders um die Postkarte vom 7. Septbr. 1904, deren Urheberschaft Lebius ableugnet. Inzwischen ist auch da eine Wendung eingetreten, die von großer Wichtigkeit erscheint.


//42//

   Ich war im September vorigen Jahres mit meiner Frau in Berlin. Wir erfahren zufällig, daß Lebius in der Nähe wohne und ein neues Blatt herausgebe. Wir wollten das Blatt kaufen, konnten es aber nicht bekommen. Es war »der Bund«. Ich hatte triftigen Grund, eine Frage über Max Dittrich an Lebius selbst zu richten. Ich liebe nicht Hinterlist, sondern Offenheit. Ich ging direct an ihn selbst; ich ließ ihm telephoniren. Er bestellte mich und meine Frau nach Café Bauer. Wir kamen. Er war mit seiner Frau und ihrer Schwester da, um Zeuginnen zu haben. Als er hörte, daß wir sein Blatt hatten kaufen wollen, begehrte er zornig auf und verweigerte die Auskunft über Max Dittrich. Er fragte, was ich mit seinem Blatte wolle.  D a s  w a r  d a s  b ö s e  G e w i s s e n !  Er wußte, daß es, sobald ich sprechen wollte,  m i t  s e i n e r  j e t z i g e n  P o s i t i o n  v o r ü b e r  s e i !  Das brachte ihn in Angst. Er begann, zu drohen. Er sagte, daß es in Berlin wohl 20 Revolverblätter von dem Genre der »Dresdener Rundschau« gebe. Ich solle mich ja hüten, etwas gegen ihn zu sagen oder zu thun, sonst hole er seine alten Angriffe von Neuem hervor und lasse sie von diesen Blättern drucken; dann sei es mit mir für immer aus! Ich antwortete nicht und ging ohne alle Aufregung fort. Meiner Frau aber versprach er, ihr zu schreiben, wie er zu jenen unmenschlichen Angriffen gegen mich gekommen sei.
   Er hat natürlich vorgezogen, dieses Versprechen nicht zu halten. Dafür aber bekam meine Frau von der seinigen am 27. Octbr 07 folgenden Brief:
   »Berlin 26. 10. 07. Halleschestr. 20. Geehrte Frau May. Als Sie mir vor einem Monat im Café Bauer, wohin Sie uns eingeladen hatten, das Wort abnahmen, im Falle drohenden Ausbruches des alten Streites mich an Sie zu wenden, damit wir Frauen neues Unheil abwenden, wußte ich nicht, was Sie im Auge hatten. Jetzt weiß ich es. Ihr Mann soll als Zeuge auftreten in einer Klage meines Mannes gegen den »Vorwärts.« Er ist von dem Vorwärtsredacteur als Zeuge vorgeschlagen worden. Weder Sie noch ich haben ein Interesse daran, daß der alte Spektakel wieder losgeht. Da ich am Montag meine Eltern in Dresden besuche, wäre es mir lieb, wenn ich Sie bei dieser Gelegenheit in einer Dresdener Conditorei sprechen könnte. Mein Mann liegt seit zwei Monaten an einer Venenentzündung zu Bett. Eigentlich sollte auch er die Reise zu meinen Eltern mitmachen. Hochachtend Frau Marle Lebius. «
   Hierzu ist zu sagen: Nicht meine Frau hat Lebius, sondern Lebius hat meine Frau nach Café Bauer bestellt; ich wollte zu ihm nach Nicolasee, wo er wohnte, fahren; er lehnte das aber ab. Es war im September, als er mit seiner Frau und ihrer Schwester von Nicolasee nach Berlin, Café Bauer, kam. Und einen Monat späterr, im October, behauptet seine Frau,


//43//

daß er schon seit zwei Monaten an einer Venenentzündung zu Bette liege. Also auch hier sofort gleich wieder die  o f f e n b a r s t e  U n w a h r h e i t  und directe Umkehrung der Thatsachen! Das scheint bei diesen Leuten habituell zu sein! Meine Frau gab folgende Antwort:
   »Geehrte Frau Lebius! Was ich Ihnen versprochen habe, halte ich auch. Sie sind aber im Irrthum, wenn Sie glauben, daß ich wegen Ihrer Klagesache mit Ihnen sprechen wollte. Ich hatte davon keine Ahnung. Erst durch einen hier eingegangenen Brief des Redacteurs vom »Vorwärts« erfuhr ich davon. Sie können vom Inhalte des Briefes Kenntniß nehmen, wenn Sie hier sind. Heut kann ich Ihnen auch offen sagen, was mich zu jenem Zusammentreffen veranlaßte. In erster Linie war es wegen Dittrich, in zweiter aber lag mir daran, in der Sache Fischer reinen Wein eingeschenkt zu erhalten. Was ich da wissen wollte, hat sich in der Zwischenzeit so ziemlich erledigt. Frau Fischer hat 14 Tage vor ihrem Tode eine Erklärung durch ihre Bevollmächtigten abgeben lassen, die alles weitere Forschen in dieser Sache erledigen. Wie furchtbar hat die Hand Gottes im Lager unserer bitterster Feinde gewüthet! Fischer und auch dessen Frau sind eines sehr schweren Todes gestorben. Es thut mir leid, obgleich diese Menschen schlimmer als Bestien an uns gehandelt haben. Durch diese Leute kam ja zu viel Leid über uns. Sie wissen ja am besten, wie auch Ihr Gatte als Werkzeug der Münchmeyer-Fischer gehandelt hat. Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, bin Ihnen auch nicht böse. Weshalb also wollen wir uns an einen dritten Ort treffen? Kommen Sie ruhig zu mir. Ich werde jederzeit für Sie da sein, wenn Sie mir eine passende Zeit zuvor bestimmen.«
Hierauf kam am nächsten Tag die Antwort:
»Berlin 26. 10. 07. 20 Hallestr. Geehrte Frau May. Ich werde Dienstag Nachmittags 1/2 4 Uhr in der Bahnhofswirthschaft Radebeul Sie erwarten. Warum sollen wir nicht versuchen, ob eine Einigung und Verständigung möglich ist! Hochachtend Frau Marle Lebius.«
   Als ich das las, fragte ich mich: Wozu eine Einigung oder Verständigung in einer Eides  und Zeugensache? Ich habe die Wahrheit zu sagen, weiter nichts.  D i e  P a r t e i ,  w e l c h e  m i r  d a  z u m u t h e t ,  m i c h  v o r h e r  m i t  i h r  z u  e i n i g e n  r e s p .  z u  v e r s t ä n d i g e n ,  kann doch unmöglich auf gesetzlichem, auf rechtlichem Fuße stehen! Sie hat kein gutes Gewissen! Und warum die Zusammenkunft wieder in einer Kneipe, nicht in meiner Wohnung, wie es sich doch schickt? Ich wollte meine Frau partout nicht gehen lassen; aber sie meinte, die Sache könne wichtig sein, und so stimmte ich endlich zu. Die Zusammenkunft fand zu der angegebenen Zeit am angegebenen Orte statt. Es handelte sich, wie sich sofort herausstellte, um  e i n e  Z e u g e n b e e i n f l u s s u n g  m i t t e l s t  s t a r k e r  B e d r o h u n g .


//44//

Frau Lebius sagte, ihr Mann sei sehr krank und könne sich gar nicht bewegen. Daß sie ihn in diesem Zustande liegen ließ, um durch meine Frau auf mich einzuwirken, zeugt von der Größe der vorhandenen Furcht und Angst. Er hatte sie scharf instruirt, ihr sogar Mancherlei aufgeschrieben, was sie meiner Frau vorzulesen hatte, aber  n i c h t  a u s  d e n  H ä n d e n  g a b .  Es war etwas aus den Akten, aus der Anklageschrift. Es bezog sich auf die Postkarte, deren Urheberschaft von Lebius abgeleugnet, von den Sachverständigen aber behauptet wird. Frau Lebius war von ihrem Manne offenbar angewiesen, meiner Frau den Wortlaut dessen, was und wie ich auszusagen hatte, zu übermitteln und, falls dies nicht von Erfolg sei, ihr zu drohen. Ich solle als Zeuge aussagen, daß ich zwar früher Lebius für den Verfasser der Karte gehalten habe, inzwischen aber zu der Ueberzeugung gekommen sei, daß diese meine Ansicht auf Irrthum beruhe. Meine Frau wies das sofort und energisch von sich. Sie sagte: »Das ist ja gar nicht wahr! Wir können doch nicht lügen! Wir sind genau noch ebenso fest wie früher überzeugt, daß die Karte von Ihrem Manne stammt. Das werden wir sagen, etwas Anderes nicht[.]« Da gerieth Frau Lebius in Angst und Aufregung. Sie stieß die Drohung aus, daß ihr Mann, wenn wir in dieser Weise aussagten, ganz unbedingt gezwungen sei, die alten Angriffe gegen mich zu erneuern, und was dann daraus folge, das wüßten wir genau! Frau Lebius hatte ihre Schwester mit, aus berechnender Vorsicht, jedenfalls. Sie war so wüthend über den Bescheid, den sie von meiner Frau erhielt, daß sie von dieser ihrer Schwester gewarnt werden mußte, sich in so auffälliger Weise aufzuregen. Nun, da der verzweifelte Schritt mißlungen war, kam man zu der Einsicht, was Lebius für ein Wagniß unternommen hatte und was von ihm auf das Spiel gesetzt worden war, als er seine Frau von Berlin nach Radebeul sandte, um von mir eine ihm günstige Zeugenaussage  z u  e r z w i n g e n !
   Zu gleicher Zeit mit dem Beleidigungsprozeß Lebius-»Vorwärts« in Berlin geht ein Beleidigungsprozeß Lebius-»Arbeiterzeitung« in Dresden. Ich bin auch für den letzteren als Zeuge angegeben. Genau eine Woche vor dem betreffenden Termin in Dresden erschien im Verlage von Hermann Walther in Berlin unter dem Titel*
»Karl May, ein Verderber der deutschen Jugend von F. W. Kahl
- - - Basel«


*Der Streitfall um die von Lebius verfaßte und unter dem Namen F. W. Kahl veröffentlichte Broschüre ›Karl May ein Verderber der deutschen Jugend‹ wurde von Hainer Plaul ausführlich dokumentiert im Jb-KMG 1974, S. 195-236. Für interessierte Forscher ließ Plaul damals auch einen (inzwischen vergriffenen) Reprint der ›Kahl-Broschüre‹ herstellen. (Anm. d. Redaktion)



//45//

ein zwanzigseitiges Machwerk, welches mit einem notorischen Aufsatze von Lebius beginnt und derart von spezifisch Lebius'schen Verdrehungen und Unwahrheiten strotzt, daß eben nur Herr Lebius der Verfasser sein kann, F. W. Kahl in Basel aber ein Pseudonym oder Strohmann ist, den man in die Schweiz versetzt hat, um mir die Strafverfolgung zu erschweren. Sollte es sich herausstellen, daß ich richtig vermuthe, daß also Lebius der Verfasser resp. der intellectuelle Urheber dieses scheußlichen Pamphletes ist, so hat er eben begonnen,
d i e  D r o h u n g  s e i n e r  F r a u  g e g e n  m e i n e  F r a u  w a h r  z u  m a c h e n ,  » d i e  a l t e n  A n g r i f f e  g e g e n  m i c h  z u  e r n e u e r n ,  u n d  w a s  d a n n  d a r a u s  f o l g t ,  d a s  w i s s e n  w i r  g e n a u ! «

Er vergleicht mich mit Manolescu*. Das ist so unmenschlich niederträchtig, so höllisch und so teuflisch, daß ich keine Worte mehr finde. Ich schweige!
Karl May.



*Georges Manolescu (1871-1908), Gentleman-Gauner und notorischer Juwelendieb, wurde bekannt durch seine erstmals 1905 erschienenen ›Memoiren; mit den Titeln ›Ein Fürst der Diebe‹ und ›Gescheitert‹ (später auch u. d. T. ›Der Meisterdieb‹) beide Bände sind im Archiv der Karl-May-Gesellschafl vorhanden. Ausführliche Informationen zu Manolescu finden sich bei Werner G. Schmidtke ›Georges Manolescu - ein Gauner als Held‹. Edition Corsar, Braunschweig 1982. (Anm. d. Redaktion)




//46//

Z e u g e n a u s s a g e  f ü r  K l a r a  M a y
(Im Manuskript ohne Überschrift)

Es ist die Frage, ob Herr Rudolf Lebius als Ehrenmann zu betrachten ist oder nicht. Ich muß als Zeugin der Wahrheit die Ehre geben, indem ich offen bekenne, daß es mir vollständig unmöglich ist, ihn als Ehrenmann zu bezeichnen. Er hat an mir und meinem Manne nicht wie ein Mensch, sondern  w i e  e i n  U n m e n s c h  gehandelt, der alles Mitleid, alle Wahrheitsliebe und alle Ehrenhaftigkeit bis auf den letzten Rest  v o l l s t ä n d i g  v e r l o r e n  hat.


Schon im Jahre 1902, als mein Mann im Süden reiste, schrieb Herr Lebius an meinen Mann, daß er ein Leser seiner Werke sei, daß er ihn  v e r e h r e  und  b e w u n d e r e  und daß er wünsche, sich ihm vorstellen zu dürfen. Als mein Mann diese Zuschrift gelesen hatte, sagte er sofort: »Der will mein Geld, weiter nichts.« Er antwortete ihm sehr kühl mit einer Karte.


Unter Beilegung schrieb Herr Lebius am 7. April 1904 einen Brief, in dem er seinen Wunsch wiederholte. Er habe ein Blatt in Dresden gegründet (die »Sachsenstimme«) welches großen Anklang finde. Mein Mann möge für dieses Blatt Etwas schreiben.


»Die Sachsenstimme« war ein Revolverblatt allerniedrigsten Ranges. Es konnte meinem Manne nicht einfallen, Mitarbeiter zu werden, aber infolge der Gefährlichkeit und Rachsüchtigkeit derartiger Revolvermänner mußte er sich hüten, Herrn Lebius direct abzuweisen. Er erlaubte ihm, zu uns nach Radebeul zu kommen. Er wurde hierzu besonders auch durch den Militairschriftsteller und Redacteur Max Dittrich bestimmt, der ihn warnte und ihm versprach, bei dem Besuch gegenwärtig zu sein, damit mein Mann so wenig wie möglich mit Lebius zu sprechen habe. Herr Lebius meldete sich für den 2ten Mai Nachmittag 3 Uhr an.


Als der Besuch zur angegebenen Zeit gekommen war, stellte sich sehr schnell heraus, daß Herr Lebius ein Mann war, vor dem man sich in Acht zu nehmen hatte. Gleich als ich ihn empfing, sagte ich ihm, daß mein Mann nur unter der Bedingung mit ihm sprechen werde, daß kein einziges Wort von der Unterhaltung in die Zeitung komme. Er versprach es mir. Als dann mein Mann im Gesellschaftszimmer erschien, stellte er dieselbe Bedingung noch einmal. Herr Lebius gab sein Wort. Er hat es dann, als er kein Geld bekam, ohne allen Skrupel gebrochen.  D a s  i s t  e h r l o s !




//47//

Und noch schlimmer ist, daß er in seinen Veröffentlichungen die Wahrheit herumdrehte und derart mit bewußten Lügen ausschmückte, daß mein Mann als literarischer Schurke, Schwindler und Hochstabler erschien.


Herr Lebius trank mit Kaffee, aß dann auch mit Abendbrot und zeigte sich außerordentlich gesprächig. Er sprach fast ganz allein. Wir Andern hörten meist nur zu. Er gab sich die auffälligste Mühe, sich und sein Revolverblatt uns anzupreisen. Er sprach von seinen  g r o ß e n  K e n n t n i s s e n ,  seinen  a u ß e r o r d e n t l i c h e n  E r f a h r u n g e n ,  von seinen Erfolgen als  P a r t e i m a n n ,  J o u r n a l i s t ,  B u c h h ä n d l e r  und  V e r l e g e r .  Als das nicht wirkte, sprach er wieder von seiner  V e r e h r u n g  und  B e w u n d e r u n g  für meinen Mann, dessen Bücher er sehr genau kenne. Er habe sie gelesen und studirt. Da stellten wir ihn auf die Probe. Wir prüften ihn. Wir fragten ihn aus.  E r  k o n n t e  k e i n e  e i n z i g e  F r a g e  b e a n t w o r t e n .  Er hatte diese Bücher nicht gelesen. Er kannte den Inhalt keines einzigen. Er war als Schwindler entlarvt.  D a s  w a r  e h r l o s !


Aber er besaß so gar keine Ehre, daß er sich über diese Entlarvung nicht im geringsten schämte. Er lachte und scherzte über sie. Er sagte, er bewundere meinen Mann nicht seiner Werke, sondern seines Erfolges wegen. Der Erfolg sei die Hauptsache, und unter dem Erfolge verstehe er das  G e I d .  Alles Andere, Religion, Kunst, Wissenschaft, Gesetz, Moral, Humanität, sei  M u m p i t z !  Das Geld sei Alles in Allem. Er sei aus der christlichen Kirche ausgetreten. Er sei Journalist und Parteimann. Er nehme auf die Religion anderer Leute keine Rücksicht. Die Presse sei die einzige Macht, die es gebe, und das Geld der einzige Erfolg, den er anerkenne. Darum sei sein Grundsatz folgender:
   » W e r  a m  m e i s t e n  z a h l t ,  d e r  h a t  u n s !
N u r  w e r  G e l d  h a t ,  d e r  k a n n  A l l e s  e r r e i c h e n .  N u r  w e r  G e l d  h a t ,  k a n n  s i c h  e i n e n  e i g e n e n  W i l l e n  u n d  e i n e  e i g e n e  M e i n u n g  g e s t a t t e n .  L e i d e r  h a b e n  w i r  J o u r n a l i s t e n  u n d  R e d a c t e u r e  m e i s t  k e i n  G e l d .  D a r u m  s i n d  w i r  g e z w u n g e n ,  g e g e n  u n s e r e  U e b e r z e u g u n g  z u  h a n d e l n  u n d  z u  s c h r e i b e n  u n d  n u r  s o l c h e n  L e u t e n  z u  d i e n e n ,  v o n  d e n e n  w i r  G e l d  b e k o m m e n .  W e r  a m  m e i s t e n  z a h l t ,  d e r  h a t  u n s ! « 


Herr Lebius wurde in seiner Redseligkeit immer unvorsichtiger. Er verstieg sich schließlich zu folgenden Geständnissen:
   Wer an Gott, Religion, Moral u.s.w. glaubt, der ist Knecht. Wer an nichts glaubt, der ist freier Herr. Es giebt Sklaven und Gebie




//48//

ter, Schafe und Leithammel. Der Parteimann soll nicht Schaf, sondern Leithammel und Gebieter sein. Gehe es bei der einen Sorte von Schafen nicht, so gehe es bei der andern; man brauche nur zu wechseln, aber stets nur mit der nöthigen Ueberzeugung, denn das begeistere die Schafe. Dieser seiner  P f i f f i g k e i t  habe er alle seine bisherigen Erfolge zu verdanken.
   Den Schafheerden, die man leiten wolle, imponire man als Redacteur besonders dadurch, daß man sich Mühe gebe, die  O b r i g k e i t ,  die  B e a m t e n  und überhaupt alle  A n g e s t e l l t e n  i n  d e n  S a c k  z u  b e k o m m e n.  Das sei sehr leicht.  J e d e r  B e a m t e  h a t  W e r g  a m  R o c k e n .   Man forscht nach, was jeder Einzelne bei der Obrigkeit für verborgene Sünden zu verstecken hat. Hat man es erfahren, so deutet man das als Redacteur im Blatte leise an, so daß man nicht gefaßt werden kann, der Betreffende aber erfährt, daß man seine Sünden kennt. Dadurch setzt man sich in Respect und kommt in den Ruf eines tüchtigen Kerls. Man wird gefürchtet!  M a n  r e g i er t !


Wir, mein Mann und ich, waren froh, als dieser Besuch vorüber war. Wir nahmen uns vor, uns vor diesem Herrn Lebius in Acht zu nehmen und ihn fortan zu meiden. Aber schon am nächsten Tage schrieb er uns einen Dank für die ihm erwiesene Gastfreundschaft und am 12ten Juli 1904 verlangte er ein Darlehn auf drei Jahre, ohne die Höhe der Summe anzugeben. Am 8. Auguststellte er sie auf  3  b i s  6  T a u s e n d  M a r k  f e s t .  Am 15ten August verlangte er schon  z e h n t a u s e n d  M a r k .  Er that das unter allerlei Vorspiegelungen falscher Thatsachen. Es konnte uns nicht einfallen, ihm das Geld zu geben. Es wäre doch Alles verloren gewesen. Wir hörten, er habe schon manifestirt.* Als er kein Geld bekam, erhielten wir eine Postkarte, in der uns gedroht wurde, daß Herr Lebius einen Zeitungsartikel gegen uns schreiben werde. Und als mein Mann trotzdem nicht zahlte, erschien dieser Artikel am 11. September in der Lebius'schen »Sachsenstimme«. Er strotzte von Verdrehungen, Uebertreibungen und directen Lügen und erhielt eine Menge gleichwerthiger Fortsetzungen, deren Ehrlosigkeit und Boshaftigkeit jeder Beschreibung spottet. Es war offensichtlich darauf abgesehen, meinen Mann moralisch, literarisch und wirthschaftlich zu Grunde zu richten. Wir haben ganz entsetzlich unter diesem Haß und dieser unmenschlichen Rachsucht gelitten und hatten diesen Mann doch  n i e  auch nur mit einem einzigen Wort beleidigt oder gekränkt!



*manifestirt: den Offenbarungseid geleistet. (Anm. d. Redaktion)



//49//

Diese Rachsucht hat meinen Mann nicht nur bis dahin verfolgt, wo Lebius plötzlich mit Hinterlassung bedeutender Schulden aus Dresden verschwand, sondern sie ist jetzt plötzlich in dem Prozesse Lebius gegen Wermuth wieder groß und aktuell geworten. In diesem Prozesse war mein Mann als Zeuge benannt. Herr Lebius schickte seine Frau zu mir nach Radebeul, um meinen Mann durch Drohungen zu bestimmen, nicht gegen, sondern für ihn auszusagen, sonst würde ihr Mann  g a n z  u n b e d i n g t  g e z w u n g e n  s e i n ,  d i e  a l t e n  A n g r i f f e  g e g e n  m e i n e n  M a n n  z u  e r n e u e r n ,  u n d  w a s  d a r a u s  f o l g e ,  d a s  w ü ß t e n  w i r  g e n a u !  Wir gingen natürlich nicht darauf ein.


In dieser Weise abgewiesen, beschloß Herr Lebius, eine Brochure gegen meinen Mann erscheinen zu lassen, die ihn als einen Mann hinstellte, der keine Eidesglaubwürdigkeit besitzt. Diese Brochure kam unter Umständen zu Stande, welche den Strafrichter noch ernstlich zu beschäftigen haben. Sie erschien einige Tage vor dem Termine, zu dem mein Mann als Zeuge geladen war, und enthält eine fast noch größere Menge von Verdrehungen, Uebertreibungen, wissentlichen Fälschungen und absichtlichen Lügen als alle andern früheren Pamphlete, mit denen mein Mann vernichtet werden sollte.


Nach alledem ist es mir gänzlich unmöglich, anzunehmen, daß Herr Lebius auch nur die  g e r i n g s t e  S p u r  v o n  E h r g e f ü h l  besitzt. Ich halte ihn für einen gradezu gemeingefährlichen, vollständig unehrenhaften, rücksichtslosen Menschen, der in seiner Gewissenlosigkeit und Selbstüberhebung es sogar wagte, zu dem von ihm verführten Zeugen F. W. Kahl zu sagen: »Fürchten Sie sich nicht vor dem Gericht! Ich bin ein großes forensisches Talent! Sobald ich anfange, zu sprechen, sind die Richter alle mein! [«]




Inhaltsverzeichnis


Alle Jahrbücher


Titelseite KMG

Impressum Datenschutz