Editorische Hinweise:Der Dukatenhof
Textvorlagen
Der Dukatenhof. Eine Erzählung aus dem Erzgebirge. Von Karl May. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. [Erster] Jahrgang 1877. Elfter Band. Stuttgart: Verlag von Hermann Schönlein, 1877; S. 92–208. Fotomechanische Nachdrucke:
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Karl May: Unter den Werbern · Seltene Originaltexte Band 2. Hamburg: Karl-May-Gesellschaft, [März] 1986; S. 261–290. (= Reprint der Karl-May-Gesellschaft)
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Karl May: Der Dukatenhof. Eine Erzählung aus dem Erzgebirge. Braunschweig: Edition Corsar, (Juli) 1987. (= Bibliothek der Abenteuer Bd. II)
Der Dukatenhof. Eine Erzählung aus dem Erzgebirge. Von Karl May. In: Illustrirtes Unterhaltungs-Blatt … [Beilagenzeitschrift; Jahrgang] 1879. № 32–39. Stuttgart: Hermann Schönlein (Redakteur und Herausgeber), 1879; S. 249–251, 257–259, 265–267, 273–275, 281–283, 289–291, 297–299 und 305–306.
Der Dukatenhof. Erzgebirgische Dorfgeschichte. Von Karl May. Mit sechs Illustrationen. Graz—Wien: Verlagsbuchhandlung „Styria“, ohne Jahr [1909]. (= Volksbücherei Nr. 215/216 = Band 61)
Zur Textgeschichte
Der Dukatenhof ist eine der erfolgreichsten von Mays Dorfgeschichten. Nach heutigem Wissensstand erschien sie erstmals innerhalb des ersten Jahrgangs der von Hermann Schönlein gegründeten und betreuten Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, einer Zeitschrift in Buchform, die über viele Jahrzehnte sehr erfolgreich war.
Zwei Jahre später druckte derselbe Verleger die Dorfgeschichte erneut ab, gleichermaßen innovativ in einer Zeitschrift, die er gar nicht unmittelbar für ein Publikum herausgab, sondern als Unterhaltungsbeilage vorproduzierte, eingekauft von lokalen Tageszeitungen, die sich keine eigene Feuilleton-Redaktion leisten konnten. Schönlein passte Titel und Untertitel sowie die Impressen an die Bedürfnisse seiner Kunden an, die in der Regel als Verleger ausgegeben wurden. Hierdurch entstand eine Vielzahl an Varianten resp. Paralleldrucken, die bisher wohl nur zu einem Bruchteil bekannt sind. Die umfassendste bibliografische Aufstellung mit 18 Nachweisen bietet Andreas Graf in seinem Aufsatz Frühe Zeitungs-Beilagen als Medien populärer Literatur. Hermann Schönleins »Illustrirtes Unterhaltungs-Blatt« und Karl Mays »Dukatenhof«.
Für die Jahre 1885 und 1893 sind Nachdrucke unter dem neuen Titel Schuld und Sühne in Lokalzeitungen nachweisbar.
Eine autorisierte Fassung brachte Karl May 1903 unter dem ursprünglichen Titel innerhalb der Anthologie Erzgebirgische Dorfgeschichten beim eigens dafür als Imprint neugegründeten Belletristischen Verlag in Dresden-Niedersedlitz heraus. Weiterführende werksgeschichtliche Informationen zu dieser Sammlung und ihren Nachfolgern finden sich dort.
Anfang 1909 kam es noch zu einer ersten selbstständigen Einzelpublikation von Der Dukatenhof, zudem illustriert, innerhalb der Volksbücherei der Verlagsbuchhandlung »Styria«, einer Reihe, die mit jeweils abweichender Zählung sowohl broschiert als auch in gebundener Form herauskam. Erhalten gebliebene Korrespondenz belegt, dass Karl May selbst das Manuskript dazu einsandte. Ob nun allerdings die Ausgabe von 1903 oder diejenige von 1909 als »Fassung letzter Hand« zu gelten hat, wird wohl erst ein Intensivvergleich innerhalb der historisch-kritischen May-Ausgabe zutage fördern.
Textvergleich
Karlheinz Everts hat im Jahr 2001 eine Vergleichslesung der drei Fassungen von 1877, 1879 und 1903 erarbeitet und in einer synoptischen Darstellung der Website der Karl-May-Gesellschaft zur Verfügung gestellt. Größere Veränderungen finden sich vor allem in der autorisierten Fassung von 1903. Die auffälligsten Maßnahmen sind die komplette Neufassung eines etwa zweiseitigen Textblocks, eine deutliche Rücknahme von dialektbezogenen Verkürzungen und Auslassungen mit Apostroph sowie die Eliminierung sämtlicher – auch harmlosester – Textpartien, in denen von weiblicher Schönheit, Küssen oder sonstigen amourösen Annäherungen die Rede ist (Beispiele: das schöne Mädchen
→ das Mädchen
| die leblose Hülle Derjenigen zu sehen, die er geliebt hatte mit der ganzen Gluth, deren das menschliche Herz nur fähig ist
→ die leblose Hülle zu sehen
| sprachen von nichts als von dem Dasein einer tiefen, heiligen Liebe zu dem Wesen, dem er eine Inbrunst widmete, welche man fast mit dem Worte Anbetung bezeichnen konnte.
→ sprachen von nichts als von einer tiefen Verehrung.
| und Keiner verstand es so wie er, ein Mädchen im Kreise zu drehen, daß es schien, als gehe es mit Flügeln oder auf Federn.
→ [gestrichen] | Sie hielt seine Hand länger fest, als für den einfachen Gruß nöthig war. Früher hatte er sie ihr gelassen und oft noch ein Weilchen mit ihr geplaudert; heut' aber entzog er sie ihr und ging. Es war ihr recht weh zu Muthe; sie mochte nicht wieder in die Stube gehen und stieg hinauf in ihre Kammer.
→ [gestrichen] | von dem Gegenstande ihrer ersten Liebe als Angebinde erhalten.
→ von dem Köpfle-Franz als Angebinde erhalten.
| Sie reichte ihm die freie Hand. Er erfaßte diese, zog das Mädchen an sich und drückte einen innigen Kuß auf ihre Lippen.
→ Sie reichte ihm die freie Hand und fragte dabei:
).
Zur Textgestalt
Die Fassungen von 1877 und 1879 wurden aus dem Textvergleich von Karlheinz Everts rekonstruiert. Die Fassung von 1909 stammt von der Website des Freundeskreises Karl May Berlin-Brandenburg, stand dort 2013 als Adventsgabe zum Download bereit und wurde von Wolfgang Hermesmeier für die Karl-May-Gesellschaft neu angepasst. Die Texte folgen in Rechtschreibung und Paginierung den oben genannten Vorlagen.
Verfügbare Online-Versionen
der Vergleichslesung 1877/1879/1903
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der Fassung von 1877
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Digitalisat aus dem KMG-Reprint »Unter den Werbern«
der Fassung von 1879
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Digitalisat des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz Illustrirtes Unterhaltungsblatt · Sonntags-Beilage der Zweibrücker Zeitung (S. 249ff.)
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Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt Illustrirtes Unterhaltungsblatt · Wöchentliche Beilage zum Darmstädter Tagblatt (S. 249ff.)
der Fassung von 1903
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Website (Erzgebirgische Dorfgeschichten, S. 167ff. )
der Fassung von 1909
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E-Book im Format ePUB (744 KB; von der KMG nicht gewartetes Zusatzangebot)
Erfassung 1877/79:
Karlheinz Everts,
Bad Honnef, 14. Juni 2001
Vergleichslesung:
Karlheinz Everts,
Bad Honnef, 14. Juni 2001
Erfassung 1909:
Wolfgang Hermesmeier,
Berlin, 10. November 2013
ePUB-Fassung 1909:
Wolfgang Hermesmeier,
Berlin, 10. November 2013
Revision:
Wolfgang Hermesmeier,
Berlin, 9. September 2017