»Und Friede auf Erden«. Dieses Buch hat eine eigene Geschichte, eine außerordentlich interessante, hoch aufsteigende und hoch aufjubelnde, dann plötzlich die Zähne zusammenbeißende und einsam weitergehende Geschichte.
Max Dittrich (1904) (1)
Zwei Werke Karl Mays waren von besonderer Bedeutung für die literarische Entwicklung seines Altersjahrzehnts: »Am Jenseits« und »Et in terra pax« - der letzte Roman vor und der erste Roman nach der Orientreise 1899/1900.
Karl May war sich dieser Bedeutung durchaus bewußt. Der Fingerzeig für Fehsenfeld (1898) (2), daß Karl May jetzt beginnt, mit seinen eigentlichen Absichten herauszurücken, zeigt dies deutlich, wenngleich die wohlvorbereitete, großartige Bewegung auf religiös-ethisch-sozialem Gebiete eine allzu große Geste war. Wir sind heute mißtrauisch geworden gegenüber derartiger Rhetorik, doch war es May zweifellos ernst mit seiner selbstgestellten menschheits-missionarischen Aufgabe. Um wieviel stärker muß er diese Berufung während und nach der großen Reise, dem »Schlüsselerlebnis seines Alters« (3), in sich gespürt haben. Neben den in großer Zahl entstandenen »Himmelsgedanken« legt vor allem der Roman »Et in terra pax« (für die Fehsenfeld-Buchausgabe 1904 umbenannt in »Und Friede auf Erden«) - in dem »Am Jenseits« eine handlungsbezogene Rolle spielt - Zeugnis davon ab.
Als literarisch schwächster der Altersromane wurde er bisher von der ernsthaften Karl-May-Forschung nur »nebenbei« erwähnt (4), und erstmals die vorstehende Interpretations-Arbeit Hans Wollschlägers läßt erkennen, welch überragenden Quellenwert gerade dieses Werk für die Persönlichkeit Karl Mays besitzt. Sie macht zugleich deutlich, wie berechtigt die Forderung der Karl-May-Gesellschaft ist, Mays Werke in korrekten,
unbearbeiteten Textfassungen in den Handel zu bringen. Gerade in dieser Beziehung hat »Und Friede auf Erden« ein wechselvolles Schicksal erlebt wie kein anderes Buch Mays. Entstehung und Geschick des Romans wurden zudem im Laufe der Zeit von Legenden umgeben die eine objektive dokumentarisch abgesicherte Übersicht notwendig machen.
Der Erstdruck von »Et in terra pax« erschien 1901 in dem von Joseph Kürschner herausgegebenen Sammelwerk »China« (5), und wahrscheinlich hat Kürschner selbst die Anregung zu dem Roman gegeben: Damals frug ein rühmlichst bekannter, inzwischen verstorbener Bibliograph bei mir an, ob ich ihm ebenso wie zu früheren Unternehmungen nun auch zu einem großen Sammelwerk über China einen erzählenden Beitrag liefern könne ... (6) Karl May war für Kürschner kein Fremder ja seit Erscheinen des »Methusalem« (1889) galt er als China-Kenner, und in »Kürschners Literaturkalender« 1900 sind sogar chinesische Sprachkenntnisse verzeichnet. (7)
Mays Bekanntschaft mit Joseph Kürschner war - hier müssen alle bisherigen Darstellungen revidiert werden - bis 1901 durchaus freundlich-harmonisch verlaufen. In den achtziger Jahren hatte May für die von Kürschner redigierte Zeitschrift »Vom Fels zum Meer« (Verlag Wilhelm Spemann Stuttgart) drei kurze Reiseskizzen geschrieben. (8) Zu dem von May außerdem fest zugesagten größeren Roman ist es - wohl wegen der Überbeanspruchung durch Münchmeyer - jedoch nie gekommen. (9) Kürschner mag auch Mays Mitarbeit an der von Spemann 1887 gegründeten Jugendzeitschrift »Der gute Kamerad« vermittelt haben (10), wenngleich er selbst nie diese Zeitschrift geleitet hat; schon vor Erscheinen des ersten Heftes war er von der Redaktion zurückgetreten.
Im Sommer 1889 schied Kürschner in großem Streit vom Verlag Wilhelm Spemann (12) und ging als »Litterarischer Direktor der Deutschen Verlags-Anstalt (vorm. Ed. Hallberger) und Herausgeber der Zeitschriften dieses Verlags (»Über Land und Meer« »Deutsche Roman-Bibliothek« »Illustrierte Welt« etc.)« (13) zur unmittelbaren Konkurrenz. Auch als Redakteur dieser Zeitschriften blieb er mit Karl May in Verbindung; doch ließen sich bisher nur vier kleine Erzählungen Mays (geschrieben zu bereits vorliegenden Illustrationen) in Kürschners Zeitschriften ermitteln, durchweg anonym und vor Spemann geheimgehalten: »Am
Kai-p'a«, »Die Rache des Mormonen«, »Im Mistake-Cannon« und »Der erste Elk«. (14) Kürschners Idee, May für eine in der »Illustrierten Welt« geplante Reihe in 26 Folgen »Reise um die Welt ... Sittenbilder aus dem Leben der Deutschen im Ausland« (15) zu gewinnen, scheiterte daran, daß May seit dem 1. 12. 1888 kontraktlich fest an Spemann gebunden war. Mit der Befürchtung ein Versuch, bei Spemann eine Ausnahme für ihn zu erwirken würde in diesem Fall, wo es sich um eine direkte Konkurrenz handelte, durchaus erfolglos sein dürfte Kürschner Recht gehabt haben denn Spemann hatte den Bruch »eigentlich nie ganz verwunden«, und »nie mehr wurde im Hause Spemann der Name Kürschner genannt«. (17)
Die schöne im Band »Ich« wiedergegebene Spiegelungs-Theorie in Mays Reis Effendina einen »symbolischen« Joseph Kürschner zu sehen und im Mahdi-Roman einen verschlüsselten Bericht über den Streit mit dem »Guten Kameraden« (18), läßt sich also nicht länger aufrecht erhalten. 1896 hatte Kürschner mit dem »Guten Kameraden« überhaupt nichts mehr zu tun, und der Streit hat auch nicht stattgefunden. E. A. Schmids Behauptung von 1916, May habe den »Schwarzen Mustang« »anfänglich auf einen viel größeren Umfang berechnet« (19), ihn jedoch vorzeitig abgebrochen, ist bisher stets ungeprüft übernommen worden. (20) In Wirklichkeit war die Erzählung nie umfangreicher geplant gewesen. Der Schlußteil wirkt nur deshalb so unharmonisch angehängt, weil May die im Frühjahr 1895 begonnene Niederschrift für mehr als ein halbes Jahr unterbrochen und erst im November 1895 fortgeführt hat; dabei hat er offenbar nicht mehr recht den Anschluß gefunden (er mußte sich sogar zum Wieder-Einlesen das bereits abgelieferte Manuskript zurückgeben lassen). Am 5. 11. 1895 erinnerte die Redaktion an die frühere Vereinbarung, daß die Erzählung sich nur über einen halben Jahrgang erstrecken solle und somit einen Umfang von 650 bis 700 May-Manuskriptseiten haben müßte. Kein vorzeitiger Abschluß, kein Bruch mit der Redaktion. Im Gegenteil: bei Ablieferung seines letzten Beitrags stellte May sogar eine weitere Erzählung für den »Guten Kameraden« in Aussicht.
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Als May seine Zusage gab, einen Beitrag für den China-Band zu schreiben, hatte er also keineswegs »noch einigen Groll mit Kürschner abzumachen« (23), Vielmehr mag er wirklich der Meinung gewesen sein, daß es sich um ein gewiß unbefangenes, rein geographisches Unternehmen handle (24). Trotzdem wird er die ganz besondere, ausgesprochen »abendländische« Tendenz (25) des Sammelwerkes geahnt haben, denn ihm kann die Zeitstimmung nicht verborgen geblieben sein, als man in Deutschland »in weiten Kreisen den gegenüber anderen Kolonialmächten erheblichen »Nachholbedarf« an räuberischem Imperialismus geradezu als nationale Schande ansah« (26).
Die Ostasienpolitik der - miteinander scharf rivalisierenden - europäischen Mächte war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geprägt von immer hektischeren und bedenkenloseren territorialen Forderungen. Rußland besetzte riesige Gebiete nördlich des Amur, Großbritannien annektierte nacheinander Nieder- und Ober-Burma, Frankreich beschlagnahmte Annam sowie Nieder-Cochinchina und Kambodscha, woraus dann Französisch-Indochina gebildet wurde, Portugal erhielt Macao, um nur die eklatantesten Verletzungen der chinesischen Souveränität zu nennen. (27) Die letzten Hemmungen schwanden nach Japans Sieg im chinesisch-japanischen Krieg 1894/95. Da fürchtete Kaiser Wilhelm II., daß »dieser junge, selbstbewußte, nach Thaten lechzende japanische Sieger den überwältigten Riesen China in seinen Dienst zwingen und neu beleben könnte, so daß vielleicht in nicht zu ferner Zeit eine zweite Gottesgeißel mit ihren Mongolenscharen die ganze Kultur Europas bedrohe. Der kaiserliche Mahnruf erschallte: »Völker Europas, wahrt Eure heiligsten Güter«.« (28) Deutschland erreichte 1897 durch einen Handstreich (für den als Vorwand die Ermordung zweier deutscher Missionare diente) die Verpachtung von Kiautschou und der Stadt Tsingtau für 99 Jahre. »Interessensphären wurden nun allgemein Mode. Deutschland beanspruchte Vorrechte in Schantung, Rußland in der Mandschurei, Japan in Fukien gegenüber Formosa ... und Großbritannien im Jang-tse-Tal. Auf diese Weise standen dreizehn von den achtzehn Provinzen Chinas unter einer Art Vorkaufsrecht ...« (29)
Vor diesem Hintergrund ist der sich ins Grenzenlose steigernde Fremdenhaß zu verstehen, der weite Teile der Bevölkerung ergriff und der sich gegen alles Nicht-Chinesische richtete, vor allem auch gegen
die Missionsgesellschaften der verschiedenen christlichen Konfessionen und Sekten, deren Botschaft der Nächstenliebe angesichts der von Europa praktizierten Politik nicht auf sehr fruchtbaren Boden fallen konnte.
Radikalste Reaktion auf die Interventionen war um die Jahrhundertwende der sogenannte »Boxer-Aufstand«. »Im Gegensatz zu den vorangegangenen Reformbewegungen waren die Träger dieser neuen Bewegung keine konfuzianischen Gelehrten oder Staatsmänner, sondern Mitglieder eines Geheimbundes, die sich als I-ho-ch'üan (Faustkämpfer der Rechtlichkeit und Eintracht) bezeichneten. Auf Grund bestimmter Kampfsportübungen wurden sie von den Ausländern in China kurz »Boxer« genannt.« (30) Die ersten Boxer traten bald nach der deutschen Besetzung in der Provinz Schantung auf, und die Bewegung verbreitete sich rasch, führte zu immer massiveren Angriffen auf alles Fremde - vor allem auf die Missionsstationen -, und im Juni 1900 zogen die ersten »Boxer«-Einheiten in Peking ein, wo sie bald von den Europäern als »jagdbares Wild« betrachtet wurden: »Ketteler und seine fröhlichen Leute haben eben sieben Boxer von der Mauer heruntergeschossen. 50 oder 100 exerzierten in einer Entfernung von etwa 200 Metern, sieben wurden getötet und, wie ich denke, viele verwundet ... Die Strecke war ausgezeichnet« - so konnte »Times«-Korrespondent G. E. Morrison über eine sportliche Veranstaltung des deutschen Botschafters Clemens Freiherr von Ketteler berichten (31), jenes Botschafters, dessen Ermordung durch einen chinesischen Soldaten wenige Tage später, am 20. Juni 1900, den eigentlichen »Boxer-Krieg« auslöste.
Der Mandschu-Kaisechof, der beherrscht war von der energischen Kaiserinwitwe Tz'u-hsi - sie hatte 1898 den Kaiser Kuang-Hsü abgesetzt, unterschrieb jedoch nach wie vor alle Edikte mit seinem Namen -, sympathisierte immer offener mit den Boxern. Am 20. Juni 1900 - unmittelbar nach der Ermordung Kettelers - erklärte China offiziell den europäischen Mächten den Krieg, und zugleich begann die gemeinsam von Boxern und chinesischem Militär durchgeführte aufsehenerregende Belagerung des europäischen Diplomatenviertels in Peking. Die sagenumwobenen »55 Tage in Peking« - noch 1962 nahm sich der Film dieses Stoffes an (32) - begannen. Daß den radikalen Kräften nicht das ohne Zweifel geplante große Gemetzel gelang, lag einerseits
an dem verbissenen Widerstand der Belagerten, andererseits aber auch an »der bewußten Sabotage der Belagerung und des allgemeinen Krieges gegen die auswärtigen Mächte durch einige chinesische Staatsmänner. Jung Lu (33) zum Beispiel, der vor diesem Krieg vergeblich gewarnt hatte, weigerte sich, die unter seiner Kontrolle stehende moderne Artillerie zur Zerstörung der Gesandtschaften freizugeben.« (34) Nicht ganz begründet ist also der Hohn europäischer Strategen über »die gänzliche Minderwertigkeit der Chinesen, die es, trotz zehnfacher Übermacht, nicht verstanden, ein Häuflein von einigen hundert Europäern zu bewältigen« (35). Am 14. August gelang schließlich einem »internationalen Hilfskorps«, bestehend aus Japanern, Russen, Engländern, Amerikanern und Franzosen (die Deutschen trafen erst vier Tage nach der Einnahme Pekings ein), die Befreiung. (36)
Es würde zu weit führen, an dieser Stelle über alle Einzelheiten der weiteren Ereignisse zu berichten, von den farcenhaften Umständen, unter denen der zum Höchstkommandierenden ernannte deutsche Feldmarschall Graf von Waldersee nach China reiste (»er hat dort niemals an etwas teilgenommen, was man entfernt als Kampf bezeichnen konnte«, vermerkt Fleming (37)), bis zum für China entwürdigenden Friedensschluß - Siegermächte verstanden sich zu allen Zeiten auf solche Bedingungen - und zur Unterzeichnung des sogenannten »Boxer-Protokolls« am 7. September 1901. Als besonders bezeichnend für die Zeitstimmung, vor deren Hintergrund Karl Mays Haltung gesehen werden muß, sei jedoch noch aus jenem »Kaiserlichen Scheidegruß an das Expeditionskorps« vom 27. Juli 1900 zitiert, der unter dem Namen »Hunnenrede« in die Geschichte einging:
»Die Aufgabe, zu der Ich Euch hinaussende, ist eine große. Ihr sollt schweres Unrecht sühnen. Ein Volk, das, wie die Chinesen, es wagt, tausendjährige alte Völkerrechte umzuwerfen, und der Heiligkeit der Gesandten und der Heiligkeit des Gastrechts in abscheulicher Weise Hohn spricht, das ist ein Vorfall, wie er in der Weltgeschichte noch nicht vorgekommen ist, und dazu von einem Volke, welches stolz ist auf eine vieltausendjährige Kultur. Aber Ihr könnt daraus ersehen, wohin eine Kultur kommt, die nicht auf dem Christentum aufgebaut ist. Jede heidnische Kultur, mag sie noch so schön und gut sein, geht zu Grunde, wenn große Aufgaben an sie herantreten. So sende Ich Euch aus, daß Ihr bewähren sollt, einmal Eure alte deutsche Tüchtigkeit, zum zweiten die Hingebung, die Tapferkeit und das freudige Ertragen jedweden Ungemachs, und zum dritten Ehre und Ruhm unserer Waffen und Fahnen. Ihr sollt Beispiele abgeben von der Manneszucht und Disziplin, aber auch der Überwindung und Selbstbeherrschung. Ihr sollt fechten gegen eine gut bewaffnete Macht,
aber Ihr sollt auch rächen, nicht nur den Tod des Gesandten, sondern auch vieler Deutscher und Europäer. Kommt Ihr vor den Feind, so wird er geschlagen, Pardon wird nicht gegeben; Gefangene nicht gemacht. Wer Euch in die Hand fällt, sei in Eurer Hand. Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in der Überlieferung gewaltig erscheinen läßt, so möge der Name Deutschland in China in einer solchen Weise bekannt werden, daß niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa einen Deutschen auch nur scheel anzusehen...« (38)
Daß diese »kaiserliche Ansprache ... in der ganzen zivilisierten Welt ein starkes Echo fand« und daß Kaiser Wilhelm damit »den gutmütig veranlagten deutschen Soldaten« ermahnen wollte, »gegenüber der jeder Beschreibung spottenden brutalen und rohen Grausamkeit der Chinesen keine Rücksicht walten zu lassen«, kann Kürschners China-Werk beifällig berichten (39), wie es auch eine weitere Ansprache Wilhelms wiedergibt, in der er sein Offizierskorps ermahnt: »Zeigen Sie auch den Chinesen, daß es eine Macht giebt, die gewillt ist, sie ohne Rücksicht auf fernerliegende praktische Ziele zu züchtigen wegen ihrer gesetzwidrigen Thaten ... « (40)
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»Die Kenntnis Chinas, auf dessen Boden deutsches Blut geflossen ist, auf dem sich deutsche Kräfte regten und in erhöhtem Maße regen werden, an dessen Küste der deutsche Aar zum Segen des Vaterlandes einen »Platz an der Sonne« fand - die Kenntnis dieses Landes erschließen und erweitern helfen, den Verlauf der »Wirren«, vor allem den deutschen Anteil an ihnen zu schildern - das hat sich das vorliegende, gemeinverständliche Buch zur Aufgabe gestellt.« So lautet das von Joseph Kürschner im Vorwort seines Sammelwerks postulierte Programm. Der »Kenntnis Chinas« sollte vor allem Teil I »Land und Leute« dienen. Verschiedene Wissenschaftler berichten über chinesisches Leben, über Regierung, Rechtspflege und Militär, über Glauben, Sprache, Schrift und Literatur, über Landwirtschaft und Viehzucht, Handel und Verkehr - eine sehr vielseitige Sammlung durchaus sachlicher, oft sehr aufschlußreicher Berichte und Illustrationen. In seinem ersten Teil ist das China-Werk wirklich ein unbefangenes, rein geographisches Unternehmen.
Teil II »Die Wirren 1900/1901« dagegen sollte jenes »Denkmal den Streitern und der Weltpolitik« errichten, von dem Kürschner im Vor-
wort frohlocken konnte: »Den deutschen Waffen und deutscher Kriegskunst sind die »Wirren« zu einem Ruhmesblatt geworden. Waren auch keine gewaltigen Schlachten zu schlagen, an Thaten bewunderungswürdiger Tüchtigkeit, an Bezeugung großartiger Schulung und vollwichtigen militärischen Könnens hat es in ihrem Verlaufe nicht gefehlt. Hätte Deutschland nichts weiter erreicht, als Zeugnis abgelegt zu haben für seine Leistungsfähigkeit in marinetechnischer Hinsicht, die Opfer, die das Reich gebracht hat, wären nicht umsonst gewesen.«
Teil III »Erzählendes und Anderes von und aus China« schließlich ging »von dem Gedanken aus, weiteste Kreise um so sicherer zu fesseln, wenn ihnen neben dem rein Schildernden und Berichtenden auch Unterhaltendes geboten würde, das mit dem Gegenstande des Werkes im engsten Zusammenhange stünde«. Und hierfür hatte Kürschner vor allem einen spannenden Roman aus der Feder Karl Mays geplant. Mag er dabei an eine abenteuerliche Flußpiratengeschichte im Stil des »Kiang-Lu« oder des »Blauroten Methusalem« gedacht haben, an Kämpfe mit verbrecherischen Geheimorganisationen, an Bettlerkönige und Tempelräuber - er wurde gründlich enttäuscht. Stattdessen trifft man in »Et in terra pax« auf die edlen Chinesen Fu und Tsi, auf den Gelehrten Fang, der in dem großen Nachtgespräch - auf der Überfahrt von Ceylon nach Sumatra - seine Gedanken über Toleranz und friedliche Koexistenz ausbreitet, und auf die seelenvolle Chinesin Yin. Das alles paßte doch nicht zu jenem China, das als großes Manöverfeld für deutsche Soldaten diente, wo sich die alte deutsche Tüchtigkeit bewähren sollte, die Manneszucht und Disziplin und das freudige Ertragen jedweden Ungemachs ... Trotz verschiedener spannender Episoden - so der Befreiung des Missionars Waller aus den Händen fanatischer Moslems - wollte die Erzählung nicht in das auf kriegerische Töne gestimmte Konzept passen, sie hatte »einen etwas anderen Inhalt und Hintergrund erhalten«, als Kürschner »geplant und erwartet hatte« (41), und May wurde bedeutet, einzulenken. Ich tat dies aber nicht, sondern ich schloß ab, und zwar sofort, mit vollstem Recht. Mit dieser Art von Gong habe ich nichts zu tun! (42)
Den schon erwähnten »kaiserlichen Mahnruf« über die Wahrung der heiligsten Güter - das Frontispiz-Bild des China-Werks trägt ihn als Motto - und den ihm innewohnenden »Geist« behielt Karl May im
Gedächtnis und griff ihn noch fünf Jahre später in seinem Drama »Babel und Bibel« auf (43):
Um wahrhaft würdigen zu können, wie sich Karl May mit seiner Haltung gegen die allgemeine Zeitströmung gestellt hat, lohnt es sich, einmal zu betrachten, was Kürschner sonst noch unter »Erzählendes und Anderes von und aus China« sammelte. Da waren harmlos nichtige Militär-Erzählungen und -Schnurren, die China-Novelle »Der Dämon« eines anonym bleibenden Generals und ähnliche Belanglosigkeiten. Menschlich angenehmer berührt die etwas sentimentale Erzählung »Heimkehr« (die Geschichte eines sich aufopfernden Schiffsarztes); ihr Verfasser ist A. Gundaccar von Suttner, der Mann Bertha von Suttners (46). Was ein gewisser Kurt vom Walde dagegen als »ein lustiges Feldzugerlebnis« unter dem Titel »Die Expedition Timpe« von sich gab, war Ausfluß jener Überheblichkeit, die auch aus dem ganzen Teil II des Buches spricht. Übelste Produkte des Chauvinismus und Militarismus sind jedoch die Gedichte. Selbst ein Mann vom Ansehen Felix Dahns reimte in seinem »Bayrischen Hunnenbrief«: »Bei Taku und Tientsin hat's gekracht! / Die Luft voll von chinesischen Granaten! / Und doch so lustig rauften wir dabei, / als wär's daheim zu Garmisch auf der Kirchweih!« Und Johannes Trojan ließ seinen »Füselier Schulze« nach den Goldenen Worten Kaiser Wilhelms handeln: »Fünfe links und fünfe rechts / zerrt er an den Zöpfen / in der Hitze des Gefechts, / um sie dann zu köpfen. / Oder sollt geneigt er sein, / mal Pardon zu
geben? / Er Pardon? Fällt ihm nicht ein! / Allen geht's ans Leben.« (47) Wer aber immer noch nicht wußte, wie ein deutscher Soldat mit Chinesen umzugehen hat, dem zeigte es der Illustrator des »alten Kutschke« im Bild (s. Faksimile). Mit dieser Art von Gong hatte Karl May wahrhaftig nichts zu tun.
Denn dieser Geist ist es, nur dieser Geist
Vom Lande der Indianer hatte einst der Europäer auf seine Weise Besitz ergriffen: Der Weiße kam mit süßen Worten auf den Lippen, aber zugleich mit dem geschärften Messer im Gürtel und dem geladenen Gewehre in der Hand ... (44) Auch die Grüße, die er zu den asiatischen Völkern trug, waren eigener Natur: Die Grüße, welche wir ihnen senden, riechen nach Pulver. Aus den Wolken, die von uns zu ihnen gehen, brüllt der Donner der Geschütze. Und das ganze, große Reich der Liebe, welches wir bei ihnen gegründet zu haben behaupten, ist in - - - christliche »Interessen«-Sphären eingeteilt! (45)
Der an das große, edle Fürstenwort
»Europa, wahre deine heilgen Güter«
Die niedrige, die frevle Mahnung fügt
»Von Asien aber »nimm, so viel du willst!«
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Über die Entstehung von »Et in terra pax« berichtete erstmals Max Finke im Karl-May-Jahrbuch 1923 (48), und auf diese Darstellung mußten sich bis heute alle Biographen (49) verlassen:
Die Erzählung »Und Friede auf Erden«, vormals also genannt »Et in terra pax«, ist von Karl May in der Weltabgeschiedenheit des Rigi-Kulm-Gipfels verfaßt worden. Dort weilte er mit seiner Gattin im Herbst 1901 vier Wochen. Während unten die Matten noch grün waren, schneite das Hotel hoch oben allmählich ein. Karl May wollte sein Werk von vornherein zu einem entschiedenen Widerspruch gegen die kriegsfrönige Weltanschauung säbelrasselnder Militaristen gestalten ... Er wußte von Kürschner zu erwirken, daß ihm dieser völlig freie Hand ließ. Kürschner drängte nur immer voll unruhigen Verlangens, den heißbegehrten Beitrag zu erhalten. Der Schriftverkehr zwischen beiden erfolgte in Drahtnachrichten. Karl May hatte sich geweigert, die sehr schlechte Handschrift des berühmten Herausgebers zu lesen. Als Vergütung für die Erzählung waren 2000 Mk. ausgemacht. Diese Summe ging dem Dichter dann verloren, nachdem er zu seinem eignen höchsten Vergnügen und zu Kürschners Schmerz und Ärger dem kriegsfreudigen China-Werk ein Schnippchen geschlagen hatte. May wurde einigermaßen durch die Genugtuung entschädigt, daß der Streich gelungen war ...
Auf welcher dokumentarischen Grundlage diese Darstellung beruht, gibt Finke nicht an (50); wahrscheinlich handelt es sich nur um mündliche Überlieferung Klara Mays, die schon deshalb angezweifelt werden darf, weil Klara 1901 noch gar nicht Karl Mays Frau war. Leider wird sich nämlich diese romantische Geschichte, wie »der prächtige Ausblick vom schönen Balkonzimmer des Rigi-Kulm-Hotels über die schweizerischen Berge und Seen ... May die richtige Sammlung« bot (51) und er »sich auf dem Rigi einschneien ließ und sich anschickte, die berühmte Fernsicht des Entstehungsortes auf das Ideengefüge des Werkes zu übertragen« (52), nicht länger aufrecht erhalten lassen. Schon durch ein kurzes Daten-Referat schrumpft der Vier-Wochen-Aufenthalt auf dem Rigi beträchtlich zusammen:
Mitte September 1901 reiste Karl May nach Einsiedeln (Schweiz), wo er geschäftliche Verhandlungen mit dem Verlag Eberle & Rickenbach
[Ein chauvinistisches Gedicht aus dem China-Band (49-Kb-Gif)]
»Mit dieser Art von Gong habe ich nichts zu tun!«
zu führen hatte (53); am 20. September trug er sich mit einigen Versen in das Gästebuch des dortigen Hotels »Zum Pfauen« ein (54), und offenbar erfolgte also an diesem Tag seine Abreise zum Rigi, wo er zu einer mehrwöchigen Kur bleiben wollte, wie er bei Eberle & Rickenbach hinterließ. Nicht jedoch »Et in terra pax« schrieb er hier nieder, sondern er stellte - wie aus der Fehsenfeld-Korrespondenz ersichtlich - die für den Anhang der Broschüre »Karl May als Erzieher« (55) geplanten Verehrerbriefe zusammen. Bereits Anfang Oktober reiste er zu Verhandlungen mit Buchdrucker und Buchbindern nach Stuttgart und anschließend bis 2. November in einer Erbschafts-Angelegenheit der Familie Seyler nach Bad Godesberg. (57)
Daß May den »Pax«-Roman erst im September/Oktober 1901 geschrieben haben soll, wäre auch mit dem Erscheinungstermin des China-Werks unvereinbar. Laut Buchhändler-Börsenblatt Nr. 187 vom 13. 8. 01 gelangte »Lieferung 1 ... am 15. August zur Versendung«. Börsenblatt Nr. 200 vom 28. 8. 01 kündigte an: »Carl Mays neuester Reiseroman »Et in terra pax« ... erscheint in Kürschner, China, wovon die 3. Lieferung am 29. August zur Versendung kommt«; und Börsenblatt Nr. 253 vom 29. 10. 01: »Anfang November erscheint »China« ... gebunden ... Preis 25 Mark«. Als »Erschienene Neuigkeit« ist der Band im amtlichen Teil am 22. 11. 01 angezeigt. (58) Es ist absolut undenkbar, daß Mays Beitrag in so kurzer Zeit mit 63 handlungsbezogenen Bildern versehen, gesetzt, korrigiert und gedruckt worden ist. Vielmehr darf mit Sicherheit angenommen werden, daß das Werk bereits im Frühjahr oder Frühsommer 1901 niedergeschrieben wurde.
Ob einmal May-Korrespondenz mit Joseph Kürschner oder mit dem Verleger des China-Werkes, Hermann Zieger, Leipzig, auftauchen wird, ist ungewiß. (61) Kürschners Anfrage nach einem erzählenden Beitrag aus Karl Mays Feder dürfte im Frühjahr 1901 erfolgt sein: Diese Anfrage geschah telegraphisch, weil ihm die Sache eilte. Ich zögerte nicht, ihm ebenso telegraphisch eine bejahende Antwort zu senden ... (62) Die Manuskripte hat May vermutlich jeweils unmittelbar nach Leipzig an den Verlag geschickt, so daß Kürschner den Roman erst in Form von Fahnen-Abzügen zu Gesicht bekam. Und da erhob sich dann der bekannte Schrei des Entsetzens über das literarische enfant terrible (63), der zum vorzeitigen Abbruch und Behelfsschluß des Romans führte. Daß
Kürschner Mays Beitrag nicht ganz zurückgezogen hat - Zeit dazu wäre ja noch gewesen -, dürfte damit zu erklären sein, daß ihm passender Ersatz fehlte und daß Zieger, dem bereits Kosten durch Satz und wohl auch Illustrationen erwachsen waren. Einspruch erhoben hätte. Stattdessen machte er gute Miene (»Die warmherzige Vertretung des Friedensgedankens, die sich der vielgelesene Verfasser angelegen sein ließ, wird aber gewiß bei Vielen Anklang finden« (64)) und sicherte sich seinen militanten Lesern gegenüber lediglich durch die Schutzbehauptung, »Karl Mays Reiseerzählung« sei »erst während des Erscheinens der einzelnen Lieferungen des Buches vollendet« worden. (65)
Absolut unverständlich ist Finkes Behauptung, das Honorar von 2000 Mark sei ,»dem Dichter dann verloren« gegangen. Immerhin ist Mays Roman doch nicht zurückgezogen worden; er erschien in mehreren Auflagen bei verschiedenen Verlagen, und es wurden sogar für die Nachauflagen noch einmal die Illustrationen ausgewechselt. (66) Daß ein Verlag das Werk eines Autors veröffentlicht, diesem jedoch, weil ihm die Tendenz des Werkes nicht paßt, das Honorar verweigert, ist eine zu absurde Konstruktion, als daß sie auch nur einige Wahrscheinlichkeit für sich hätte. Oder sollte Finke kühn die Worte im »Zauberteppich«Gleichnis so interpretiert haben? Dort verspricht Teppichweber Ijar seinem Auftraggeber Yussuf el Kürkdschü: »Du brauchst meine Arbeit nicht zu behalten und nicht zu bezahlen.« (67) Doch Joseph Kürschner hat das, wenn auch verkürzte, Werk behalten. Warum sollte er es nicht bezahlt haben?
Karl Mays märchenhaftes Gleichnis für Zieger, das später unter dem Titel »Der Zauberteppich« (68) erschien, schildert in verschlüsselter Form die Vorgänge um die Entstehung von »Et in terra pax«. Es ist nach Finke »die geistvolle Vergeltung des Schriftstellers, der sich dagegen auflehnt, nur Marktgängiges zu liefern, und wagen darf, gegen den Strom damals herrschender Anschauung zu schwimmen« (69): Yussuf el Kürkdschü (= Joseph der Kürschner) bestellt bei Ijar (= Mai), dem im ganzen Morgenland bekannten Teppichweber, einen Teppich. Dieser soll nach Yussufs Wunsch ein Muster enthalten, das allen Leuten, besonders aber den Packträgern und Eselsjungen gefällt. Stattdessen füllt Ijar ihn mit Sprüchen der Weisheit, der Liebe und Barmherzigkeit, die das Auge des Beschauers stören. Und Yussuf fürchtet, daß die unwillkommenen Worte
... das Mißfallen jedes wahren Gläubigen erregen. Kürze das Werk und füge schnell den Rand hinzu! Da ich es bestellt habe, werde ich es behalten, obgleich es mir nicht gefällt. Während Karl May Kürschners Wunsch nachgekommen war, weigert sich Ijar: Ich webe nach Gedanken, die nicht zu kürzen sind, und wenn ich fertig bin, so haben diese Gedanken eine Tat vollbracht. Daß der Teppich »Et in terra pax« eines Tages vollendet werden soll, steht für May fest, und dann soll ihn El Akle, der weiseste der Kalifen, erhalten, und der Zauberteppich wird Wunderkräfte entfalten: Wenn dieser Teppich euch ein besseres Bild von eurem Glauben zeigt, dann ist es euch erlaubt, die Fahne des Propheten zu entfalten. Ihr seht jetzt meinen Geist, der hier bei seinem Werke lebt. Ich lege es in Allahs Tempel nieder. Geht hin, so oft ihr euch beraten wollt! Mein Geist wird dort euch stets die Wahrheit sagen! (70)
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Der vorzeitige Abschluß des Romans - in den »Pax«-Varianten in diesem Jahrbuch ist der Behelfsschluß voll wiedergegeben - mußte nach der weit ausholenden Exposition unbefriedigend bleiben, auch für den Autor selbst. Nun ist es heute an der Zeit, den damals ausgelassenen Schluß hinzuzufügen. Das ist eine Arbeit, die mir jeden Werktag zum Feiertag machen würde ...(71) Häusliches Radebeuler Idyll strahlt das nun folgende wahrhaft stimmungsvolle Bild aus, und es mag wirklich ein so sonnendurchfluteter Sonntagmorgen des Sommers 1904 gewesen sein (72), mit blühenden Pelargonien und Vogelgezwitscher, mit Glockengeläut und Orgelklang der nahegelegenen Lutherkirche, als Karl May mit der Niederschrift des Shen-Ta-Shi, des Schlußteils von »Friede auf Erden« begann: Ich will, während die ersten Töne der Orgel zu mir herüberklingen, das Buch über die Heldentaten der christlichen Krieger auf den chinesischen Schlachtfeldern lesen und dann hierauf den Schluß meiner friedlichen Geschichte erzählen. Ich brauche viel Sonnenschein dazu, viel Liebe und viel Versöhnlichkeit, und das ist nirgends so wie hier bei mir in meinem Heim zu finden. (73)
Doch diesem Idyll waren schwere Monate vorangegangen, und die Wendung, er habe wochenlang zwischen Leben und Tod gehangen (74),
war keine dichterische Metapher. Am 11. September 1903 noch hatte May bei seinem Verleger Fehsenfeld angefragt, ob im November ein besonderer Weihnachtsband erscheinen könne, wenn er mit dem Manuskript nicht warten lasse; denn die vertraglich vereinbarten zwei Jahre waren verflossen, und er konnte wieder über sein Werk verfügen. Mit großer Energie muß er sich gleichzeitig an die Durchsicht des »Pax«Textes gemacht haben, denn bereits am 17. Oktober ging das Manuskript bis zu Bogen 22 an die Buchdruckerei in Stuttgart ab. Dann war jedoch plötzlich Schluß mit der Arbeit. »Am 8. 11. 03 erkrankte mein Herzensmann«, vermerkte Klara in ihrem Tagebuch. (77) Stark psychisch bedingt dürfte diese Krankheit gewesen sein: erstmals im Verlauf des Münchmeyer-Prozesses hatte May eine Ahnung davon bekommen, welcher Rechtsmaschinerie er sich selbst ausgeliefert hatte; erstmals waren seine Strafakten herbeigezogen worden, mit Hille des Münchmeyer-Anwalts Oskar Gerlach, »der vor keiner Gemeinheit zurückschreckt, sogar Klagen fingirt, um sich in den Besitz von Akten zu setzen, die ihm sonst nicht zugängig sein könnten ... Karl ist über dieses Verfahren wie gebrochen. Der Glaube an die Gerechtigkeit ist erschüttert ...« (78) Wie ernst dieser Zusammenbruch war, lassen die spärlichen Tagebuch-Eintragungen Klara Mays erkennen: »Das schreckliche Fieber. Mickel (79) sagt, ich müsse eine Pflegerin nehmen. Ich will nicht ... Furchtbare Nacht. Kampf mit Karl. Er wollte im Fieber raus, er müsse Luft haben ... Nun wills aber nicht mehr gehen, ich breche zusammen ... Gott sei tausend Dank! Besserung! ... Rückfall. Das Herz wird so sehr schwach ...« (80) Weihnachten 1903 konnte Karl May zum erstenmal wieder Gäste einladen, und erst am 27. 1. 1904 fühlte er sich in seiner Genesung so weit fortgeschritten, daß er es wagen durfte, auch die Arbeit an »Friede auf Erden« wieder aufzunehmen. Doch noch monatelang zog sich diese Arbeit hin, bis am 13. August schließlich die Schlußseiten des Manuskripts an die Druckerei gingen. Am 19. September lag das gebundene Buch vor: als Band XXX der »Gesammelten Reiseerzählungen« und als erster Band mit Deckelbild von Sascha Schneider.
Leider sind die zeitgenössischen Presse-Rezensionen zu Karl Mays Werken noch nie systematisch gesammelt worden; so ist es z. Zt. nicht möglich, einen umfassenden Überblick über die Resonanz auf »Und Friede auf Erden« zu geben. Daß die Öffentlichkeit von dem Buch durchaus Notiz genommen hat, dafür gibt es mancherlei Anzeichen, so die Tatsache, daß die französische Zeitschrift »La paix par le droit« sich bei ihrer Umfrage nach Möglichkeiten einer deutsch-französischen Verständigung auch an Karl May wandte und »Friede« als sein Hauptwerk angab. (84) Ende 1907 lud ihn auch die »Deutsche Friedensgesellschaft«, Stuttgart, zu einem Vortrag ein. Zu dieser für Mai 1908 geplanten Rede »Und Friede auf Erden, eine menschheitspsychologische Betrachtung« ist es dann jedoch nicht gekommen.
Die Pressebesprechungen des Bandes XXX reichten vom höchsten Lob bis zur absoluten Ablehnung. Das »Neue Wiener Tagblatt« (86) nannte »Und Friede auf Erden« »ein mit stärkstem Talent geschriebenes Buch. Voll metaphysischer Bizarrerie, voll Mystik, eine kunterbunte christliche und buddhistische Weltanschauung, ein bißchen mit dem Prinzip der Seelenwanderung liebäugelnd, dabei aber voll Phantasie, kräftiger Plastik in der Darstellung und stofflich spannend ... Sogar für gelehrte Psychiater bietet das Buch nach mancherlei Richtung hin Anregung, namentlich was die in der Tat seltsame Krankheitsgeschichte des Missionärs und seine Heilung durch chinesische Ärzte anlangt« -: mit dieser Erkenntnis war der Rezensent seiner Zeit weit voraus. Naiv demgegenüber mutet die Besprechung in der »Augsburger Postzeitung« vom 18. 11. 1904 an - einer Zeitung, die sich später so energisch für May einsetzte (87) - wo »Friede« und »Karl May als Religionsphilosoph« mit der Elle katholischer Dogmatik gemessen wird, und da greift sich »der Leser mehr als einmal an den Kopf«. Die Postzeitung argwöhnte sogar, daß Karl May »vielleicht unbewußt der Freimaurerei das Wort redet« (88).
Ausgangspunkt einer großen Presse-Polemik wurde die Besprechung von »Friede auf Erden« im »Dresdner Anzeiger« Nr. 302 vom 30. 10. 1904. Verfasserin war »Fräulein Marie Silling (89), die seit einigen Jahren in so ernster und tiefgründiger Weise die bei uns eingehenden Jugendschriften auf ihren Lebenswert hin prüft und bespricht« (90). Bereits zwei Jahre zuvor hatte sie in »Beiträgen zur Sichtung der Jugendschriften« (91) Karl
May scharf verurteilt. Nun nahm sie »Friede auf Erden« mit Spott und Sarkasmus aufs Korn: »Auf 660 Seiten wird diese Friedensbotschaft aller Welt verkündet und des Verfassers Heiligenschein derartig strahlend, daß alle Kulturvölker in diesem Glanze erbleichen ...« Mit Hilfe eines »Freundes ..., der die von Karl May bereisten Länder genau zu kennen glaubt«, wollte sie den Realitätsgehalt prüfen, und an wahren Nebensächlichkeiten hängte sie ihre vernichtende Kritik auf: daß das Lesseps-Denkmal in Suez »nicht in brandenden Wogen, sondern in ziemlich gesicherter Stellung« stehe; daß die »Reede von Point de Galle« verödet sei; daß das Craig-Hotel in Atjeh nicht an der Küste, sondern in 2400 Fuß Höhe liege; - bis hin zur ungebräuchlichen Verwendung malaiischer Worte und englischer Personalpronomen. »Aus allen diesen Gründen ist es uns zu unserem Bedauern nicht möglich, in seinen Friedensruf einzustimmen«, und Fräulein Silling forderte Karl May heraus mit dem Vorwurf, »daß er alle gegen ihn echobenen Anschuldigungen durch Freunde, die ihm verpflichtet sind, anscheinend widerlegen läßt, statt als Mann und als Held (wie er sich doch selber schildert) dafür einzutreten« (92).
Karl May nahm den Fehde-Handschuh auf und antwortete polemisch höchst elegant in einem ganzseitigen Offenen Brief »An den Dresdner Anzeiger«, der gleichlautend im Anzeigenteil des »Dresdner Journals« und anderer Zeitungen erschien. (93) Ein Angriff des »Dresdner Anzeigers« Nr. 311 vom 9. 11. 04: »Karl May. (Was unsere Quartaner lesen) Von einem Gymnasiallehrer« forderte May zu einem weiteren Offenen Brief heraus: »Noch einmal: an den Anzeiger« (94). Doch nun ergriff der »Redakteur für Kunst und Wissenschaft am »Dresdner Anzeiger«« (95), Dr. Paul Schumann, selbst das Wort. In zwei großen Artikeln (96) ging er in massivster Weise gegen May vor, weniger literarisch als ad hominem argumentierend. Alles, was die gegnerische Presse inzwischen zusammengetragen hatte - Kolportageromane und Doktortitel, Sprachkenntnisse und der Streit um die Konfession - wurden hier ausgebreitet. Den ersten Artikel, der vor allem die Dittrich-Broschüre zerpflückte, beantwortete May mit seinem Offenen Brief »Herrn Professor Dr. Paul Schumann« (97); den zweiten ließ er unbeantwortet, vielleicht in Erkenntnis der Unfruchtbarkeit derartiger Polemik und um Schumann, der angekündigt hatte: »Nach Bedarf folgt ein dritter Artikel«, nicht diesen
»Bedarf« zu liefern. Aus Schumanns groben Angriffen, die mit »Friede auf Erden« fast nichts mehr zu tun hatten, auch nur auszugsweise zu zitieren, lohnt nicht. Von Bedeutung für die heutige Karl-May-Forschung sind dagegen Mays Texte; deshalb sind alle drei Offenen Briefe im Anschluß an diese Dokumentation vollständig wiedergegeben.
Ich schreibe meine Bücher nicht für die Christlichkeit, sondern für die Menschlichkeit Ich will keiner einzigen Person auch nur die geringste dogmatische oder ähnliche Störung bereiten, denn auch ich würde mir jede derartige Belästigung auf das strengste verbitten Daher behandelt das V. Kapitel von »Friede« ganz ausschließlich nur die »Shen«, die Menschlichkeit, und wenn dies gegen irgend eine christliche Anschauung oder einen christlichen Gebrauch verstoßen sollte, so liegt das weder an mir noch an der Humanität ... (98) Großen Wert legte May um diese Zeit auf die Betonung eines konfessionell ungebundenen Christentums. Das dogmatische Lehrgebäude, das Hohe Haus, war am Schluß des vierten »Silberlöwen«-Bandes zusammengestürzt und hatte die strahlend reine Gottesidee freigegeben (99), zu der sich Karl May nun immer betonter bekannte:
Ich kam von Nazareth, der Herrlichliegenden, wiederholt nach dem See Genezareth. Ich sah die Stätten im Osten, von denen Bethsaida, Chorazin, Gamala und Amatha verschwunden sind. Und wieviel fand ich noch vor von Chorassin, von Kapernaum, Magdala, Arbela und alle den anderen? Nur Tiberias ist übrig, was aber ist sie heute? Nur der lebt und ist sich gleich geblieben, der einst dort von dem Vater lehrte, dessen Kinder alle, alle Menschen sind. Genau so wie mit diesen biblischen Orten, ganz so wird es auch mit Euern konfessionellen Absonderungen sein. Wer nach wieder zweitausend Jahren um die Ufer des Christentums wandert, wird von dem allen nicht mehr finden, als höchstens ein auch schon ruinenhaftes Tiberias. Der aber, der sich einst den Weg und die Wahrheit nannte, der wird noch sein, was er war: Jesus Christus gestern und heute und in alle Ewigkeit! An diesen glaube ich und an diesen halte ich mich, an ihn und keinen andern! Denn wenn einst jemand kommt, vielleicht der Vater selbst, und nach mir fragt, so wünsche ich, daß ich gefunden werde. So nämlich will's der Herr und Vater haben! Also, ich bin Christ nur Christ! Haben Sie etwas dagegen?
»Welche Frage!« antwortete Max Dittrich, an den diese Worte gerichtet waren. (100) »Ich habe nichts dagegen, denn er hat ja Recht! Wenn wir auf Erden endlich einmal Frieden haben wollen, so müssen wir vor allen Dingen aufhören, uns wegen unseres Glaubens gegenseitig zu
verdammen und zu beschimpfen.« (101) Auch Heinrich Wagner, Chefredakteur der streng katholischen »Donau-Zeitung«, Passau, akzeptierte dies (102) und druckte sogar - wenn auch mit großen Bedenken - Mays Glaubensbekenntnis ab. (103) An anderer Stelle stieß May jedoch auf schärfste Kritik aus dem katholischen Lager: bei dem Dogmatiker Dr. theol. Paul Rentschka (1870 - 1956) (104), Kaplan an der Hofkirche zu Dresden und Verfasser eines Buches über »Die Dekalogkatechese des heiligen Augustinus«. Rentschka veröffentlichte 1908 in der Zentrums-Zeitung »Germania« eine Artikelserie »Karl Mays Selbstenthüllung« (105). Er hatte sich »Pax« vorgenommen, es samt dem gewichtigen China-Band auf seine Waage unumstößlicher Erkenntnisse gelegt und zu leicht befunden. »Karl May enthüllt sich und seine Absichten nun selbst in der Reiseerzählung »Et in terra pax!«, die 1901 in dem Buche von Joseph Kürschner: China ... erschien.« Wie May sich den Frieden auf Erden vorstellte, erschien dem Dogmatiker ketzerisch: »In dem Roman »Et in terra pax!« hat sich nun May die Aufgabe gestellt zu zeigen, wie alle Nationen der Erde friedlich mit einander verkehren könnten, wie sie alle eine glückliche Familie bilden könnten. Das Zaubermittel, alle in Frieden zu einen, soll die Liebe sein, und zwar in etwa die Liebe, wie sie das Christentum lehrt, wie sie aber andrerseits ja schon auch jedes Menschenherz, auch das jedes Heiden, kennt und gibt.« So einfach sollte das sein? Die Menschen sollten sich mehr lieben, dann würde es Frieden geben? Wo blieben denn da die Dogmen der alleinseligmachenden Kirche? »Auf irgendwelche dogmatischen Wahrheiten kommt es ihm gar nicht an, er wirkt nicht durch den Verstand, sondern durch Rechthandeln und Liebe auf das Herz der Mitmenschen ...«(106)
Aus heutiger Sicht wirkt vieles, was Rentschka gegen May vorbrachte, höchst ehrenhaft für den Schriftsteller (107); damals traf es den von allen Seiten angegriffenen alten Mann schwer, zumal er erfahren hatte, daß Rentschka sogar von der Kanzel herab gegen mich gesprochen (108) habe. Während May Schumanns Angriffe noch höchst energisch konterte, fand er nun, nach Lebius-Pressestreit und über sechsjährigem Prozessieren in Sachen Münchmeyer, die Kraft nicht mehr zum öffentlichen Disput und beschränkte sich auf briefliche Antwort an den Dresdener Kaplan. Diese Briefe, sechs an der Zahl, sind erhalten, und sie sind anrührend zu lesen: getragen von einer gewissen Altersmüdig-
keit - an die Schlußsätze der Selbstbiographie erinnernd - und von der Sorge, sich eine so mächtige Institution wie die katholische Kirche zur Gegnerin zu machen. Leider hat mir der Karl-May-Verlag, der sich im Besitz der Originale befindet, die Genehmigung zum Abdruck dieser Briefe verweigert, obwohl sie zur Abrundung des im Zusammenhang mit »Friede auf Erde« gewonnenen Karl-May-Bildes wichtig wären: Karl May, der auf öffentliche scharfe Angriffe (Schumann) ebenso öffentlich und scharf antworten konnte, und Karl May, der öffentlichem Streit auswich und seinen Gegner zu beschwichtigen suchte, brieflich und persönlich (109), sowie durch Konfrontation mit seinen Werken. Am 30. 12. 1908 ging »Babel und Bibel« mit der Widmung nach Dresden: Sr. Hochwürden Herrn Hofkaplan Dr. theol. Paul Rentschka zur Orientirung. K. May. (110)
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Wagt es etwa Jemand, auch nur eine Zeile meines Manuskriptes zu ändern oder gar sogenannte Verbesserungen anzubringen, so bekommt er keinen einzigen Buchstaben mehr von mir. Du weißt ja, wie streng meine Verleger sich an diese meine stets allererste Bedingung zu halten haben. Es ist genug, daß ich ihnen die neue, noch gar nicht reife Orthographie gestatte, Korrekturen aber auf keinen Fall, denn jedes meiner Worte ist mein unangreifbares geistiges Eigenthum. Andere mögen sich von den Redaktionen um- und ausflicken lassen, ich nicht! Dies schrieb Karl May im August 1899 aus Jerusalem (111) an Richard Plöhn (112), zu einer Zeit also, als er sich durchaus noch nicht durch den Streit um angebliche Änderungen in den Münchmeyer-Romanen in die Enge getrieben sah; und bis in die allerspäteste Zeit gibt es unzählige Zeugnisse dieser Art, in denen sich Karl May in schärfster Form jede »Bearbeitung« seiner Werke verbat. Wie dieser Wunsch Karl Mays von seinen Nachlaßverwaltern respektiert wurde, ist gerade in den letzten Jahren in der Presse öfters erörtert worden, und sogar das Schlagwort »Wer schützt die Autoren vor ihren Erben?« ist aufgetaucht. (113) Das wechselvollste Schicksal in diesem Zusammenhang hat ohne Zweifel das Buch »Und Friede auf Erden« erlebt ...
Um es vorweg zu sagen: Seit 1958 ist der Band wieder in einer halbwegs brauchbaren Fassung auf dem Markt. Trotzdem erscheint eine Erörterung dieses Themas geboten, da die verschiedenen entstellenden Bearbeitungen in insgesamt 50 000 Exemplaren verbreitet worden sind, das ist rund ein Drittel der bisherigen Gesamtauflage; und eine Tabuisierung dieses Themas erscheint umso weniger geboten, als der Karl-May-Verlag mir auf meine höfliche Bitte um einige Auskünfte zu »Friede« seine Mitarbeit abrupt verweigert hat.
Die dogmatischen Einwände Rentschkas gerieten nicht in Vergessenheit, zumal der für katholische Pfarrbibliotheken zuständige Borromäusverein, eine mächtige Zensur-Institution, das Buch »Und Friede auf Erden« angeblich auf den Index gesetzt hatte. (114) So ermächtigte der Karl-May-Verleger E. A. Schmid (mit Genehmigung Klara Mays) im Jahre 1919 ausgerechnet diesen Pfarrer Rentschka, den Band zu bearbeiten und alles zu ändern und herauszustreichen, was ihm aus katholischer Sicht nicht opportun erschien. Der geistliche Herr tat dies so gründlich, daß das in der Fehsenfeld-Fassung 660 Seiten umfassende Buch in der 1922 erschienenen Neufassung nur noch 560 Seiten umfaßte. (115) Vor allem innerhalb der Dialoge wurden längere Partien - oft halbe oder ganze Seiten - erbarmungslos gestrichen, so z. B. S. 173 oder S. 419. Stattdessen wurden zum Lobe der Kirche großzügig Einfügungen gemacht. Ließ May seinen Malaienpriester sagen: »Ich bin Priester, und ein Priester richtet nicht, sondern er verzeiht!« (116), so ließ Rentschka ihn sagen: »Ich bin Priester, und das habe ich von eurer christlichen Religion gelernt, daß ein Priester nicht richtet, sondern verzeiht.« (117)
Fünfzehn Jahre lang war diese Bearbeitung auf dem Markt, dann mußte sie abermals einer Nenfassung weichen (1938); diesmal war als Bearbeiter vor allem Otto Eicke tätig, und sein Bestreben war es, alles zu ändern, was mit nationalsozialistischem »Gedankengut« nicht vereinbar war. Zur Charakterisierung der Bearbeitung ein Beispiel:
Wer Gedichte über und für die Menschheitsseele schreiben und den Völkern geredet werden will, denen diese Seele ihre Jugendbegeisterung widtmete, der darf nicht meinen, daß er die Gedanken dazu im kalten, selbstsüchtigen Abendlande finden werde, sondern er muß dorthin gehen, wo einst Gott selbst zur Erde kam und seine Engel sich den Menschen zeigen durften, ohne, wie es allerdings ein einziges Mal, und zwar zu Sodom und Gomorchas Verderben geschah, für ihre Himmelsliebe schlimmen Erdendank zu ernten. (Fehsenfeld-Ausgabe, S. 9)
Wer Gedichte über alte Kincheitsträume des Menschengeschlechts schreiben will, über Träume, die auch das Abendland befruchtet und Jahchunderte hindurch seine Künstler zu wunderbar beseelten Werken begeistert haben, der muß ins Ursprungsland dieser Träume gehen, in den Orient. (Ausgabe von 1938, S. 12)
Völlig instinktlos umgebogen wurde die Schlußszene. Der tragische Akzent mit seinem ergreifenden »Meine Brüder, es gibt - - - Krieg!« wurde getilgt, wohl aufgrund des Einwandes Werner von Krenskis (118) (»... das ist doch kein einen befriedigenden Ausblick gestattender Schluß, das Wesentliche des Friedensgedankens ist doch sein Sieg«) und ohne auf die Argumente Amand von Ozoróczys zu achten (119): »Wenn sich Stimmen fanden, die gegen den düsteren Mißklang dieses Endes sprechen ..., so ehrt sie das; aber es wurde nicht bedacht, wie sehr dieser geniale Sprung vom Ideal in die unmittelbare Wirklichkeit die Forderung der »Shen« ins rechte Licht rückt und mit dem Superlativ von Eindringlichkeit zeigt, wie viel noch zu tun bleibt, um ihre Frage zur brennendsten zu machen ...«
Nach dem Krieg erschien der Band »Und Friede auf Erden« erstmals 1950 in Österreich als Lizenz-Ausgabe im Verlag Carl Ueberreuter, Wien. Sein Bearbeiter Ludwig Patsch nahm die Eicke-Fassung als Grundlage, fügte jedoch auch einiges aus der Rentschka-Fassung wieder ein; dieser Band wurde 1953 für die erste Bamberger Ausgabe übernommen.
Die in der Presse immer lauter werdende »Bearbeitungs«-Kritik veranlaßte den Verlag endlich 1958, den Band »Und Friede auf Erden« - als ersten der Alterswerke - wieder in einer brauchbaren, auf Grund der Fehsenield-Ausgabe revidierten Rückbearbeitung vorzulegen. (120) Änderungen in dieser Neuausgabe bestehen vor allem in der Orthographie und in kleinen stilistischen Glättungen, leider jedoch auch in einigen Streichungen (121); besonders das bereits von Rentschka gestrichene sogenannte »Klavierstimmer-Gleichnis« (122) fehlt nach wie vor. Philologisch exakt ist also auch diese Ausgabe nicht, obwohl im Nachwort versucht wird, diesen Eindruck zu erwecken, wenn der Herausgeber behauptet, daß »lediglich eine Berichtigung veralteter Schreibweise erfolgte und handschriftliche Änderungen aus Karl Mays persönlichem Exemplar Berücksichtigung fanden« (123). Trotz ausdrücklicher Aufforderung hat der Herausgeber Roland Schmid ein solches Handexemplar nicht vorlegen können; lediglich ein Band ließ sich finden, in dem das Klavierstimmer-
Gleichnis mit einem Fragezeichen versehen worden ist, das jedoch mit Sicherheit nicht von Karl May stammt, allenfalls von Klara May. (124)
In welcher Weise Klara May sich berufen fühlte, an den »Bearbeitungen« mitzuwirken, wurde bereits an anderer Stelle angedeutet. (125) Während sie ursprünglich »Friede« als »wundervoll« bezeichnete und gegenüber E. A. Schmid äußerte: »Ich glaube, es werden doch noch Menschen nach uns kommen, die es mehr schätzen als Sie« (126), geriet sie leider später in ein Fahrwasser, das zu jener Zeit auch größere Menschen die Kontrolle über sich selbst verlieren ließ. Im Jahre 1937 kam sie nach Lektüre von Gustav Frenssens »Glaube der Nordmark« zu dem Entschluß: »Das Wort »Christ« muß aus unsern Büchern verschwinden, da K. M. auch wirklich kein Kirchenchrist war und nie nach unserer Trauung eine Kirche betrat, jedenfalls auch zuvor nicht, soviel ich weiß« -: eine bodenlose Unterstellung, die sich aus Klara Mays eigenem Tagebuch widerlegen läßt. (127) Und 1938 regte sie zu »Friede auf Erden« an: »Man könnte in geschickter Weise auf die Ereignisse der letzten Tage eingehen und den Führer als idealen Friedensverkörperer berühren, seine Wege, die zum Frieden führen müssen in K. M.'s Sinne ...« Und zum Kreuz von Raffley-Castle: »Können wir das Kreuz nicht umformen in eine Sonne, die durch die Zinnen gebildet wird zum Sonnenrad, in dem das Kreuz schimmert und sich zum Hakenkreuz formt?« Oder aber: »Unten Kreuz weg ... ändern ... auch den alten Geistlichen weg! ... Oder den ganzen Schluß weglassen, sagen, daß es ein Torso ist, der vielleicht so enden sollte ... Die Rassenmischung, die im Schluß bei »Friede« auch noch kommt, muß fallen, und wir kommen nur um diesen heiklen Punkt, wenn wir, wie ich vorschlug, den Schluß machen .... mögen die Leser sagen, was sie wollen, ich halte meinen Rücken hin! Mir, der Witwe, wird man solchen Eingriff weit eher gestatten als Ihnen!« - Glücklicherweise hat E. A. Schmid diesem in seiner Maßlosigkeit geradezu aberwitzigen Verlangen nicht stattgegeben, so daß dem Buch das Schlimmste erspart blieb. Es wäre auch nicht notwendig gewesen, diese Sache hier aufzurollen, diente nicht bis heute Klara Mays Bearbeitungs Ermächtigung (128) als Alibi für umfassendste Änderungen in Karl Mays Werken.
Welche Gefahr es mit sich bringt, wenn jeder Bearbeiter seinen privaten Wünschen und Empfindlichkeiten Raum geben darf, zeigt das
Beispiel »Und Friede auf Erden«. Und so selbstverständlich es dem literaturgeschichtlich Bewanderten auch scheinen mag, im Falle Karl May muß es immer wieder betont werden: Jede Bearbeitung, die über kleine stilistische Glättungen oder offensichtliche Versehen des Autors in der Handlungsführung hinausgeht, ist eine Verfälschung. Wie die vorstehende große Interpretation Hans Wollschlägers demonstriert, ist auch mancher auf den ersten Blick widersinnige Satz in einem höheren »Sinn« von Bedeutung und darf nicht deswegen einfach gestrichen werden, weil der Bearbeiter ihn nicht verstanden hat. Daß das Beispiel »Und Friede auf Erden« den Blick schärfe und zur Vorsicht mahne beim editorischen Umgang mit Werken der Literatur, ist das Ziel dieser kritischen Auseinandersetzung.
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»Und Friede auf Erden« war ein Neubeginn für den Schriftsteller Karl May. Es wurde geschrieben gegen den Widerstand seiner Zeit, war damals ebenso umstritten wie drei Jahrzehnte danach, als der Geist von Kaiser Wilhelms »Hunnenrede« erneut zum Leben erwacht war, und ist in seinen Forderungen heute, sieben Jahrzehnte nach seinem Entstehen, unvermindert aktuell. Seine geistige Welt sei in dem Buch »Und Friede auf Erden« in kurzen, kräftigen Strichen angedeutet, schrieb May 1905 für das Sammelwerk »Bildende Geister« (129), und auch Max Dittrich und Adolf Droop haben in ihren bereits zu Lebzeiten Mays erschienenen Interpretationen das Werk besonders gewürdigt: »Einst, wenn man den Verfasser begriffen hat, werden seine Bücher zehnfach so viel erzählen, wie man heute aus ihnen liest. Dann wird man ihm auch für die »Shen« zu danken haben, die Herrliche, die ihm ihre sämtlichen Geheimnisse anvertraute und von der er uns, wie ich hoffe, noch viel zu erzählen hat. Ich mache mir so meine stillen Gedanken darüber, daß diese chinesische »Shen« eine Verwandte der kurdischen Marah Durimeh ist. Ist diese Vermutung richtig, so ist hiermit mein jetziges Schriftwerk zu Ende; Karl May aber wird das seinige erst beginnen, denn ich begreife nun, daß alles, was er bisher geschrieben hat, nur die Einleitung zu dieser großen »Shen«, zu dieser wunderbaren »Marah Durimeh« gewesen ist.« (130) - »Es ist ein grenzenloser Enthusiasmus für die Menschheit, der hier über die
dogmatischen Schranken hinaus die Liebe aller zu allen betont. Das Christentum, dessen Dogmen er früher so oft mit denen des Islams in scharfen Kontrast gestellt hatte, echöht sich hier, die tiefe Ethik des Ostens freudig anerkennend, zu einer allumfassenden Menschheitsreligion ... Karl May wagt es, dem Europäer einen Spiegel vorzuhalten. Er zeigt ihm den törichten Hochmut, den Glaubensdünkel, den nationalen Bildungsstolz, den das christliche Abendland seit so langer Zeit und so sehr noch heute dem Morgenlande gegenüber zur Schau trägt ... Gewiß wird der Idealismus eines May die Regierungen Europas nicht von ihrer Kolonialpolitik abbringen ..., aber doch sollten selbst in unserer materialistischen Zeit solche Stimmen des Idealismus nicht ungehört verhallen.« (131)
2 Hans Wollschläger, Karl May, Reinbek 1965, 70
3 »Karl Mays Orientreise 1899/1900«, Jb-KMG 1971, 165
4 Karl Mays Ges. Werke, Bd. 34 »Ich«, 21.-26. Aufl., 357 f.; 27. Aufl. 397 f.; Wollschläger, a. a. O. 87
5 China. Schilderungen aus Leben und Geschichte, Krieg und Sieg. Ein Denkmal den Streitern und der Weltpolitik, Leipzig-Berlin-Breslau (1901)
6 Karl Mays Ges. Reiseerzählungen, Bd. XXX, 490
7 Werner Raddatz, Das abenteuerliche Leben Karl Mays, Gütersloh 1965, 88
8 »Christi Blut und Gerechtigkeit« und »Saiwa tjalem« (1883); »Maghreb-el-aksa« (1888)
9 vgl. in diesem Zusammenhang auch Karl May, Mein Leben und Streben, Freiburg (1910), 197
10 bei Dittrich, a. a. O., 51 f. heißt es: »May hat nur an einer einzigen Stelle für die Jugend geschrieben, dem bekannten Bibliographen Professor Kürschner zu Liebe, als dieser für Spemanns Verlag eine Knabenzeitung gründete und ihn bat, sich dieser Gründung literarisch anzunehmen.«
[Die Anmerkung 11 existiert nicht. Siehe Schlußbemerkung]
12 vgl. Adolf Spemann, Wilhelm Spemann. Ein Baumeister unter den Verlegern, Stuttgart 1943, 185 ff.
13 gedruckter Handzettel Kürschners, datiert 30. 6. 1889
14 Die letzten beiden Erzählungen verwendete May 1894 für »OId Surehand I«; die ersten beiden erschienen später unter den Titeln »Am singenden Wasser« und »Schwarzauge« in Bd. 48 »Das Zauberwasser«. Sie werden noch heute im Titelverzeichnis im Bd. »Ich« irrtümlich auf 1876 datiert; für »Schwarzauge« ist dies, wie Werner Poppe ermitteln konnte. schon deshalb unmöglich. weil die darin verwendeten indianischen Sprach-Brocken May um 1876 noch unbekannt waren (vgl. Mitt. der KMG Nr. 12, Juni 1972, 22, sowie Poppes Beitrag in diesem Jahrbuch).
[15 Zur Anmerkung 15 fehlt der Anmerkungstext.]
[Die Anmerkung 16 existiert nicht. Siehe Schlußbemerkung]
17 Spemann, a. a. O.
18 Karl May, Ges. Werke Bd. 34 »Ich«, 27. Aufl.. Bamberg 1968, 393
19 Karl May, Ges. Werke Bd. 38 »Halbblut«, Radebeul 1916 (Vorwort); auch die dortige Datierung »1897 geschrieben« ist falsch.
20 wie Anm. 2 und 18
[Die Anmerkung 21 existiert nicht. Siehe Schlußbemerkung]
[Die Anmerkung 22 existiert nicht. Siehe Schlußbemerkung]
23 Wollschläger, a. a. O. 87
24 XXX, 491
25 ebd.
26 Heinz Stolte, Das Phänomen Karl May, Bamberg 1969, 24
27 nach Peter Fleming, Die Belagerung von Peking, Stuttgart 1961, 14 f.
28 Kürschner, China, a. a. O. I/515
29 Fleming. a. a. O. 18
30 Gottfried-Karl Kindermann, Der Ferne Osten (dtv-Weltgeschichte des 20. Jh., Bd. 6), München 1970, 113 f.
31 zitiert nach Fleming, a. a. O. 93
32 »55 Tage in Peking«, Samuel Bronston Produktion (Verleih Rank Film)
33 Mandschurischer Staatsmann, von der Kaiserinwitwe zum Vizekönig von Chilih und zum Oberkommandierenden der Peiyang-Armeen ernannt
34 Kindermann, a. a. O. 118
35 Kürschner, China, a. a. O. II/441
36 nähere Einzelheiten bei Fleming, a. a. O. 202 ff.
37 Fleming, a. a. O. 184
38 Kürschner, China, a. a. O. II/197 f. Im Rahmen des China-Werks sind alle in Zusammenhang mit dem Feldzug gehaltenen Reden Kaiser Wilhelms vollständig wiedergegeben. Die von Ernst Johann herausgegebene Sammlung »Reden des Kaisersu München 1966 (dtv 354) enthält die Hunnenrede in der im nichtamtlichen Teil des »Reichsanzeigers« veröffentlichten verkürzten Fassung; ausgerechnet der »Hunnen«-Vergleich fehlt darin.
39 Kürschner, China, a. a. O. II/198
40 Kürschner, China, a. a. O. II/200
41 Kürschner, China, a. a. O. Vorwort
42 XXX, 491
43 Babel und Bibel, Freiburg (1906), 1. Akt, 3. Auftritt
44 Karl Mays Ges. Reiseerzählungen Bd. VII, 3
45 XXX, 495
46 Daß Bertha von Suttner gerade mit »Und Friede auf Erden« in Karl May einen »Gesinnungsgenossen« kennenlernte, sei hier nur am Rande vermerkt (vgl. Hatzig, Bertha von Suttner und Karl May, Jb-KMG 1971, 246 ff.)
47 Kürschner, China, a. a. O. III/313. 377 und 441
48 Finke, Aus Karl Mays literarischem Nachlaß, KMJB 1923, 19 f.
49 Wollschläger, a. a. O. 87 ff.; Stolte, a. a. O. 24; Raddatz, a. a. O. 138 f. u. a.
50 Eine Auskunft hierüber wurde mir leider vom Karl-May-Verlag verweigert.
51 Bd. 30, 73.-82. Tsd., Wien (1950), Nachwort
52 v. Ozoroczy, Karl May und der Friede, KMJB 1928, 84
53 Im »Einsiedler Marienkalender« 1898/1899 erschien Mays Upsaroka-Erzählung »Mutterliebe«. Zu weiterer Zusammenarbeit war es jedoch nie gekommen; eine bereits 1897 voraushonorierte Erzählung hat May nie geliefert. Auch der Besuch 1901 führte zu keinem Resultat, und May zahlte schließlich im Januar 1903 das Honorar (200 Mk.) an den Verlag zurück.
54 Doris von Senger, Karl May in Einsiedeln, in: Neue Einsiedler Zeitung vom 23. 3. 1971
55 »Karl May als Erzieher« und »Die Wahrheit über Karl May« oder Die Gegner Karl Mays in ihrem eigenen Lichte, von einem dankbaren May-Leser. Erschienen 13. 1. 02 bei Fehsenfeld, Freiburg.
[Die Anmerkung 56 existiert nicht. Siehe Schlußbemerkung]
57 Durch Fehsenfeld-Korrespondenz u. a. ist der Verlauf der Reise datenmäßig gesichert.
58 Die Börsenblatt-Anzeigen und damit die genauen Erscheinungsdaten verdanke ich den Ermittlungen Klaus Hoffmanus, Dresden, und Hainer Plauls, Berlin.
[Die Anmerkung 59 existiert nicht. Siehe Schlußbemerkung]
[Die Anmerkung 60 existiert nicht. Siehe Schlußbemerkung]
61 Auf meine Frage, ob eine solche Korrespondenz existiere, wurde mir vom KarlMay-Verlag leider die Auskunft verweigert.
62 XXX, 490
63 XXX, 491
64 Kürschner, China, a. a. O. Vorwort
65 ebd.
66 Die Erstausgabe enthält farbige lllustrationen von Ferdinand Lindner; in Nach-Auflagen wurden diese Bilder ausgetauscht gegen motivgleiche Schwarzweiß-Illustrationen von Wilhelm Roegge.
67 Karl May, Der Zauberteppich, KMJB 1923, 14. - Es bestünde noch die vage Möglichkeit, daß Karl May - als Protest-Geste gegen das China-Werk - freiwillig auf das Honorar verzichtete, doch kann man dann natürlich nicht von »verlorengehen« sprechen. Außerdem deutet ein Brief Mays an Fehsenfeld vom 17. 10. 03 auf einen durchaus korrekten und regulären Vertrag mit Kürschner hin.
68 Erstdruck im KMJB 1923, 12 ff.: seit 1954 auch enthalten in Karl Mays Ges. Werken Bd. 48 »Das Zauberwasser«; dort (321 ff.) ist auch Finkes Aufsatz größtenteils nachgedruckt. Auf meine Anfrage, ob die Erzählung »Der Zauberteppich« bereits im Original diesen Titel habe und ob das Manuskript noch erhalten sei, wurde mir leider vom Karl-May-Verlag die Auskunft verweigert.
69 Finke, a. a. O. 25
70 alle Zitate aus Karl May, Der Zauberteppich, KMJB 1923, 12 ff.
71 XXX, 491
72 Das Datum des Tages, an dem Karl May das Kapitel »Der Shen-Ta-Shi« begann, läßt sich exakt berechnen. Es ist Sonntag, und er greift zur Bibel, um nachzusehen, über welche Stelle heut gepredigt wird. Es ist der Text Matthäus 5, Vers 20 bis 26 ... (XXX, 492) Dieser Text ist, nach den Beschlüssen der Eisenacher Kirchenkonferenz von 1896, die Perikope zum 6. Sonntag nach Trinitatis; dieser fiel im Jahre 1904 auf den 10. Juli.
73 XXX, 494
74 Karl May an Fehsenfeld vom 27. 1. 04
[Die Anmerkung 75 existiert nicht. Siehe Schlußbemerkung]
[Die Anmerkung 76 existiert nicht. Siehe Schlußbemerkung]
77 Tagebuch Klara Mays (1902 - 1916), Karl-May-Archiv, Bamberg. Nach Mitteilung von Hans Wollschläger.
78 ebd.
79 Dr. med. Curt Mickel (1858 - 1939) war Mays Hausarzt.
80 wie Anm. 77
[Die Anmerkung 81 existiert nicht. Siehe Schlußbemerkung]
[Die Anmerkung 82 existiert nicht. Siehe Schlußbemerkung]
[Die Anmerkung 83 existiert nicht. Siehe Schlußbemerkung]
84 vgl. Jb-KMG 1970, 156 ff.
[Die Anmerkung 85 existiert nicht. Siehe Schlußbemerkung]
86 Neues Wiener Tageblatt vom 9. 10. 04, zitiert nach A. von Ozoróczy, Karl May und der Friede, KMJB 1928, 86 f.
87 Der Erstdruck von »Winnetou IV« erschien 1909/10 in der »Augsburger Postzeitung«, Beilage »Lueginsland«.
88 Demgegenüber wird in einem üblen Pamphlet »über Freimaurer und Logen« von Walter Lienau (Leipzig 1936) durch abenteuerliche Interpretation Karl May als Gegner der Freimaurerei reklamiert.
89 Kürschners Literaturkalender 1901, 1345, nennt Frl. Marie Elise Silling, Dresden, Strehlener Straße 55 (geb. Stettin 22. 12. 1845) als Verfasserin der Werke »Familie Schrötter« (1889), »Lotte« (1892), »Sie lebt« (1895) »Heimgekommen«, Kom. (1899).
90 Paul Schumann, Karl May (II), Dresdner Anzeiger 329 vom 27. 11. 04
91 in: Dresdner Anzeiger Nr. 177 vom 29. 6. 02
92 alle Zitate aus: M. Silling, Noch einmal Karl May, Dresdner Anzeiger 302 vom 30. 10. 04
93 Dresdner Journal Nr. 259 vom 7. 11. 04; lt. Schumann (wie 85) erschienen Mays Offene Briefe in den »Dresdner Nachrichten«, im »Pirnaer Anzeiger«, in den »Dresdner Neuesten Nachrichten«; Lebius nennt (a. a. O. 260) außerdem noch die sozialdemokratische »Sächsische Arbeiterzeitung«.
94 Dresdner Nachrichten 315 vom 13. 11. 04
95 Kürschners Literaturkalender 1901, 1306
96 Dresdner Anzeiger 315 vom 13. 11. 04 und 329 vom 27. 11. 04, vollständig nachgedruckt bei Lebius, Die Zeugen Karl May und Klara May, Berlin 1910. 236 ff.
97 Dresdner Neueste Nachrichten 317 vom 20. 11. 04; nachgedruckt bei Lebius a. a. O., 229 ff.
98 zitiert nach Wollschläger, a. a. O. 105
99 vgl. Jb-KMG 1970, 118 ff.
100 abgedruckt bei Dittrich, a. a. O. 102
101 Dittrich, a. a. O. 102 f.
102 »May lehnt es ab, sich einer bestimmten Konfession beizuzählen ... May ist weder Katholik noch Protestant, aber er ist Christ« (Heinrich Wagner, Karl May und seine Werke, Passau 1906, 37)
103 Donau-Zeitung, Passau, 4. 1. 07; vgl. auch Wollschläger a. a. O. 116
104 Joh. Paul Peter Rentschka, geb. 18. 1. 1870 in Bautzen; Priesterweihe 8. 12. 1895 im Dom zu Bautzen; Domvikar, Kaplan an der Hofkirche; I. Expositus von Dresden-Joh., Pfarrer von St. Josef Dresden und St. Barbara Riesa; 1937 Seelsorger in Struppen, Kreis Pirna; gest. 8. 6. 1956 in Struppen.
105 Germania, Berlin, Nr. 282 vom 5. 12. 08; Nr. 283 vom 6. 12. 08; Nr. 284 vom 8. 12. 08
106 alle Zitate aus: Germania, Nr. 282 vom 5. 12. 08
107 Internationale Hilfs-Organisation wie »Terre des Hommes« legen heute besondere Betonung darauf, daß sie sich für Menschlichkeit und Frieden einsetzen, über alle religiösen, rassischen und weltanschaulichen Grenzen hinweg.
108 Karl May an Rentschka vom 22. 12. 08, zitiert nach Wollschläger, a. a. O. 122
109 Ob es zu der von Karl May angeregten persönlichen Begegnung im Januar 1909 gekommen ist, geht aus den Briefen nicht hervor.
110 Original im Karl-May-Archiv, Bamberg
111 vgl. Jb-KMG 1971, 179
112 abgedruckt in der Tremonia, Dortmund, Nr. 404 vom 27. 9. 99 und im Bayerischen Courier Nr. 274 vom 5. 10. 99
113 Süddeutsche Zeitung Nr. 188 vom 8. 8. 1961. Der Karl-May-Verlag beschränkte sich darauf, diese Kritik als »bedauerliches Zeichen dürftigen Beschlagen-Seins« als »eine ebenso wichtigtuerische wie stichhaltlose Beschwerde« und als »baren Unsinn« abzutun (Festschrift »50 Jahre Karl-May-Verlag«, Bamberg 1963, 11).
114 Wollschläger, a. a. O. 105
115 Einige Seiten wurden allerdings dadurch eingespart, daß beim Neusatz die Schrift etwas enger lief im Gegensatz zu dem sehr lockeren Satz der Febsenfeld-Ausgabe.
116 XXX, 276
117 Bd. 30 (Ausgabe 1922), 231
118 KMJB 1925, 208
119 KMJB 1928, 51 f.
120 »Herausgegeben von Dr. E. A. Schmid. Mit einem Nachwort zur Werkgeschichte neu herausgegeben von Roland Schmid und Hans Wollschläger«
121 z. B. Fehsenfeld 184 (Bamberg 168); 186 (170); 318 (287); 423 (380); 425
122 XXX, 426 ff. (vgl. Bamberg 382)
123 Bd. 30 (Ausgabe 1958), 592
124 Deshalb habe ich beim Korrektur-Lesen des unveränderten Neusatzes (1971) diese Bemerkung herausgestrichen. Roland Schmid hat diese Streichung jedoch wieder getilgt, so daß nach wie vor der irreführende Hinweis enthalten ist.
125 Jb-KMG 1970, 153
126 Dieses Zitat entstammt wie auch die folgenden den Bearbeitungs-Vorschlägen Klara Mays; die Kenntnis dieser Texte verdanke ich Hans Wollschläger,
127 »Am 3. Juli (1907) fuhren wir per Wagen bis Johannisbad, über Grüssau, wo wir den Altar der schönen Kirche mit einem Theil unserer prachtvollen Blumen schmückten ...« (wie Anm. 77)
128 Peter von Zahn in der Karl-May-Gedenksendung des ZDF am 3. 4. 1972: »Von Klara May ermuntert und durch Vertrag ermächtigt, ließ er (E. A. Schmid) Mays Werke in eigenwilliger Weise drucken.« In der gleichen Sendung stellte Roland Schmid die falsche Behauptung auf, die »kritische Durchsicht« von Mays Werken sei ein »bereits im Gründungsvertrag als Verpflichtung niedergelegter Punkt« gewesen.
129 Bearbeitet und redigiert von Fritz Abshoff, Berlin-Schöneberg 1905. Karl Mays Biogramm auf Seite 79 ist gezeichnet mit »Frau Klara May«, doch stammt es ohne Zweifel von ihm selbst.
130 Dittrich, a. a. O. 126 f.
131 A. Droop, Karl May. Eine Analyse seiner Reise-Erzählungen, Cöln-Weiden 1909, 161 ff.
1 Max Dittrich, Karl May und seine Schriften, Dresden 1904, 100 f.
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Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, daß in der durchlaufenden Zählung der Quellenverweise verschiedene Lücken bestehen. Es hängt dies mit den oben auf S. 91 f. geschilderten Umständen zusammen: sie zwangen auch mich, an den dafür vorgesehenen Stellen eine Reihe von Zitaten aus dem unveröffentlichten Nachlaß Karl Mays wieder zu streichen. Ich kann so nur darauf hinweisen, daß meine Darstellung sich auf eine Fülle von Belegen von Karl Mays eigener Hand stützt die nur aufgrund der Haltung des Karl-May-Verlags nicht veröffentlicht werden können.
Um jedem Leser und Sammler die bibliographische Einordnung seiner »Friede«-Ausgabe zu ermöglichen, seien hier noch einmal sämtliche Buchausgaben geschlossen aufgeführt:
Alle Auflagen »Karl Mays Gesammelte Reiseerzählungen« und »Karl Mays Illustrierte Reiseerzählungen«, Bd. XXX, Verlag F. E. Fehsenfeld, Freiburg; in der Kleinoktav-Ausgabe Titelbild Sascha Schneider. - »Karl Mays Gesammelte Werke«, Bd. 30, Karl-May-Verlag, Radebeul, bis zum 32. Tausend; kein Herausgeber- und Copyright-Vermerk; Titelbild Sascha Schneider.
Karl-May-Verlag, Radebeul, Bearbeitung Paul Rentschka, »Copyright 1922«; 33.-44. und 45.-60. Tausend ohne Herausgeber- oder Bearbeiter-Vermerk, Titelbild Sascha Schneider; 61.-65. Tausend »Herausgegeben von Dr. E. A. Schmid und Dr. Paul Rentschka«, neues Titelbild.
Neufassung 1938 (552 Seiten):
Karl-May-Verlag, Radebeul, Bearbeitung Otto Eicke, »Copyright 1901«, 66.-72. Tausend, kein Herausgeber- oder Bearbeiter-Vermerk.
Karl-May-Bücherei im Verlag Carl Ueberreuter. Wien. Bearbeitung Ludwig Patsch, »Copyright 1901 by Karl-May-Verlag«. 73.-82. Tausend, ,»Herausgegeben von Dr. E. A. Schmid«, neues Titelbild. - Neusatz derselben Bearbeitung (526 Seiten): Karl-May-Bücherei in der Bayerischen Verlagsanstalt, Bamberg. 83.-92. Tausend. I/1953, »Bearbeitet von Dr. E. A. Schmid«.
Karl-May-Bücherei (Ustad-Verlag), Bamberg, und Karl-May-Verlag, Bamberg, Rückbearbeitung Roland Schmid und Hans Wollschläger, »Copyright 1959 (in späteren Auflagen: 1958) Joachim Schmid Verlag (Karl-May-Verlag). Bamberg«, Auflagen ab 93. Tausend, »Herausgegeben von Dr. E. A. Schmid. Mit einem Nachwort zur Werkgeschichte neu herausgegeten von Roland Schmid und Hans Wollschläger«. - Neusatz dieser Ausgabe 1971 (592 Seiten): Karl-May-Verlag, Bamberg, »Copyright 1958«. 157. Tausend. »Mit einem Nachwort zur Werkgeschichte herausgegeben von Roland Schmid und Hans Wollschläger«.
Ausgabe letzter Hand (660 Seiten):
Neufassung 1922 (560 Seiten):
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Neufassung 1950 (558 Seiten):
Neufassung 1958 (596 Seiten):
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