MobileMenu🛈Karl-May-Gesellschaft → Primärliteratur

Im Wasserständer.

Humoreske von Karl May.

Na also, da legt ’mal de Karte weg, und du da hinten in der Hölle, klappere nich so mit der Kohlenschaufel, sonst könnt ihr off die Geschichte meinetwegen warten bis se wieder eingefroren is. —

Ich habe bei vielen Meestern gearbeitet; aber bei keenem Eenzigen von ihnen bin ich so lange geblieben wie beim Fischerjacob. Er war een kleenes, dürftiges Männel und stak so voller Gutmüthigkeet und Aufrichtigkeet, daß een prächtiges Auskommen mit ihm war. Seine Frau hieß mit ihrem Taufnamen eegentlich Wilhelmine; aber weil se de halbseidenen Schürzen so gern hatte, hieß er se nich anders als seine halbseidene Mine. Gewöhnlich war se een altes, gutes Schaf und trübte mit Vorsatz gewißlich keen Wässerchen; aber wenn se eemal in de Raasche gekommen war, so mußte mer ihr vorsichtig aus dem Wege gehen; denn dann ging ihre Plapper wie ’ne Dreckschleuder, und wer nich machte, daß er so rasch wie möglich fort kam, der konnte sich immer off een Graupelwetter gefaßt machen.

Sie lebte mit ihrem Jacob ganz gut und glücklich; aber so een kleenes Achtelchen hatte se ooch in der Hauskreuzlotterie gewonnen, und daran waren de Staare und Gimpeln und der weiße Pommeranzen Schuld.

Der Meester war nämlich een großer Vogelliebhaber, hielt es besonders mit denjenigen Vogelarten, denen man ’was anlernen kann und hatte deshalb immer so een zwölf bis sechzehn Stück Staare und Gimpeln stecken. Da stand er denn nu oft mitten in der Nacht, wenn Alles so hübsch ruhig und stille war, off, holte sich ’nen Gimpel ’noff in de Kammer, kroch dann wieder ’nein ins Bette und setzte den Bauer off de Zudecke, um dem Vogel seine Lection vorzupfeifen. Ebenso ging es mit den Staaren, denen er die Zunge löste und dann das Reden lernte. Da lag denn nu de Mine derneben und hätte sich über diese Pfeiferei und Schwatzerei de Schwindsucht an den Hals ärgern mögen. Nischt ging ihr über een Kaffeeschälchen voll guten dicken Schlafes; aber bei der verflixten Gimpelei war an keene Ruhe gar

nich zu gedenken, und räsonniren durfte se leider ooch nich; denn sobald se nur muxte, rannte er im Hemde spornstreichs ’nunter in de Stube, holte de ganze Vogelei ’noff und ließ nu grade ihr zum Schure eenen solchen Lärmen los, daß se gleich vor Wuth hätte dervon loofen mögen. Das war der eene Balken von dem Hauskreu­ze. —

In der Woche war der Fischerjacob der fleißigste und ordentlichste Mensch, den mer sich nur denken konnte; aber Sonntags und Montags, da ging er schnapsen, und zwar zum alten, krummen Taubenullrich off der Neustadt. Der war ooch so een ausgehetzter Vogeljokel wie er und hatte für seine Kunden immer so eenige Fläschchens in Depose stehen. Da saßen se denn und hielten Leimruthenkirmeß bis tief in de Nacht hinein, und wenn der Meester endlich heeme ging, so brauchte er mit seinem Spitze, den er sich dann gewöhnlich angetrunken hatte, wenigstens drei Viertelstunden, bis er vor de Hausthüre kam, und ebenso lange dauerte es, ehe er endlich de Gegend entdeckte, wo nach seiner Meenung das Schlüsselloch sein mußte. Er trank nischt Anderes als weißen Pommeranzen, weil der so sehr gut für de Hämorriden sein soll, und so viel Vögel er derheeme hatte, so viel Vogel ließ er sich ooch durch de Gurgel flattern; denn er hatte die höfliche Angewohnheit, jedem von seinen Staaren und Gimpeln der Reihe nach, so wie se an den Fenstern hingen, eene Gesundheet zu trinken.

Wenn er nu endlich nach langem Vischpern das Schlüsselloch gefunden und de Hausthüre off- und wieder zugeschlossen hatte, so ging er nich etwa ’noff in de Kammer, sondern er krebste sich in de Stube und setzte sich da in den Großvaterstuhl, der in dem Winkel hinter dem Ofen stand. Da erzählte er denn seinen Vogeln, was er heut Alles erlebt und erfahren hatte, rechnete eenem Jeden von ihnen vor, wie viel er schon off seine Gesundheet getrunken habe, und wenn ihm endlich doch ’mal das Maul wehe that, so nahm er de Kehreule und klopfte dermit oben an de Decke. Das war das Zeichen für de

Mine, daß se offstehen und ’runter kommen solle, um ihn auszuziehen und zu Bette zu schaffen.

Freilich war das eene Zumuthung, die mer eener Andern nich gleich hätte machen dürfen; de Mine aber kannte seine Mucken und wußte, daß mit dem Pommeranzen nicht zu spaßen sei. Vor langer Zeit schon hatte se es ’mal versucht, liegen zu bleiben; aber das war ihr schlecht bekommen; denn der offgebrachte Meester war ihr mit der Kehreule in das Schamberdormi gestiegen und hatte ihr jeden Eenzelnen von den eenmalhundertundzwanzigtausend Leviten off eene solche eindringliche Weise vorgezeigt, daß es ihr nich ’mal im Troome wieder eingefallen wäre, unter der Zudecke stecken zu bleiben, wenn er unten pochte. Und das war der andere Balken von dem Hauskreu­ze. —

Eenes schönen Sonntags nu war der Jacob wie gewöhnlich ausgeflogen; ich aber mußte derheeme bleiben, weil ich ’ne neue Kette anzuknüpfen hatte.

„He Wilhelm“, sagte de Meestern als ich fertig war, „heut könnten se mer ’mal eenen Gefallen thun!“

„Was denne?“

„Ich will gleich morgen in der Frühe waschen und bei der Kälte heut Abend könnte mer da draußen off dem Hausboden das Wasser eingefrieren. Mer wollen doch den Wasserständer ’rein in de Stube schaffen und dort hinter den Ofen stellen.“

Na, den Gefallen konnte ich ihr schon thun. Ich machte also Platz, setzte den Großvaterstuhl hinter an de Wand, trug den Wasserständer herein und ging dann zu Bette. De Mine hat nachher noch Wasser geholt bis der Wasserständer geschweppt volle war und is dann ooch schlafen gegangen.

So eenige Zeit nach Mitternacht nu kommt der Meester heeme und krebst off allen Vieren de Treppe ’noff. Als er de oberste Stufe erreicht hat, bleibt er, um wieder in de richtige Balance zu kommen, stehen und lehnt sich an den Kleederschrank, der draußen steht.

„Matz, Matz, ich bin da; der Fischerjacob kommt. Matz, Matz, Matz!“

„Jacob, Jacob!“ ruft drin in der Stube der Staar Nummer Eens. „Komm Jacob, komm!“

„Na gleich, gleich! Wart nur noch een Bissel. Ich habe miserables Leibschneiden. Der Ullrich hatte heut meine Sorte nich, und da hab ich eenen Knorpel off deine Gesundheit trinken müssen. Matz, Matz, Mätzchen!“

„Komm Jacob, komm! Mine kocht Sauerkraut, Sauerkraut, Sauerkraut!“

„Mach mer keene Finte nich, Matz! Donnerstags giebts Sauerkraut, heute nich.“

„Jacob, Jacob, ich will heirathen, heirathen will ich, hei, hei, heierkraut!“

„Wart, itzt will ich der helfen, du Tausendgallee! Haste dich wieder ’mal verplempert? Paß off, itzt komme ich!“

Er läßt den Kleederschrank fahren und schießt wie ’ne Lerche über dem Hausboden ’nüber, so daß er mit dem Koppe an de Stubenthüre rennt und alle Staare und Gimpeln in der Stube laut offschreien.

„Jacob, Jacob“, ruft Staar Nummer Eens, „ich will Sauerkraut heirathen, Sauerkraut!“

„Guten Tag, Herr Stadtrichter!“ schreit Staar Nummer Viere.

„Willkommen, o se—eliger A—bend“, pfeift Gimpel Nummer Drei.

„Potz Gurkensalat, Gur, Gur, Gurkensallat!“ zürnt Staar Nummer Acht.

„Wartet doch nur bis ich drinne bin, ihr Schwerenöther! Wo is denn heut nur de Klinke? Na, Mine, wenn de die aber etwa abgebrochen hast, da is der dein Brod gebacken! Immer muß mer bei euch Weibsen de Hand im Beutel haben. Bald zerbricht een Topp, bald eene Flasche, bald eene Schüssel, und nu gar noch de Klinke!“

„Schmeckt das Pfeifchen, Frau Rosine, schmeckt, schmeckt, schmeckt das Pfeifchen, Frau Rosine?“ fragt Staar Nummer Acht.

„Alte Neugierde du; warum soll ihrs denn nicht schmecken! Na, das is erst sonderbar! Bin ich denn off eemal so kleene geworden, daß ich das Thürschloß eene Viertelelle über der Nase hab? Und wahrhaftig keene Klinke und ooch keen Schlüsselloch! Na, Mine, de dauerst mich, aber ich kann nich anders; heute setzt’s ’was! Heiliger Gimpel, itze hab ichs! Das is ja de Angel! Nee so ’was! Da bin ich an de verkehrte Seite gerathen, und da is weiter Niemand Schuld als der Knorpel und das alberne Leibschneiden! Endlich, da is de Klinke. Mine, ich hab se; ’s is nu gut; ’s setzt nischt! Matz, Matz, ich bin da; ich bin hinne; Matz, Matz!“

„Jacob, Jacob, heut is Vogelschießen, Mine, Mine, Vogelschießen!“ ruft Staar Nummer Drei.

„Das wäre mir een Vogelschießen! Meine Paar Pfennige sind beim Taubenullrich sitzen geblieben, und de Mine giebt weiter Nischt mehr ’raus.“

„Vivat, Vivat, Vogelschießen, komm Mine; Jacob, komm, Jacob!“

„Halt’s Maul, Racker, wenn ich der’s eenmal sage, sonst machste mich falsch! Erst muß ich mich setzen, und dann kommt Ihr alle dran; aber hübsch ordentlich der Reihe nach.“

Er tappte sich in seinen Schmollwinkel, drehte sich, als er mit dem Fuße an den vermeintlichen Großvaterstuhl stieß, mit der Kehrseite gegen die Wand, und —

Na, Ihr alle wißt, daß Eener, der so ’nen leidlichen Affen hat, beim Setzen nich so hofmanierlich niedersäuselt wie een Tanzmeester, der seinen Schülern feine Condewiten beibringen will, sondern das Ding geht so: Erst macht mer de Beene breet, so wie ich es Euch itzt vormache; nachher spreizt mer de Arme aus eenander wie een Wegweiser, dem de Altersschwäche eene Viertelwendung links gegeben hat; dann macht mer de Oogen zu und legt de Ohren hintenüber wie een Ziegenbock, dem mer Meerettig off de Nase gebunden hat; sodann macht mer Anstalt zur Kniebeuge, aber so behutsam, ungefähr wie Eener, der mit eener Heerde Hühneroogen eene Buß-, Bet- und Passionsfahrt in de engen Stiefelschäfte machen will; zuletzt hält mer den Athem an und zieht de Stirne in de Höhe, um zu berechnen, in welche Himmelsrichtung das Meteor hinaus- oder hinuntercentrifugiren wird; endlich kommt een ahnungsvolles aber ungewisses Schwingen und Schweben zwischen den Wolken, und nu — Plumps! sitzt mer drin, wie der Fischerjacob im Wasserständer.

„Feuer, Feuer; ich verbrenne, ich ersaufe, ich erfriere, ich ersticke; u—hu—hu huuuuh! brüllte er mit eener solchen Löwenstimme, daß droben de Mine dachte, de Welt wäre schon halbuntergegangen und mit emporstehenden Haaren aus dem Bette sprang. Se hatte vergessen, den Deckel off den Ständer zu

legen, und der Meester war also mit demjenigen Körpertheele, in welchem gewöhnlich de wenigsten mathematischen Kenntnisse stecken, in Folge des vehementen Plumpses so tief in das Wasser hineingerathen, daß der ganze, wie een Taschenmesser zusammengeknickte Körper in dem Bade stak und nur de Arme und de halben Beene oben ’raus guckten wie Fühlhörner aus ’nem Schneckenhause. Wie een Frosch am Teichrande, so hielt er das off- und zuklappende Mundwerk über dem Wasser, um nach Luft zu schnappen; de Kälte fuhr ihm von dem Wirbel an immer über den Buckel hinunter bis in de Hämorriden hinein, und seine unbeschreibliche Stellung erloobte ihm nich de geringste Anstrengung, sich aus der omineusen Mausefalle zu befreien. Der Inhalt des Ständers war natürlich übergelaufen, hatte de ganze Stube überschwemmt und Alles, was off der Diele lag, unter Wasser gesetzt.

„Mine, Mine, meine gute, liebe, halbseidene Mine, Hülfe, Hülfe!“

„Mine kocht Sauerkraut, Sau, Sau, Saurathen, ich will saurathen!“ rief Staar Nummer Eens.

„Halt’n Schnabel, Staar der de bist, mit deinem heirathen. Mine, Mine!“

„Mach die Augen zu, mach die Augen zu, o Jüngling, liebst du deine Ruh!“ pfiff Gimpel Nummer Viere.

„Mine, komm zu deinem Jacob; ich kann nich pochen; ich stecke im Wasserfaß!“

„Heil dir im Siegerkranz, Herrscher des Vaterlands“, pfeift Gimpel Nummer Eens.

„Mine mach doch nur; de Stube schwimmt!“

„Die Milch läuft über, Herr Pastor, die Milch läuft über!“ ruft Staar Nummer Zwee.

„Hol der Kukuk deine Milch, du Esel von eenem Staare! Mine, Mine, Mine!“

„Goldne Abendsonne, wie bist du so schön! Nie kann ohne Wonne deinen Glanz ich sehn“, pfeift Gimpel Nummer Sechs.

„Nie über so een Weibsen! Die schläft, als hätte se ’s gepachtet. Die hört nich, die sieht nich, die fühlt nischt, und ich muß jämmerlich ersaufen, wenn se nich bald macht, daß se runter kommt. Na, das ist der letzte Knorpel, den ich getrunken habe, wenn ich überhaupt das Unglück überlebe!“

„Stille Nacht, heilige Nacht; Alles schläft, einsam wacht“, pfeift Gimpel Nummer Zwee.

„Wenn de nu nich bald offhältst mit deiner infamen Fopperei, so komme ich hin, Gimpel du!“

„Komm her, Jacob, komm doch her!“ ruft Staar Nummer Eens.

„Ja, wenn ich nur könnte, ihr heilloses Volk ihr; da sollte euch das Necken schon vergehen! Mine, Mine, meine aller-, allerbeste, halbseidene Mine!“

„Schmeckt das Pfeifchen, Frau Rosine, schmeckt das Pfeifchen?“ fragt Staar Nummer Sechs.

„Nee, nu wird mers zu tolle mit deiner Frau Rosine, du Schindernickel du! Ich halt’s nich mehr aus in dieser vermaledeiten Klemme. Das Wasser is mer innerlich schon ’roffgestiegen bis in de Gurgel; wenn’s bis ins Gehirne kommt, schnappe ich über, Mine, Mine, o meine Mine!“

Seine Lage wurde wirklich immer schlimmer; denn der Ständer war oben eng und unten weit, und so rutschte er immer tiefer ’nein. Der Rausch war schon längst verflogen; es schüttelte ihn am ganzen Körper, und es war ihm zu Muthe, als ob

er wie een Häufchen Salz im Wasser aus eenanderloofen müsse. Der Mordspectakel da unten in der Stube hatte mich offgeweckt, und ich stieg de Oberbodentreppe ’nunter, um nachzusehen, was es gäbe. Da fand ich denn de Meestern, wie se vor der Thüre stand und horchte. Se hatte sich de Geschichte gleich richtig zusammengereimt und errathen, in welchen Sperrsitz ihr Liebster gerathen war; aber se hatte ooch ihre guten Gründe, den Alten noch een Bischen verzappeln zu lassen.

„Wilhelm, sind se ooch da? Mein Mann steckt im Wasserständer und kann alleene nich wieder ’raus. Der muß heute Trumpf zugeben, sonst laß ich ihn stecken!“

„Mine, Mine!“ riefs drinne immer wieder. „Ach hätt ich doch nich geheirathet: eene Andre hätte mich schon lange ’rausgezogen!“

„Madle ruck, ruck, ruck, Madle ruck, ruck, ruck an meine grüne Seite“, pfiff Gimpel Nummer Fünf.

„Willste gleich ruhig sein! Das verwünschte Viehzeug bringt mich noch um, ehe ich den letzten Rutscher tanze! Mine, meine herzallerliebste, goldne Mine!“

„Wenn ich mich nach der Heimath seh’n, wenn mir im Aug’ die Thränen stehn“, pfiff Gimpel Nummer Sieben.

„Was willste nur mit deiner Heimath? Bis doch froh, daß de wenigstens im Trocknen bist! Mine, Mine, ach komm doch nur! Wenn ich nur dies eenzige Mal noch pochen könnte, ich wollte in meinem ganzen Leben nich wieder pochen!“

„Is das wahr, Jacob?“ fragte da nu endlich de Meestern haußen vor der Thüre.

„Mine, biste da? Komm nur rasch ’rein; es geht mer sonst ans Kamisol!“

„Wenn de nich mehr pochen willst, da ziehe ich dich raus, anders aber nich!“

„Komm nur! Ich poch mein’ Seel’ nich wieder.“

„Und deine Vogeln bringste mer nich mehr in de Kammer, wenn ich schlafen will!“

„Das geht nich, Mine, beim besten Willen nich! Ich muß se in der Kammer anlernen, weil se in der Stube irre werden.“

„’s geht, Jacob, ’s geht, wenn de nur willst!“

„Nee, ’s geht wirklich nich; denn wenn ich Eenem was vorpfeife, da quatschern mer’s de Andern ooch mit nach.“

„Da gehste ’naus off den Holzschuppen.“

„Da is mersch itzt zu kalt.“

„Na, da bleib stecken. Gute Nacht, Jacob!“

„Mine, ich muß ersaufen; ’s is keene Lüge!“ Und als se nich gleich antwortete, setzte er in der größten Angst hinzu: „Komm rein; ich will off den Schuppen gehen; komm nur, komm!“

Jetzt endlich trat se in de Stube; aber als se merkte, daß ihr das Wasser in de Filzschuhe kam, sprang se mit eenem Schreckensrufe wieder zurück. Daran hatte se mit keener Sylbe nich gedacht, daß das Wasser überloofen müsse, wenn so een Amphibium wie der Meester ’neinplumpst.

„Um Gottes willen, was is denn das für ’ne Schweinerei da hinne? Da schwimmt ja de ganze Stube im Wasser!“

„Mine, der heilige Christ hat bescheert, der heilige Christ, Christ, Christ hat bescheert! rief Staar Nummer Fünf.

„Laß’s schwimmen, meine gute Mine, laß’s schwimmen; ziehe nur mich erst ’raus!“

„Na da komm, du alter Tolpatsch. Das haste von deinen weißen Pommeranzen!“

„Ach, wenns doch nur Pommeranzen gewesen wäre! Aber ’s war nur Knorpel, der reene Knorpel.“

„Und der hat dir deine fünf Sinne so confus gemacht, daß de ’n Wasserständer für eenen Großvaterstuhl angesehen hast. Na, schäme dich! Wilhelm helfen se mit; er steckt zu feste drin.“

„Zieht nur, zieht! Au; nehmt euch in Acht! Ich bin durch und durch so offgeweecht wie een Zwieback im Kaffeeschälchen; wenn Ihr nich sachte thut, da loofe ich wie Brei auseenander. So; au! Ich kann mein’ Seel’ nich grade stehn; ich muß mich setzen. Wo is denn nur der Großvaterstuhl?“

„Mine kocht Sauerkraut, Sau, Sau, Sauerkraut!“ rief Staar Nummer Eens.

„Halt’s Maul, Staar! Mir is es nich wie Sauerkraut kochen zu Muthe. Nu kann ich nur de ganze Nacht da hier ’rumpatschen und offtreigen!“

„Wo haste denn den Stuhl, Mine?“

„Ach was Stuhl. Wer weeß, wo’s den hingeschwemmt hat! Scheer dich nur gleich ins Nest. Häng aber erst de Kleeder off de Leine, daß se gehörig abtropfen und wisch dich erst richtig mit der

Handquäle ab, daß de mer’s Bettuch nich nasse machst. Da hast se, und nu packe dich!

„Wilhelm, kommen se, führen se mich ’noff. Ich bin itzt so steif gefroren wie een Eiszapfen, und ich gloobe, daß ich mitten auseenander breche, wenn ich mich wo anstoße!“

„Ein freies Leben führen wir, ein Leben voller Wonne!“ pfiff Gimpel Nummer Acht.

Ich aber packte den Meester beim Arme und schaffte ihn in de Kammer. Ueber den Ausziehen meente er, indem ihm de Zähne zusammenklapperten:

„Wilhelm, passen se ’mal off; ich trinke gewiß und wahrhaftig nich wieder, und meine Alte soll von itzt an ruhig schlafen können. Wenn’s Eenem so an’s Leder gegangen is, wie mir heut, da kriegt mer nich nur den Knorpel, sondern ooch den Pommeranzen satt, mag es nu weißer sein oder meinetwegen ooch rother!“

Und er hat wirklich Wort gehalten. Es hat ihn gewißlich Keener von Euch wieder mit eenem Spitz gesehen, und seine Vogeln hat er von dort an immer im Holzschuppen angepfiffen. Itzt is er nu schon seit Jahren todt; aber der Wasserständer, der lebt noch, und wer von Euch sich een ähnliches Sonntagsvergnügen machen will, der kann sich ’mal ’nein setzen. Ich habe nischt derwi­der! — — —