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KMG-Nachrichten 126 - Dezember 2000

Herausgegeben von Engelbert Botschen

Amerika, du hast es besser

stellte schon Goethe fest, und ich muß ihm recht geben. Jedenfalls gewann ich diesen Eindruck beim Besichtigen vieler – auch kleinerer – Museen. Über deren Finanzausstattung und Präsentationsmöglichkeiten kann ich im Karl-May-Museum nur träumen.

Unser erstes außereuropäisches Symposium in Lubbock / Texas war für alle Teilnehmer ein großartiges Erlebnis. Meredith McClain hatte ein umfangreiches und interessantes Rahmenprogramm zusammengestellt und damit allen Teilnehmern Gelegenheit geboten, Land und Leute kennenzulernen: Cowboys und Canyons, Rancher und Ranches, Llano-Wein und mexikanisches Essen, schließlich – last but not least – Indianer vom Volk der Comanchen, die sich wesentlich friedlicher zeigten, als der "Mayster" sie beschrieb. Die einzelnen Vorträge zum Symposium hätte ich mir allerdings etwas zahlreicher besucht gewünscht. Vor allem die erwarteten amerikanischen Hörer blieben weitgehend aus. Ausführlicheres über die Tage in Lubbock berichtet Dietrich Schober in diesem Heft.

Ich nahm die Gelegenheit wahr, um einige Tage vor und nach der Tagung auf den Spuren Karl Mays zu wandeln, indem ich teilweise die Spuren des "Ölprinz" in Arizona verfolgte. So konnte ich mich davon überzeugen, daß die Wälder der Navajos südöstlich des "Chellyflusses" sehr gepflegt sind – wahrscheinlich dank der segensreichen Wirkung von Schi-So, dem Sohn des Häuptlings Nitsas-Ini. Schi-So studierte ja bekanntlich an der Tharandter Forstakademie (Bild 1). Einen Abstieg in das "Tal des Chellyflusses" nach dem Vorbild Kantor Hempels würde ich allerdings keinem empfehlen. Die Wände gehen bis zu 300 m senkrecht nach unten und sind keinesfalls mit Bäumen oder Ranken bewachsen, an denen man Halt finden könnte (Bild 2). Fazit des Ganzen: Während May mit seiner Beschreibung des Llano estakado ganz schön daneben lag – er hatte da wohl mehr die Beschreibung der Sonora-Wüste gedanklich vor sich, auf seiner Landkarte ja nur einige Zentimeter entfernt – hat er die vorhandenen Quellen über Arizona sehr gut verarbeitet. Nur über die Natur eines Canyons hatte er keinerlei Vorstellungen. Aber die hat ja kaum jemand, bevor er einen gesehen hat. Soviel zu Amerika.

Meine Bitte für Buchspenden für unser Archiv zeitigt erste Wirkungen. Helmut Schmied regte an, an alle Autoren zu appellieren, ein Belegexemplar ihrer Veröffentlichungen zum Thema Karl May für das Archiv zur Verfügung zu stellen, was ich hiermit tue. Er selbst ging schon mit gutem Beispiel voran. Uwe Richter stellte seinen gesamten Bestand an Sekundärliteratur und Reprints für das Archiv zur Verfügung, insgesamt fünf laufende Meter Bücher. Weitere Buchspenden gingen von Markus Böswirth, Robert Haimerl und Herbert Meier ein. Damit hat sich der Bestand unseres Archivs mehr als verdoppelt. Eine detaillierte Auflistung auf den folgenden Seiten.

Die technische Vorbereitung unseres nächsten Kongresses September 2001 in Luzern ist weitgehend abgeschlossen. Dank der tatkräftigen Mithilfe unserer Schweizer Freunde konnten für alle Veranstaltungen gute Konditionen erreicht werden; auch für die Rahmengestaltung legen sich die Mitstreiter um Elmar Elbs ganz mächtig ins Zeug. Dazu ebenfalls mehr im Inneren des Heftes. Vor Luzern wird es im März noch eine Tagung von Vorstand und Mitarbeiterkreis in Eisenach geben.

Nachträglich die besten Wünsche zum Geburtstag möchte ich an dieser Stelle unserem stellvertretenden Vorsitzenden Helmut Schmiedt zum 50. und unserem Schweizer "Motor" Elmar Elbs zum 60. übermitteln. Ihnen und allen Nichtgenannten weiterhin alles Gute.

Liebe Mitglieder, ich wünsche Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch ins – diesmal mathematisch richtige – neue Jahrtausend und verabschiede mich bis März 2001 mit herzlichen Grüßen

Ihr

Hans Grunert, Geschäftsführer

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Ruprecht Gammler

Reprint »Karl May: ET IN TERRA PAX«

100 Jahre nach der Erstveröffentlichung in dem von Joseph Kürschner herausgegebenen voluminösen Prachtband "China. Schilderungen aus Leben und Geschichte, Krieg und Sieg. Ein Denkmal den Streitern und der Weltpolitik", der im ersten Abschnitt seines dritten Teils: "Erzählendes und Anderes von und aus China" Karl Mays Reiseerzählung "Et in terra pax" enthält, plant die KMG einen Reprint, der in der 25jährigen erfolgreichen Reprintgeschichte eine neuen Höhepunkt darstellen wird.

War May vor 1900 durchaus willens und in der Lage - nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen -, den Tendenzen und Wünschen seines jeweiligen Publikationsorgans inhaltlich Rechnung zu tragen, enttäuschte er in einem Werk, das der patriotischen Verherrlichung des Sieges über China gewidmet war, mit seinem großen Friedensroman bewußt die Erwartungen seiner Auftraggeber.

Daher würde ein ausschließlicher Reprint des Mayschen Urtextes (= 142 Seiten), den er später für die Fehsenfeldausgabe ("Und Friede auf Erden!", 1904, Bd. XXX) umarbeitete und ergänzte, zu kurz greifen. Erst eine umfangreiche, repräsentative und sorgfältige Auswahl aus dem gesamten Werk, das in seinem ersten Teil durchaus unverächtliche geographische und kulturgeschichtliche Arbeiten bekannter Spezialisten mit aufwendigen, z. T. ganzseitigen, farbigen Illustrationen und Karten bringt, in seinem zweiten ("Die Wirren 1900/1901") und dritten Teil ("Erzählendes und Anderes") jedoch zunehmend militaristisch und chauvinistisch wird, vermag exemplarisch das Umfeld des "Pax"-Romans zu demonstrieren.

So wird dieser Band einen Umfang von 480 Seiten haben, Fadenheftung, geprägten Leineneinband mit illustriertem Schutzumschlag im Schuber, gedruckt auf besserem Papier. Alle farbigen Seiten und Textillustrationen - dazu gehört vor allem auch der May-Text - sowie die ganzseitigen Farbtafeln werden farbig gedruckt, der Reprint soll in Ausstattung und Inhalt dem aufwendigen Original möglichst nahekommen.

Zusätzlich werden sämtliche illustrierten Seiten der May-Erzählung, die in der 2. Auflage von einem anderen Künstler stammen, sowie abweichende Beispiele aus einem Lieferungsheft und einem Sonderdruck, der für May hergestellt wurde, dokumentiert. Abgerundet wird das ganze durch eine ausführliche Einleitung des Herausgebers Dieter Sudhoff, Inhaltsverzeichnis und Bibliographie.

Die Vorarbeiten sind weit gediehen, ein aufwendiges Projekt wie dieses wird sich jedoch nicht im finanziellen Rahmen der bisherigen Reprints verwirklichen lassen; die KMG wird diesen Band ihren Mitgliedern trotzdem zu einem vertretbaren Preis anbieten können. Die nächsten Mitteilungen (März 2001) werden genaue Informationen und eine Bestellkarte enthalten. Geplanter Erscheinungstermin: September 2001 (Tagung in Luzern).

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Die KMG in der Wüste ...

Die WinnetourÓ 2000 führte, wie auch schon die Tour im Jahre ’98, in die Gipswüste bei Alamogordo, diesmal allerdings in einen anderen Teil des riesigen Gebietes. Ein ‘verlorener Fluß’ zieht unterhalb eines Randstreifens hindurch und läßt an der Oberfläche eine einmalige Vegetation und einen Rest tierischen Lebens entstehen. Der Besucher fühlt sich in eine utopische Landschaft versetzt.

Die Gruppe blieb bis zum Sonnenuntergang in White Sands, fuhr allerdings in eine Dünenregion weiter, wo sie einen phantastischen Sonnenuntergang erlebte.

... und in Yale

Unser Vorsitzender, Prof. Dr. Reinhold Wolff, hatte nach der Winnetour noch einen weiteren Termin in den USA: Auf Einladung von Direktor Jeffrey Sammons hielt er am 25.9.2000 einen Vortrag in New Haven, Conn. an der berühmten Yale University vor einem interessierten und aufmerksamen Publikum von vielleicht 40 Leuten. Dieses Publikum hätte sich die KMG gerne schon beim Symposium in Lubbock gewünscht. Sein Thema war "Der seltsame Wilde Westen des Dr. Karl May".

Schon im Frühjahr hatte er zahlreiche Kontakte zu Mayforschern in den USA geknüpft und mit Prof. Meredith McClain mehrere Vortragsreisen gemacht. Wenn in den USA auch Mays Werke immer noch nicht sehr verbreitet sind, so ist doch die Zahl der forschend mit ihm beschäftigten Wissenschaftler erstaunlich groß.

Schwerpunkte seines Vortrages waren 1.) Wie kommt ein Literaturwissenschaftler zu Karl May? 2.) Die Eigenart der Mayschen Welt, Schaffung einer eigenen Welt, diverse Typen etc., 3.) Karl May im Fantasie-Kontext der deutschen Auswanderer, für die Texas ein klassischer Schauplatz ist.

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Karl-May-Stiftung Dezember 2000

Liebe Karl-May-Freunde!

in der Juni-Ausgabe 1999 veröffentlichten wir buchstabengetreue Einträge aus unserem Internetgästebuch der Villa "Shatterhand." Inzwischen sind interessante Neueinträge hinzugekommen. Eine Auswahl:

"Liebe Freunde! Vor einigen Jahren war ich in der Villa. Und war tief bewegt. Mir war, als spüre man noch den Meister, der uns so viel geschenkt hat. Karl May, dieser Name, er steht für so viel Positives. Für Träume von Freiheit, Gerechtigkeit und Endlosigkeit. Für Hoffnung auf das Gute im Menschen. Für die Liebe zwischen den Menschen. Für ein Ende der Diskriminierung von Menschen. Für eine tolerante Welt ohne Krieg. Für Harmonie zwischen Menschen und Völkern. Vor Jahren war ich in der Villa - und habe dem Meister, dem lieben Karl May, ein leises Dankeschön gesagt. Danke auch an jene tüchtigen Menschen, die die Villa erhalten - als einen Ort der physischen Erinnerung an den großen kleinen alten und doch ewig jungen Sachsen! Danke Karl May! Wer einmal in seinen Bann geriet, der hat einen Schlüssel zu einer besseren Welt im Herzen. Man kann ihn nie verlieren. Und selbst wenn man sich verläuft, die Tür aus den Augen verliert....man muss nur ein Buch von Karl May aufschlagen...schon hat man sie wieder. Sehr herzlich - Euer Walter-Jörg Langbein, NRW Deutschland."

"Ich bin nun mittlerweile 52 Jahre alt geworden. Mit 12 Jahren habe ich mein erstes Karl-May Buch gelesen: Die Felsenburg. Seitdem war ich von seinen Büchern so fasziniert, daß sich dies bis auf den heutigen Tag beibehalten hat. Zur Zeit lese ich mit großer Begeisterung Ihre Veröffentlichung im Internet ,Waldröschen’. Beruflich und privat befasse ich mich seit 1979 mit ,Positivem Denken’. Seit dieser zeit lese ich die Karl-May-Bücher (auch seine Abenteuerromane) mit ganz anderen Augen; denn in seinen Büchern predigt er praktisch das reine ,Positive Denken’. Auch aus so manchem Tief haben mich die Bücher wieder herausgeholt und mir neuen Lebensmut gegeben. Ich finde, Karl May ist einer der größten Schriftsteller unserer Zeit. Nur zu schade, daß ihm er Tod die Feder zu früh aus der Hand genommen hat. Ich besitze alle Bände bis auf die neu erschienen Band ab Band 80. Bei nächster Gelegenheit werde ich mir selbst auch ein Bild vom Schaffen Karl May machen, da ich beabsichtige, im August eine Reise durch Ostdeutschland zu machen und dabei die Geburts- und Arbeitsstätte Karl Mays zu besuchen. Mit den besten Empfehlungen Ihr Heinz-D. Appel, Saarland Deutschland."

"Ganz ganz liebe Grüsse aus dem Wild Wild South East Thüringen!!! Habe mich erst gestern auf dieser Homepage mit dem Leben und Wirken von Karl May beschäftigt. Mein Vater ist schon seit ich denken kann ein großer Fan von Karl May. Er hat so ziemlich alle Bücher gelesen, die etwas mit Winnetou und Old Shatterhand zu tun haben. Ich selbst muss gestehen, dass ich mich noch nicht damit beschäftigt habe! Aber die Lebensgeschichte ist sehr beeindruckend! Das habe ich nicht erwartet! Ich habe mir Karl May als einen verträumten, wohlhabenden Menschen vorgestellt, der eben mit viel Phantasie und Reichtum gesegnet war, und eben (nur) aus Langeweile und Spaß an der Freud solche Geschichten geschrieben hat. Würde er in unserer Zeit leben, hätte er eine größere Chance gehabt. Sowohl für sein persönliches als auch für sein schriftstellerisches Dasein. Dessen bin ich mir sicher! Und vor allen Dingen wäre er für solche Lappalien nicht mit solchen Gefängnisstrafen verurteilt worden, sondern eher in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden, wo er vielleicht die Möglichkeit auf eine vernünftige Rehabilitation gehabt hätte! Aber nichts desto trotz: Er war ein guter Mensch! Und die Gesellschaft, sein Vater und die Umwelt haben ihn letztendlich in den Wahnsinn und zu solchen Taten getrieben. Er wollte sich dafür rächen. Vielleicht ist sein heutiger Ruhm und Erfolg die grösste Rache..., Daniela Löffler, Thüringen Deutschland"

"So 9 oder 10 waren wir wohl, als wir von Bautzen mit dem Fahrrad zu Patty Frank nach Radebeul fuhren, um uns am Lagerfeuer Geschichten erzählen zu lassen und die Waffen von Old Shatterhand zeigen zu lassen. Zuhause mächtig zerlesene Karl-May-Bände - arg gebeutelt unter der Bettdecke gelesen, die die ,Leihrunde’ durch die Stadt machten, weil ,politisch’ unerwünscht. Das war eine der wunderbarsten und abenteuerlichsten Zeit unserer Jugend. Wehmut beschleicht einen, wenn man denn nicht immer zum Besten stattgefundenen Wechsel der Lesegewohnheiten sieht. Aber niemand kann uns die Erinnerung nehmen.... Alexander Koch, Stuttgart."

"Ich finde, Karl May schreibt genau das, was man sich nur erträumen kann. Er versetzt seine Leser in eine andere Welt und schreibt aber so realistisch und hinreißend, das ich mir immer schwer tue, wenn ich mit dem Buch aufhören muss. Ich finde es schade, dass so viele Menschen schlecht von ihm denken und sogar seine Blindheit bezweifeln. Doch gerade seine Blindheit ließ ihn so schreiben, wie er es tat. Denn er betrachtet die Dinge nicht von außen, sondern von innen. Und das sind die wahren Werte eines Menschen, die zählen. Daniela Obernberger, Österreich."

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Zum Jahresabschluß bedanken wir uns an dieser Stelle erneut für die Spendeneingänge, die uns in die Lage versetzen, Mays Bibliothek dauerhaft zu erhalten. Wir danken herzlich allen Spendern! Unterstützen Sie bitte auch weiterhin die Restaurierung der Bücher in Karl Mays Bibliothek, z. B. indem über bestimmte Bücher die Patenschaft übernommen wird. Bitte spenden Sie auf das Konto:

Karl-May-Museum

Kreissparkasse Meißen  ·  BLZ 850 550 00    Konto-Nr. 300 000 1912

Stichwort: Bibliothek

Internetadressen

http://www.karl-may-stiftung.de

http://www.karl-may-museum.de

Email: redaktion@karl-may-stiftung.de

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Dank an Erwin Müller

Nachdem Erwin Müller im September 1999 nach sechzehn Jahren als Geschäftsführer der Karl-May-Gesellschaft den Staffelstab an Hans Grunert weitergegeben hatte, beendete er im April 2000 auf eigenen Wunsch auch seine ehrenamtliche Arbeit in der Karl-May-Stiftung.

Als es sich nach einem vertrauensvollen Gespräch abzeichnete, daß Erwin Müller aus gesundheitlichen und entfernungsbedingten Gründen aus dem Kuratorium (dem Aufsichtsrat) der Karl-May-Stiftung ausscheiden würde, war ich betrübt und sprachlos, da er mir mit seiner Lebenserfahrung unentbehrlich schien.

Unsere erste Begegnung liegt nun schon reichlich dreizehn Jahre zurück, damals begegneten wir uns sachlich distanziert – er, der erfahrene Geschäftsführer der Karl-May-Gesellschaft und ich, der neue Geschäftsführer der Karl-May-Stiftung. Wir gestalteten gemeinsam mit Erich Heinemann würdig die Ehrung Karl Mays an dessen Grabe zu seinem 75. Todestag und arrangierten das erste offizielle Zusammentreffen von Karl-May-Gesellschaft, Karl-May-Stiftung und den Freundeskreisen der Karl-May-Freunde aus Cottbus, Hohenstein-Ernstthal, Leipzig und Radebeul. Als Erwin Müller uns, Dr. Klaus Hoffmann und mir, im Blockhaus "Villa Bärenfett" die offizielle Einladung zum 9. Internationalen Kongreß der Karl-May-Gesellschaft in Wien übergab, schlugen unsere Herzen schneller. Würde es uns möglich sein, als Vertreter der Karl-May-Stiftung erstmals bei einem so bedeutsamen Kongreß dabei sein zu können?

Die Teilnahme der Vertreter von Hohenstein-Ernstthal und Radebeul stand tatsächlich einige Male auf der Kippe. Eine damals nicht einfach lösbare Fragestellung war zum Beispiel: Wie nimmt die Karl-May-Stiftung das Geld von der Reisekostenübernahme entgegen, das von der Karl-May-Gesellschaft großzügig zur Verfügung gestellt wurde, ohne gegen die Gesetze der DDR zu verstoßen? In dieser Situation half mir der erfahrungsreiche Erwin Müller. In fast Mayschem Abenteuerstil wurden Lösungen gefunden, die für uns beide nicht ohne Risiko waren. Dieses gemeinsame Handeln half unser gegenseitiges Vertrauen zu stabilisieren. Die Begegnungen in Wien, ein Jahr später in Radebeul zum 60. Gründungstag des Karl-May-Museum und vor allem in Augsburg dienten dem Aufbau und der Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Karl-May-Gesellschaft und Karl-May-Stiftung, wie wir es 1987 in Wien verabredet hatten. Nach der Tagung in Augsburg überschlugen sich die Ereignisse, und es galt über den Untergang der DDR hinaus die Karl-May-Stiftung als legitime Erbin Karl Mays zu erhalten. In diesen Monaten konnte ich auf die Hilfe von Erwin immer zählen; in dieser Zeit war er einer meiner Lehrer in Sachen Demokratie.

Mit seiner Hilfe wurde die Karl-May-Stiftung und auch der Freundeskreis Karl-May-Museum e.V. bis 1991 in eine den gesetzlichen Normen der Bundesrepublik Deutschland entsprechende Stiftung bzw. Verein umgestaltet.

Seit dieser Zeit arbeitete er als Vorstandsmitglied an der unmittelbaren Aufgabenerfüllung der Stiftung in seiner gesamten Komplexität und Kompliziertheit, angefüllt mit Hunderten von Telefonaten und Briefen, Sitzungen, Besprechungen, Reisen usw., aktiv ehrenamtlich mit. Dieser Teil seiner Tätigkeit für den ,Mayster’, die Arbeit für die Karl-May-Stiftung, war für ihn immer im besonderen Maße wichtig, weil er darin seinen ganz persönlichen Beitrag zur Verwirklichung der deutschen Einheit sah. Während dieser Arbeit lernte ich an ihm besonders schätzen, daß er trotz zeitraubender fachlicher Arbeit das Menschliche, das Private nicht untergehen ließ -: er gab Mut und Kraft, um auch schwierige Zeiten zu überstehen.

Im Mai 1994 wurde Erwin Müller in das Kuratorium der Karl-May-Stiftung gewählt und gehörte nach dem Rückkauf der Mayschen Gegenstände zu den Motoren des Gremiums, das sich für einen zügigen Umbau der Villa "Shatterhand." zur schnellen Präsentation einsetzte. Die erfolgreiche Arbeit der Karl-May-Stiftung, an der er einen stolzen Anteil hat, ist unübersehbar. Im Verlauf dieser Arbeit wurde aus meinem Lehrmeister ein wahrer Freund, – und als Freund hilft er der Karl-May-Stiftung und deren Geschäftsführer weiter, auch ohne offiziell eine Wahlfunktion innezuhaben. Ich freue mich auf diesen neuen Abschnitt unserer Freundschaft.

Lieber Erwin, Du bist jederzeit in Radebeul willkommen! Deinen Wunsch, einmal spät abends in der Bibliothek Karl Mays allein zu sein, wie im Silberlöwen IV beschrieben, möchte ich schon bald erfüllen.

René Wagner

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"München leuchtet" für Claus Roxin

Unserem Ehrenvorsitzenden Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Claus Roxin wurde eine neue Ehrung zuteil. Am 29.Sep. 2000 erhielt er vom Oberbürgermeisters der Stadt München die Medaille "München leuchtet" in Gold verliehen. In seiner Laudatio ging der OB auch auf die Verdienste von Prof. Roxin um Karl May und die KMG ein.

Die Rathaus-Umschau brachte folgende Meldung:

< "München leuchtet" für Professor Dr. Roxin (2.10.2000). Als "Hochschul-Gesamtkunstwerk" würdigte Oberbürgermeister Christian Ude den Strafrechtslehrer Professor Dr. Claus Roxin bei der Überreichung der Medaille "München leuchtet - Den Freunden Münchens" in Gold. Roxin wurde 1971 als Ordinarius für Strafrecht, Strafprozessrecht und allgemeine Rechtslehre an die Ludwig-Maximilians-Universität München berufen und leitete dort ab 1974 als Geschäftsführender Direktor das Institut für die gesamten Strafrechtswissenschaften, bevor er im September 1999 emeritierte. Bei der Würdigung seiner fast 30jährigen Lehrtätigkeit in München ging OB Ude nicht nur auf die wissenschaftliche Qualität der Arbeit Roxins ein, die sich auch in der Verleihung von insgesamt zehn Ehrendoktortiteln niedergeschlagen habe, sondern hob auch ganz besonders die Verdienste seines pädagogischen Wirkens hervor: "Ihre Forschung und Lehre zeichnete sich immer auch durch eine klare Sprache aus, selbst wenn es um komplizierteste Differenzierungen ging. Ihre Vorlesungen waren lebensnah, plastisch, grandios aufbereitet und nicht zuletzt auch unterhaltsam, so dass es nicht verwunderlich ist, dass Ihre Hörsäle stets überfüllt waren." Professor Roxin, 1931 in Hamburg geboren, sagte, dass München für ihn und seine Arbeit auch als internationales Forum wichtig gewesen sei. "Wissenschaftler aus aller Welt kommen gerne nach München, was ich immer gerne zum Knüpfen von Kontakten und zum Ausbau von internationalen Beziehungen genutzt habe. Aber natürlich haben auch meine Familie und ich München lieben gelernt und deshalb bleiben wir auch nach meiner Emeritierung in München." An der Ehrung nahmen auch der Rektor der L-M-U, Professor Dr. Andreas Heldrich, und Stadträtin Judith Schmalzl (Bündnis 90/Die Grünen) teil.>

Münchener Merkur am 30.9.00: < Leuchtender Wissenschaftler. Wie der Zufall wollte, ehrte Bürgermeisterin Gertraud Burkert im selben Moment Roxins Enkelin Rebecca als Kammersiegerin der Konditor-Innung. Wenig später platzte diese strahlend ins OB-Büro, um mit dem Grosspapa zu feiern. Der gebürtige Hamburger hat nicht umsonst zehn Ehrendoktortitel. Seine Vorlesungen an der Münchener Universität waren notorisch überfüllt. Seine klare Sprache sei eine Wonne für die Studenten, lobte Ude. Roxin selbst kritisierte Kollegen, die "mit grossen Begriffswolken um sich blasen", um Argumente aufzuwerten. Als Emeritus hat er nun mehr Zeit, sich um den Vorsitz der Karl-May-Gesellschaft zu widmen, den er schon seit 28 Jahren innehat. Wie dieser bezeichnet er Bayern als seine "geistige Heimat"> .

Herzlichen Glückwunsch, lieber Herr Professor! Sie waren immer schon ein leuchtendes Vorbild, ein Leuchtturm im Meer der Meinungen, Sie haben viel Licht ausgesendet und mit leuchtenden Farben der KMG über Jahrzehnte ihr Aussehen gegeben. Mit grosser Anteilnahme und erwärmender Freude haben wir Kenntnis genommen, dass nicht nur fremde Universitäten, sondern auch die Stadt, in der Sie die längste Zeit tätig waren, eine besondere Auszeichnung für Sie bereit hat. "Den Freunden Münchens", ja gewiss, ein solcher waren und sind Sie, bleiben Sie uns Münchenern auch weiterhin zugetan, bleiben Sie aber auch der KMG erhalten, wenngleich der Reporter da wohl etwas verwechselt hat. Wir wissen und werden nie vergessen, was wir Ihnen zu verdanken haben. -dSch.

Am 19. Mai wurde unser Ehrenvorsitzender von der ‘Universidad de Lima/Peru’ zum Honorarprofessor ernannt. Wir gratulieren! -Red.

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So lebten die Indianer wirklich

Hagener Stadtmuseum zeigt »Winnetous Tod – Mythos und Wirklichkeit
nordamerikanischer Indianer.«

... Unter diesem Titel steht eine Ausstellung, die bis zum 3. Dezember im Stadtmuseum Hagen (Historisches Centrum, Eilper Straße 71-75) zu sehen ist.

Die vom Neanderthal Museum Mettmann konzipierte und in Hagen um zahlreiche Exponate erweiterte Ausstellung widmet sich dem wahren Leben der nordamerikanischen Ureinwohner und stellt diese Wirklichkeit in Kontrast zu dem Indianerbild, das Karl May, James F. Cooper und andere Westernautoren sowie Drehbuchschreiber und Regisseure ihrem Publikum vermittelt haben.

Dargestellt wird das Leben der "native Americans" im letzten Jahrhundert in den Lebensbereichen Waldland, Plains und Nordwestküste. Zahlreiche Exponate aus den verschiedensten völkerkundlichen Museen in Deutschland geben einen Einblick in das wahre Leben der Indianer. Es wird vermittelt, daß die indianischen Kulturen auf eine lange Geschichte zurückblicken, daß diese Geschichte mehr als nur das Büffeljagen kennt und daß die verschiedenen Indianerkulturen lebendiger Teil des heutigen Nordamerika sind. Dem gegenüber steht im scharfen Kontrast der Anfangsbereich der Ausstellung, dessen Exponate auf das häufig romantisch verklärte bis ins Kitschige reichende Indianerbild verweisen. Winnetous Silberbüchse, Filmplakate, das von Pierre Brice in seiner Rolle als Winnetou getragene Hemd oder zahlreiche Plastikindianerfiguren sind da nur ein kleiner Ausschnitt. Eine Diashow am Ende der Ausstellung gibt einen Einblick in das zum Teil heute sehr triste Leben der Indianer.

Das Ausstellungskonzept geht über die klassische Objektpräsentation hinaus und nutzt Filme sowie dramaturgische Inszenierungen zur Informationsvermittlung. Ein Audiosystem begleitet die Präsentation und schafft sinnliche Hörerlebnisse.

(in: Südwestfälische Wirtschaft 8/2000 [Monatsjournal der IHK Hagen] mitg. von Wolfgang Willmann)

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Erwin Müller

Verlag Neues Leben

Nach kurzer, schwerer Krankheit ist der Berliner Verleger Rudolf Chowanetz, der auch Mitglied der Karl-May-Gesellschaft war, am 26. Januar 2000 verstorben. Die Mitarbeiter haben sich entschlossen, die Verlagsarbeit in seinem Sinne fortzusetzen; neuer Geschäftsführer ist Dr. Andreas Henselmann. Die verdienstvolle und beliebte Karl-May-Edition des Verlags Neues Leben, die Rudolf Chowanetz besonders am Herzen lag und inzwischen auf 64 Bände angewachsen ist, wird ebenfalls weitergeführt. Als nächster Titel erscheinen die um sechs separate Erzählungen erweiterten Erzgebirgischen Dorfgeschichten in zwei Teilen. Der erste Band wird noch vor Weihnachten in die Buchhandlungen kommen, der zweite folgt dann im Frühjahr 2001.

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Ehrung durch den Nachfolger Benito Juarez’!

Professor Roxin, der Ehrenvorsitzende der Karl-May-Gesellschaft, ist auch als Emeritus ein vielbegehrter Gast: Das Nationale Institut für Strafrechtswissenschaften in Mexiko-City zeichnete ihn am 4. September 2000 mit dem zehnten Ehrendoktortitel aus. Der mexikanische Staatspräsident persönlich überreichte ihm das Diplom, was insofern bemerkenswert ist, als dieser Herr immerhin ein Amtsnachfolger von Benito Juarez ist.

Wir gratulieren herzlich!

Unser Jubilar konnte zudem während seines Aufenthaltes die in der Wüste gelegene Stadt Saltillo besuchen, von der bekanntlich Karl May die bei ihm immer wieder auftretende Santillo-Decke bezogen hat.

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Oliver Buslau

Durch die Wüste und die Prärie

Karl Mays Geschichten als Hörbücher

Karl May: Winnetou und Old Shatterhand. Bd 1: Blutsbrüderschaft. – Nikolaus Frei, Sprecher. Arte Nova 74321 72130 2. (2 CDs oder MCs).

Karl May: Winnetou und Old Shatterhand. Bd 2: Die Jagd auf Santer. – Nikolaus Frei, Sprecher. Arte Nova 74321 72131 2 (2 CDs oder MCs).

Karl May: Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar: Senitzas Befreiung. – Nikolaus Frei, Sprecher. Arte Nova 74321 72132 2 (1 CD oder MC).

Karl May ist auch heute noch einer der erfolgreichsten deutschen Erzähler. Und das hat man nun endlich einmal wörtlich genommen. Erzählen – das setzt (wie es wissenschaftlich heißt) – orale Vermittlung voraus, also ohne störendes Buch zwischen dem, der erzählt und dem, der die Erzählung aufnimmt. Und so sind Mays Romane wie geschaffen für das neue – und eigentlich doch so alte – Medium des Hörbuchs. Die vorliegenden Veröffentlichungen enthalten keine vollständigen Romane des "sächsischen Münchhausen", wie Karl May bereits zu Lebzeiten genannt wurde, sondern zeigen in nahtloser Dramaturgie die wichtigsten Abschnitte aus der Geschichte von Winnetou und Old Shatterhand sowie Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar.

Auf vier CDs (auch als MC erhältlich) erzählt der Sprecher Nikolaus Frei mit heller, eindringlicher Stimme die erste Begegnung zwischen dem Apachenhäuptling Winnetou und dem Ich-Erzähler Old Shatterhand, der übrigens am Anfang auf der "falschen" Seite steht: Zusammen mit den Westmännern Sam Hawkins, Dick Stone und Will Parker führt er im Apachengebiet Vermessungen durch, die Winnetous Vater Intschu-tschuna verbietet. Es kommt zum Streit mit den Indianern, ein Betrunkener will Winnetou töten, seine Kugel trifft jedoch den Medizinmann Klekhi-petra. Eine sich über mehrere Bände erstreckende Geschichte entsteht aus diesem Streit: Die Weißen besiegen zunächst mit Hilfe eines anderen Indianerstamms die Apachen, Old Shatterhand befreit Winnetou, wird für einen Verräter gehalten und kann sich erst in letzter Sekunde vor dem Marterpfahl retten. Schließlich kommt der berühmte Moment: Der weiße und der rote Held schließen Blutsbrüderschaft. Die ist auch nötig, denn auf der dritten und vierten CD steht ihnen der Kampf mit einem weißen Verbrecher bevor: Santer, dem es lange gelingt, vor Winnetou und Old Shatterhand zu fliehen. Erst lange nach Winnetous Tod ereilt ihn die gerechte Strafe, und raffinierter Weise hat May diesen Abschnitt so konstruiert, daß es der tote Winnetou selbst ist, der den Bösewicht richtet. In seinem eigenen Testament führt Winntou Santer auf die Spur eines Goldschatzes, die ihn jedoch in eine Falle lockt ... Spannende Geschichten, die seit der Jugend im Unterbewußtsein schlummern und die man sich gerne einmal erzählen läßt.

(Aus: Text Art, 1/2000)

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Stammen die Indianer aus Asien?

Unser Mitglied Helga Gemegah hat uns zu ihrer im Buchhandel erschienenen Dissertation "Die Theorie des spanischen Jesuiten José de Acosta (ca. 1540-1600) über den Ursprung der indianischen Völker aus Asien" eine kurze Inhaltsangabe geschickt, die wir unseren Lesern gern zur Kenntnis geben:

Die Behauptung des spanischen Jesuiten José de Acosta, indianische Völker seien aus Asien zu Fuß über eine Landbrücke nach Amerika gewandert, wird noch heute in der Besiedelungsforschung Amerikas zitiert. In dieser Arbeit werden Acostas Argumente erstmalig unter Berücksichtigung seiner Quellen sowie der geographischen, historischen und politischen Hintergründe untersucht. Dabei wird deutlich, daß Acostas Theorie keine Fakten enthält, sondern politische Inhalte transportiert. Acostas Landbrückenkonzept ist kartographischen Vorbildern entnommen, die der Darstellung spanischen Besitzanspruches auf Asien dienten. Acostas Kommentare zur geplanten spanischen Conquista Chinas verdeutlichen ebenfalls das Interesse Spaniens an Asien. Da es sich bei Acostas Theorie um eine Propagandaschrift handelt, sollte sie in der Besiedelungsforschung Amerikas nicht mehr berücksichtigt werden.

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Karl May auf den Hund gekommen!

Wenn Karl May auf den Hund kommt, ist das nicht unbedingt etwas Schreckliches. In dem Kinderbuch ‚Winnewuff und Old Miezecat‘ verwandeln sich seine berühmtesten Westernhelden in einen Hund und eine Katze; diese beiden, mit bürgerlichen Namen Amadeus und Moritz, haben einer Mutter zugehört, die ihrem Sohn Karl May vorlas, und bald geraten sie selbst in quasi-wildwestliche Abenteuer mit gefährlichen Banditen, die sie am Ende erfolgreich bestehen. Da ist Platz für manches, was man von May kennt, vom Spurenlesen bis zur abschließenden Versöhnung, und so mögen ganz junge May-Leser sich mit einiger Freude durch Kapitel hindurchlesen, die ‚Der Schatz im Glitzerweg‘ oder ‚Unter Ratten‘ heißen. Und zwischendurch werden sie vielleicht ins Grübeln geraten, wenn sie hier erfahren, dass "Winnetous Pferd" ein "stolze(r) Hengst" namens "Rie" (!) ist (S. 10).

Stefan Gemmel: Winnewuff und Old Miezecat. Metz-Verlag, Gaggenau 2000, DM 16,80.

Helmut Schmiedt

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SCHWEIZER-KARL-MAY FREUNDE INFO 5-

100 Jahre Karl May auf der Rigi

Liebe Karl-May-Mitglieder in aller Welt

Eine reiche Kulturlandschaft

Immer wieder bekommen wir Anfragen für Begleitprogramme für die Zeit vor und nach dem KMG-Kongress. Das freut uns und darum haben wir auch eine fakultative Busreise.

Wer aber selbst die schöne Zentralschweiz besuchen möchte, kann dies entweder mit dem eigenen Auto, dem kostengünstigen Swiss-Rail-Pass oder auf Schusters Rappen tun. Zu entdecken gelten die geschichtsträchtigen Orte: Küssnacht, Sursee, Sempach, Beromünster, Willisau sowie Schwyz mit seinen Museen.

Wer nebst Einsiedeln, 900 m ü.M., höher in die Berge fahren möchte, findet in Engelberg auf 1000 m ü.M. im Herbst ein herrliches Wandergebiet oder kann mit der Rotair-Seilbahn auf den Titlis (3000 m) und dort die Alpenbergwelt pur erleben. Karl May empfand es so:

"Siehst Du die wunderbare Herrlichkeit,

Die vor dein Auge sich hier rundum breitet?

Fühlst du, dass sie dich innen firmt und weiht,

dich von der Schöpfung auf den Schöpfer leitet?..."

Luzern hat mit dem Pilatus als Hausberg die steilste Zahnradbahn der Welt!

Die Bergwelt der Innerschweiz - ein Grund zum länger Verweilen!

In den KMG-N vom März 2001 finden die KMG-Kongressinteressierten dann die Anmeldekarten für die Hotelunterkunft in Luzern und den Ausflug auf Rigi-Kulm. Dort wo Karl May vor genau 100 Jahren mit Emma und Klara wohnte, werden wir die Freundschaft pflegen und den unterhaltenden Teil durchführen.

Weiterführende Internet-Webseiten: http://www.lu.ch oder http://www.pilatus.com

Vor u. nach dem Kongress haben Tagungsteilnehmer und Begleitpersonen die Möglichkeit, Luzern, die Stadt am See und die nahe Umgebung zu Fuss oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln kennen zu lernen. Der Leiter der CH-KMF steht gerne für weitere Besichtigungswünsche zur Verfügung: Elmar Elbs, Studhaldenstrasse 3, CH-6005 Luzern Fax + 41 361 19 16, ab 1. Dez. 2000 siehe neue E-mail-Adresse auf der KMG-Homepage.

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Nach Beendigung des offiz. 16. KMG-Kongresses bieten die Schweizer-Karl-May-Freunde

eine fakultative Reise in den Süden und Südosten der Schweiz an.

Ziel ist es, unseren ausländischen Gästen die Gelegenheit zu geben, auf den Spuren Karl Mays einen Eindruck von der abwechslungsreichen Landschaft der Schweiz zu bekommen.

Reiseplan mit Bus (frei nach KMs "Pilgerreise in das Morgenland", [KMV-Bd. 81,S 213 ff])

Start: Sonntag, 23. September 2001, ca. 13.00 Uhr

"Südwärts" entlang dem "Vierwaldstättersee" durch den "Gotthard" und die faszinierende Leventina
nach Lugano an den Fuss des "San Salvatore"

Zimmerbezug im Hotel "Bellevue au Lac**** wo Karl May am 1. April 1901 logierte.

Hotelier Herr Ch. Helbling, ebenfalls KM-Leser, gibt uns einen Top-Rabatt auf seine üblichen Preise.

Stadtbesichtigung, Abendessen in einem typischen Tessiner-Lokal. Übernachtung.

Montag, 24. September 2001:

Frühstücksbüffet, Weiterfahrt über Gandria, nach Menaggio (I) am Comersee, Chiavenna über das
pittoreske Bergell, den Malojapass zum weltberühmten St. Moritz, 1600 m. "Allegra" = Grüss Gott Zimmerbezug im Hotel Steinbock *** inmitten des Kurortes. Bummel/ Abendessen. Übernachtung.

Dienstag, 25. September 2001:

Frühstücksbüffet, Fahrt über den Julierpass, durch die Alpenwelt des Bündnerlandes geht es zum Barockjuwel der Schweiz, ins "Schöne (Hoch) Tal" von Einsiedeln. Mittagessen im "Hotel Pfauen" daselbst Karl May am 20. Sept. 1901 übernachtete.

Bruder Gerold Zenoni, Mitglied der KMG und CH-KMF zeigt uns die Klosterbibliothek und
Karl-May-Trouvaillen. Besuch der berühmtesten und grössten Klosterkirche der Schweiz.
Rückfahrt entlang der "Rigi" nach Luzern. Ankunft Bahnhof Luzern ca. 18.00 Uhr.

(Hier besteht die Möglichkeit für Abendessen, Übernachtung, weiteren Aufenthalt in Luzern, auf Rigi-Kulm,

- oder Anschluss zur Nachtfahrt mit Zug in die grossen Städte nach Deutschland und Österreich.

Approximative Kosten bei mindestens 30 Teilnehmern für Busfahrt, zwei Übernachtungen
mit Frühstück, im Doppelzimmer Fr. 320.- oder Fr. 340.- im Einzelzimmer.

Anmeldung für diese überraschungsreiche Reise unbedingt notwendig bis 15. Jan. 2001. Auskunft
erteilt gerne Regula Jucker, Büelen, CH-8706 Meilen,Tel. + 41 1 923 35 96,
arjucker@bluewin.ch

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Erwin Müller

Jedem sein Lexikon!

Hans-Jürgen Mende im Gespräch mit Oliver Schwarzkopf

Vor einigen Monaten ist im Lexikon-Imprint-Verlag von Schwarzkopf & Schwarzkopf (Berlin) "Das große Karl-MayLexikon" von Michael Petzel erschienen (s. Rezension in KMG-Nachrichten Nr. 125/September 2000, S. 29/30). Für die renommierte Literaturzeitschrift "Berliner LeseZeichen" hat Hans-Jürgen Mende ein Interview mit dem Mitinhaber des Verlages, 0liver Schwarzkopf, geführt, das in der August/September-Ausgabe veröffentlicht wurde. Da auch Karl May und das Karl May-Lexikon ein Thema des Gespräches waren, werden im folgenden die entsprechenden Passagen dokumentiert.

0.Sch.: Der neue Verlag Lexikon Imprint bringt Ausgaben mit Themen von allgemeinem deutschen Interesse. Die Zielgruppen sind so differenziert, wie auch die Themen differenziert sind. 0ft sind es sehr kleine, sehr spezialisierte Interessentengruppen, aber viele kleine Lesergruppen ergeben eben auch ein großes Ganzes. Es gibt genügend Leute, die über den Tellerrand schauen und sich das eine oder andere kaufen, vielleicht Karl May für sich und Techno für die Kinder oder Enkel.

H.-J.M.: Da kommen wir doch gleich zu Karl May. In den vergangenen Jahren gab es doch in Westdeutschland eine regelrechte May-Schwemme. Auch in den neuen Bundesländern hat der Verlag Neues Leben inzwischen fast alles von diesem Autor herausgebracht. Ist der Markt da nicht gesättigt? Macht ein Karl-May-Lexikon noch Sinn, und wie ist der Verkauf im 0sten?

0.Sch.: Er ist etwas schwächer als in den alten Bundesländern. Da sind ganze Generationen mit Karl May aufgewachsen. Im 0sten wurde May relativ spät verlegt, und in der DDR war es schwer, diese Bücher zu bekommen. Doch obwohl das Interesse an Karl May groß ist, gab es bisher kein Nachschlagewerk, wo man sich umfassend über Titel, Personen, Verfilmungen, das Wirkungsfeld usw. informieren konnte. Der Autor des Lexikons betreibt seit zehn Jahren das Karl-May-Archiv in Göttingen. Er hat u.a. eine großartige Sammlung von Original-Skripten, Fotos, Dokumentationen und Tagesberichten - ist also für die Erarbeitung eines solchen Lexikons prädestiniert. Wir haben es in einer Auflage von 3.000 gedruckt, aber ich gehe davon aus, daß im nächsten Jahr eine Nachauflage fällig wird.

Das ist ja eine gute Nachricht, und den Autor Michael Petzel wird’s freuen!

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Winnetou trifft Hotzenplotz *

Die Saarbrücker Zeitung veröffentlicht am 23.4.00 eine Umfrage unter bekannten Saarländern und fragt auch Kinder nach dem Lieblingsbuch. Das Ergebnis beginnt erkenntnisreich:

Computer, Internet, E-Mail sind zu Beginn des 21. Jahrhunderts in aller Munde. Dabei wird etwas gerne vergessen: Wer nicht lesen und schreiben kann, fällt auch im ,,World Wide Web" durch die Maschen. Doch die Lesefähigkeit In Deutschland wird schlechter. Seit Jahren schon warnt die Mainzer ,,Stiftung Lesen", dass immer mehr Kinder - nicht nur aus sozial schwachen Milieus - mangelhaft lesen und schreiben, weil ihre Eltern sie nur vor Computer und Fernseher absetzen. Um ein Signal zu setzten, hat die Unesco den 23. April zum Welttag des Buches ausgerufen. Aktionen rund ums Thema ,,Bücher und Lesen" finden statt. Auch die ,,Saarbrücker Zeitung" startet wieder eine Reihe zur Leseförderung. Wir rufen Kinder zwischen etwa sechs und zwölf Jahren dazu auf, uns einen kleinen Text über ihr Lieblingsbuch zu schreiben - sozusagen eine Buchkritik aus Kinderhand.

Zum Auftakt unserer Aktion stellen wir heute Kinder von einst vor. Wir haben saarländische Prominente gefragt, welche Bücher sie als Kinder geliebt haben. Gesundheitsministerin Regina Gömer, der Schriftsteller Ludwig Harig, die Schauspielerin Bettina Koch, die Bildende Künstlerin Barbara Caveng, Wendelin von Boch, Vorstandsvorsitzender von VilIeroy & Boch, und Kultusminister Jürgen Schreier haben uns ihre persönlichen Geschichten verraten.

Hier der Bericht des Herrn von Boch:

Als Elf-/Zwölfjähriger habe ich mich mit großer Passion durch eine hohe Zahl von Karl-May-Bänden durchgearbeitet. Ich fand die Abenteuerromane, die meist in Nordamerika und im Vorderen Orient spielten, so spannend, dass ich sie auch heimlich ,,unter der Schulbank" weiter las. Die Welt des Old Surehand und Winnetou hatte mich derart fasziniert, dass ich als 15-Jähriger im Internat bei einer Freilichtaufführung den Bösewicht in ,,Der Schut" spielte. Es scheint heute fast unvorstellbar, wie Karl May, ohne jemals in diesen Ländern gewesen zu sein, derart trefflich Landschaftsbilder und die Gepflogenheiten von Arabern, Indianern und Cowboys nachzeichnen konnte.

Wir waren damals noch nicht abgelenkt von täglich dreistündigem Fernsehkonsum und konnten uns vertieft in die Lektüre unsere eigene Traumwelt schaffen. Karl May hatte es verstanden, die Polarisierung von ,,gut" und ,,böse" klar aufzuzeigen und damit eine hohe Identifikation mit dem ,,Guten", dem ,,Ritterlichen" und ,,Mutigen" zu erreichen. Noch heute kann ich mich an einige Szenen zurück erinnern, die ich vor mehr als 40 Jahren gelesen habe. Wenn mir jemand die Frage stellt, welchen Fernsehfilm ich mir gestern angeschaut habe, dann kann ich das oft nicht beantworten. Das macht den Unterschied aus zwischen einem Buch und dem passiven Konsum und der täglichen Berieselung des Fernsehens.

Der Einsendeschluss für die Aktion "Lieblingsbuch" war der 29.4.00

* Der von der SZ-Redaktion gewählte Titel zeigt wieder einmal die Anziehungskraft Winnetous bei Redakteuren.

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Dietrich Schober

Der Geist des Llano Estacado - oder
Das Symposium in Lubbock
(7.-12.9.2000)

Dort, wo die südöstliche Ecke von Neu-Mexiko in das Gebiet von Texas hereinstösst, befindet sich einer der gefährlichsten Winkel des Fernen Westen ... der berüchtigte Llano estakado. (Karl May, Der Sohn des Bärenjägers, KMV-Reprint S.389ff) Und da sollte ich hin? Selbst Texaner haben mich vor diesem rauhen Land gewarnt. (Thomas Jeier, Auf Winnetous Spuren, KMV S.83) Und eine weitere Warnung: Ein Abstecher nach Lubbock ist nicht zu empfehlen, auch wenn diese Stadt so verlockend erscheinen mag auf der Karte. Nichts als Getreidesilos, Ölfirmen und eine grosse Universität. (Dirk Kruse-Etzbach, USA Südwesten, Iwanowski’s Reisebuchverlag S.723) Und da sollte ich hin?? Welcher Geist hat mich beeinflusst, als ich mich dazu entschloss? Einfach ist die Antwort: Karl Mays Geist schwebt überall. (Erich Heinemann, Jb-KMG 1996 S.422).

Formuliert hat dies 1995 Frau Professor Dr. Meredith McClain, als die Lübecker Nachrichten einen Artikel von ihr brachten, und in diesem Zusammenhang sei auf ihren Beitrag auf Seite 299 ff. im Jb-KMG 1994 hingewiesen: Karl Mays Llano estakado und die Wirklichkeit heute. Um es gleich zu sagen: Ich habe den Ritt durch Wolken und Wüste überlebt und blicke auf ereignisreiche Tage in USA mit Freude zurück. Inspiriert zum Symposium in Lubbock am Rande des Llano Estacado hat natürlich Karl May, aber auch der freundlichste Geist braucht ein Medium, um zu wirken. Und so sprach eines Tages im Jahre 1997 Meredith McClain mit Geschäftsführer Erwin Müller und Redakteur Engelbert Botschen über ihre Gedanken und Pläne. Es entstand das Projekt 2000 (KMG-N 115 S.115+116). Und dann haben viele, viele wohlwollend mitgewirkt, dass das geplante Symposium stattfinden konnte. Vorsitzender Prof. Dr. Reinhold Wolff verteilte am letzten Tag der dem Symposium folgenden Winnetour 2000 Worte des Dankes und der Anerkennung an die Organisatoren, Planer und Macher, allen voran McClain und Grafenberg. Langanhaltender Beifall der Reisegruppe gab unser aller Empfindungen wieder, herzlich noch einmal von mir sei hier gedankt.

Der KMG wurde ein grosser Dienst erwiesen, der Name Karl May wurde in Lubbock gefestigt. Auch einige neue Mitglieder fanden zur KMG, denn eine grossartige Werbung für Karl May und seine Gesellschaft war die ganze Angelegenheit. Die Presse, die noch bei der Winnetour I im Jahre 1995 (N-KMG 104 S.18ff.) ganz beeindruckt und gross berichtete, hielt sich dieses Mal zurück, zu sehr war das Lubbock Avalanche-Journal durch das gleichzeitige National Cowboy Symposium eingespannt. Nur das Septemberheft von Lubbock Magazine-Your guide to artful living on the South Plains- schenkte uns einen netten Artikel, er ist im Pressespiegel/Lubbock angeführt, wobei auch hier vierfach so viel Platz dem Cowboy Symposium gewidmet war. Für uns KMG-ler war das Memorial Civic Center Tagungsraum und Begegnungsstätte mit den Boys und Girls von nebenan, viele Gespräche und Geschäfte fanden statt, die grosse Halle mit den Waren und natürlich die Westernshops in der Stadt waren eine gewisse Herausforderung an Brieftasche und Disziplin.

Über den Ablauf des Symposiums berichtet nachstehend Barbara Scheer, auch mit einer Kurzfassung der Vorträge; diese sollen gesammelt und übersetzt, wo nötig, in einem Materialienband herausgegeben werden. Meine persönlichen Eindrücke habe ich bereits angedeutet, gespeist wurden sie gleich beim Empfang am Flughafen in Lubbock, wo uns die jugendlich-flotte Meredith mit einer Flotte von Oldtimern erwartete; sie hatte den Club ‚Nifty fifty‘ animiert, uns im Convoi ins Holiday Inn Hotel &Towers zu bringen; ich sass in einem Buick 1956, und alle car owner waren stolz wie der sprichwörtliche Texaner.

Mit Recht stolz dürfen auch alle sein, die zum Gelingen des Karl-May-Archivs in der Southwest Collection der Texas Tech University beigetragen haben, hier sei besonders an Prof. Dr. Donald Haragan (President der TTU bis vor kurzem) erinnert, der alles, was mit Karl May zu tun hat, immer sehr aufgeschlossen befürwortete. Die Eröffnung des Archivs fand im ganz grossen Rahmen mit den hohen Würdenträgern der Universität statt, auch an diesem Ort wurden viele, viele Dankesworte verteilt, und wieder besonders an die unermüdlich wirkende McClain. Ist sie der Geist des Llano estacado? ‚Spirit‘ ist hier gemeint, der schöpferische Geist, der mit Esprit, Witz und Verve neues schafft und sich mit Elan durchsetzen kann. Ihrer Fürsprache hat es die Reisegesellschaft auch zu verdanken, dass alle Teilnehmer zu Ehrenbürgern der Stadt Lubbock ernannt wurden, sieben Unterschriften auf dem Dokument von Mayor Windy Sitton bestätigen diese Auszeichnung. Nun könnten wir uns ein kleines Häuschen bauen, am Rio Pecos oder im Blanco Canyon, wenn dort nicht schon das Winnetouhäuschen stünde.

Vieles im und am Llano Estacado sehe ich nun mit anderen Augen, die Wirklichkeit holt jeden schnell ein, aber ein bisschen in Gedanken ausreiten mit Bloody-Fox, Bob und den Snuffles wird man ja wohl noch dürfen.

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Barbara Scheer

Internationales Karl-May-Symposium

vom 7. - 12. September 2000 in Lubbock, Texas

Auf Einladung der Texas Tech University von Lubbock fand vom 7. bis 12. September 2000 ein internationales Karl-May-Symposium statt.

Doch zuerst einige Worte zur Stadt: In den Jahren um 1870 ließen sich hier Quäker als Viehzüchter nieder. Um 189o besteht das heutige Lubbock aus den Quäkersiedlungen Old Lubbock und Monterey. Benannt ist die Stadt nach Tom S. Lubbock, einem Unterzeichner der Texas Declaration of Independence. Neben der Viehzucht spielt der Baumwollanbau eine bedeutende Rolle.

Im Jahr 1923 wurde die Texas Technological University (Texas Tech University oder TTU) gegründet, die heute rund ein Fünftel der Stadtfläche ausmacht. Heute sind an der Universität Studenten aus rund 100 Ländern eingeschrieben. Die Universität beherbergt auch das Archiv über den Vietnam-Krieg, das größte in der Welt.

Im Mai 1970 verwüstete ein Tornado Lubbock, rund 3o Tote waren zu beklagen.

Und nun zum Symposium.

Das internationale Karl-May-Symposium begann am 7. September 2000 um 21 Uhr damit, daß die mit einem ,,Special Karl May Award" zu ehrenden deutschen Teilnehmer nur mit Verspätung eintrafen wegen verspäteter Landung der Anschlußmaschine Dallas-Lubbock. Zu der Zeit stand für alle deutschen Teilnehmer am Karl-May-Symposium die Uhr schon auf dem 8. September, 5.00 Uhr MESZ. Dennoch wurden sie alle geehrt: Prof. Dr. Reinhold Wolff, Präsident der KMG; René Wagner, Direktor des Karl-May-Museums in Radebeul; André Neubert, Leiter des Karl-May-Hauses in Hohenstein-Ernstthal; Bernhard Schmid, Geschäftsführender Gesellschafter des Karl-May-Verlags in Bamberg; Ute Thienel, Geschäftsführerin der Kalkberg GmbH, Bad Segeberg; Udo Fröhlich, Bürgermeister von Bad Segeberg.

Vor der Ehrung hatte ein 82jähriger Enkel des Comanchenhäuptlings Quanah Parker einen Segen gesungen, der auf seinen Großvater zurückging.

Am 8. September um 10 Uhr wurde das Internationale Karl-May-Symposium im Civic Center von Lubbock offiziell mit zahlreichen Begrüßungen eröffnet. Alvin Davis, der Gründer und Direktor des Nation Cowboy Symposiums - in das der erste Teil des Karl-May-Symposiums integriert war, begrüßte die aus Deutschland angereisten VIPs, Meredith McClain - die Organisatorin des Symposiums - hieß die deutschen Gäste in Lubbock willkommen, ebenso der texanische Richter und Präsident der German Texan Heritage Society, Karl Micklitz, der uns erzählt, wie seine aus Oberschlesien stammende Familie nach Texas kam: durch Karl May.

Schließlich begrüßte uns Dr. Jacquetta McClung, die Urenkelin Quanah Parkers, und erzählte aus dem Leben ihrer Familie. Ihr Vater sang für uns den Segen, den er schon am Abend vorher gesungen hatte, sowie ein Morgenlied. Schließlich sang er Großvaters ,,Memorial Song", zu dem sich alle erhoben. Zum Schluß sprach er einen Segen über alle anwesenden Deutschen.

Unter diesen guten Vorzeichen begannen die englisch-sprachigen Vorträge unter dem Motto: ‚Meet the Llano Estacado‘ zuerst mit einer Diapräsentation von Dan Flores, Universität Montana, über Himmel, Erde und Canyon des Llano Estacado. Von ihm erfuhren wir, daß der Name Llano Estacado bis jetzt nicht schlüssig erklärt werden kann. Er führte uns mit seinen Bildern in eine Landschaft ein, die seit 11.200 Jahren bewohnt ist, er erklärt die Geologie, stellt die heutige Landschaft vor, ihre farbenprächtige Flora, die Canyons. Er zeigt Gemälde und Aquarelle des Llano Estacado, und der Karl May-Leser und -Freund reibt sich verwundert die Augen, wie wenig seine Leseerfahrungen mit dem jetzt zu Sehenden übereinstimmen.

Der anschließende Diavortrag von Donald J. Blakeslee, Wichita State University, Kansas, gibt uns ein Bild der ,,Native American Geography of the Llano Estacado". Am Anfang stehen die drei Welten Himmel, Erde und Unterwelt, die Quellen als heilige Plätze, Erdhöhlen als Eingänge zur Unterwelt. Er zeigt frühe Besiedlungsspuren anhand von Kochsteinen, Felsritzungen, alte Wegespuren, die Steine für Zeltbefestigungen. Er zeigt uns einen Llano Estacado mit Bäumen, Wildblumen, Sträuchern, und wieder wird unser durch Karl May geprägtes Bild des Llano nicht bestätigt.

Richard H. Cracroft, Brigham Young University, Provo, Utah, der letzte Referent des Vormittags, stellt das Indianer- und Wildwestbild Karl Mays infrage: Karl ist ein Deutscher - und kein Amerikaner! -, und schon bald nach seiner Ankunft in Amerika kein Greenhorn mehr; er kann und weiß alles, er ist ein deutscher Siegfried. Karls Sprachwissen, besonders das der Indianersprachen, wird vorgestellt. Karl Mays romantisierendes Indianerbild wird anhand seiner Beschreibung Winnetous veranschaulicht. Karl May ist der Übermensch, der sich selbst in Szene setzt. So viel Mißverständnis eines Deutschen gegenüber Amerika konnte nur ausgeglichen werden durch ein Mißverständnis der Amerikaner gegenüber Deutschland: Nach dem Zweiten Weltkrieg, so Cracroft, gab die amerikanische Regierung den Auftrag, die Werke Karl Mays zu studieren, um das deutsche Amerikabild zu verstehen. Er schloß seinen Vortrag auf Deutsch mit den Worten: "Howgh, ich habe gesprochen!"

Der Nachmittag stand unter dem Motto: Unexpected Encounters - unerwartete Begegnungen.

Zuerst referierte Ken Knopp aus Fredericksburg über seine Arbeit zu Friedrich August Strubberg (1806-1889) aus Kassel. Er stellte das Leben dieses unter vielen Namen bekannten Abenteurers vor, der nach Duellen in Bremen und New York als Arzt Dr. Schubert nach Fredericksburg, Texas, kam, sich dort in Intrigen und weitere Duelle verstrickte und nach Deutschland, Kassel, zurückkehrte. Er schrieb unter dem Pseudonym Armand mehrere Bücher, u.a.: ,,Bis in die Wildnis" (Berlin 1858), ,,Sklaverei in Amerika" (Hannover 1862), ,,Amerikanische Jagd- und Reiseabenteuer" (Stuttgart 1862) oder ,,An der Indianergrenze" (Hannover 1859). In diesem Armand/Strubberg sieht Knopp einen Vorläufer Karl Mays, und er meinte, Armands Saat sei Karl Mays Ernte.

Zu der Zeit, als Dr. Schubert/Strubberg in Fredericksburg war - eine Gründung des Deutschen Adelsvereins im Jahr 1846 - hatte Baron von Meusebach einen Friedensvertrag mit den Indianern geschlossen, der nie gebrochen wurde. Der Originalfriedensvertrag kam nach Deutschland, wurde aber später von Fredericksburg zurückgekauft. Noch heute seien, so Knopp, 80% der Bewohner Fredericksburgs deutschen Ursprungs und, angeregt durch seine Forschungen, an ihren Wurzeln in Deutschland interessiert.

Der anspruchsvolle Vortrag von Ben Novak, Bellefonte, PA., ,,The Sign of Four: Dupin, Holmes, Peirce - and Karl May" wäre es wert, ungekürzt in Deutsch veröffentlicht zu werden. Nur soviel in Kürze: Neben die uns seit Kindertagen bekannten zwei Formen der Logik - die deduktive und die induktive - stellte er eine dritte: die abduktive. Ein Beispiel dieser abduktiven Logik ist zum ersten Mal in der Voltaire-Veröffentlichung ,,Zadik" zu finden. Als Beispiel für abduktive Logik bei Karl May sind Spuren im Sand oder Gras. Diese Spuren deuten auf Indianer hin, und wo Indianer sind, sind auch Büffel. Ein anderes Beispiel: Old Shatterhand soll Nscho-tschi suchen. Winnetou trägt sie zu ihrem Versteck. Old Shatterhand findet sie anhand der tiefen Fußeindrücke Winnetous. eine Spurensuche durch Abduktion, und Winnetou sagt dazu: ,,Es gibt fast nichts mehr, was er noch zu lernen hat.."

Markus Kreis von der Fachhochschule Dortmund nahm Karl May und die Indianer in Deutschland unter die Lupe. Einer der bekanntesten zu Mays Zeiten war John Ojijatekha Brant-Sero, ein Mohawk-Indianer, der 1891 von Kanada nach England ging, 1899 Mitglied der anthropologischen Gesellschaft wurde, sich l900 zu einer Vortragsreise in den USA aufhielt. Mays Intimfeind Lebius hatte 1910 Brant-Sero für seine Machenschaften gegen May gewonnen, der diese großen ,Gelehrten‘ (May) sehr negativ beurteilte (s. Jahrbuch 79, pp.314).

May ging jeder Begegnung mit Indianern, die Ende des 19. Jahrhunderts im Zirkus Sarasani auftraten oder in Leipzig Teppiche und Weberei verkauften, aus dem Weg. Sein Indianerbild stimmte nicht mit der Realität überein, das muß er gespürt haben. Und so vermied er es sorgsam, mit einem von ihnen zusammenzutreffen.

Am Samstag vormittag (9. September) sollten die deutschen Teilnehmer am Symposium an der ,,Parade of the Horse" teilnehmen. Da einige historische Wagen (aus Altersschwäche?) ausgefallen waren, hatten nur wenige von uns das Glück, auf solch einem alten Gefährt einen Platz zu ergattern, wie der jüngste Winnetourist Christian Barth, 14. [Damit endete die partielle Teilnahme im Rahmen des Lubbock Cowboy Symposions.]

Am Nachmittag wurde ein Ausflug zum Ranson Canyon gemacht. Weiter ging es nach Crosbyton zum dortigen ,,Crosby County Pioneer Memorial Museum", einem Partner-Museum des Karl-May-Museums in Radebeul. Am Abend fand im Blanco Canyon am ,,Winnetou Haus" (s. KMG Nachrichten, Dez. 1996) ein Buffalo Steak Supper statt, und nach einer indianischen Flötenmusik erzählte Bill Needy, Great Plains Museum Lawton, Oklahoma, von Quanah Parker und dem Blanco Canyon.

Am Sonntag (10. September) fuhren wir nach Nazareth und wurden im dortigen Gemeindehaus empfangen. Zwei Sketche führten uns in die Vergangenheit und machten uns mit den Lebensgeschichten zweier Familien des Ortes bekannt. Das Gemeindemuseum dokumentiert die Geschichte von Nazareth und seiner Bewohner. Am Nachmittag ging es weiter zum Palo Duro Canyon, und zum Dinner waren wir ins American Quarter Horse Museum in Amarillo eingeladen.

Die Veranstaltungen am Montag und Dienstag fanden im International Center der Texas Tech University statt. Zuerst waren die deutschen Gäste gebeten, den vierten Preis der Photoausstellung "The Spirit of the Llano Estacado" zu verleihen. Die zwölf besten Bilder haben André Neubert in zwei voluminösen Kisten am Ende der Winnetour mit nach Deutschland und nach Radebeul begleitet, von wo aus die Photos ihre Reise als Wanderausstellung durch die Republik antreten sollen.

Am Nachmittag standen vier Vorträge unter dem Titel ‚Interpretationen’‘ auf dem Programm. Zuerst sprach Harald Eggebrecht, München über die verschiedenen Aspekte der Wüste. Die amerikanische Wüste sei von Karl May erfunden. Die Wüste sei bei ihm kein Raum an sich, sie werde erst Handlungsraum durch die auftretenden Personen. Mays Versuch z.B. Winnetou in Afrika zur handelnden Person zu machen, schlug fehl. Karl May mußte gespürt haben, daß sein Blutsbruder diesem Raum nicht seinen Willen aufzwingen konnte, er wurde krank und mußte nach Amerika zurückkehren.

Claudia Marra, Nagasaki, Japan, stellte Karl Mays Chinabild im Spannungsfeld der deutschen Chinarezeption vor. Während in Deutschland in der Meinung der Menschen ein sehr negatives Chinabild vorherrschte - lange beeinflußt von Herder, der China als Mumie bezeichnet hatte - entwickelte sich Mays negatives Chinabild im Laufe der Zeit zu einem positiven. Er wurde dabei beeinflußt vom Taiping-Aufstand in China. Taiping (= himmlischer Friede) ist die Grundlage für Mays idealisiertes Chinabild. Außerdem griff er auf die positiven Chinaberichte der frühen Missionare zurück.

Oskar Sahlberg, Berlin, sprach über das sehr komplexe Thema von Geburt und Wiedergeburt in Karl Mays Spätwerk. Er nahm seine Beispiele aus dem Silberlöwen III und IV und aus Ardistan und Dschinnistan I und II, so z.B. Kara ben Nemsis und Halefs Erkrankung und Heilung oder Karas Abstieg in die Unterwelt (s. Ueding, Karl May-Handbuch, p. 289 ff). In diesen seinen letzten Werken, sagt Sahlberg, erschließt sich Karl May immer tiefere Schichten seiner selbst. Reinhold Wolff, Bielefeld, sprach vom Indianer-Mythos als (europäische) Identifikationsphantasie. Die ersten europäischen Indianer fanden sich z.B. in der Barockzeit bei Fürstenumzügen. Heute sind die herrlichen Indianer-Fusstruppen bei Karnevals- oder Faschingsumzügen zu finden. Wolff nennt die Indianerverkleidung einen ,,projektiven Glückszustand". Indianer als edle Wilde tauchen in der europäischen Literatur des 19. Jh. auf, so bei Gellert oder Seume. Die Indianerfaszination in Frankreich wird auf das eigene Land übertragen, so in Dumas 1854 erschienenen fünf-bändigen Werk ,,Les Mohicans de Paris", das das Leben der eigentlichen Pariser schildert. Die Indianergedichte des 18./19. Jh. haben im Deutschen einen meist düsteren Hintergrund wie Schillers ,,Nadowessische Totenklage".

Der letzte Tag des Symposiums (12. September) stand unter den Themen: ,,Transatlantische Beziehungen - Deutschland" und ,,Transatlantische Beziehungen - USA".

Als erster sprach André Neubert, Hohenstein-Ernstthal, über das Karl-May-Haus, das seit 1996 mit zu den rund 200 literarischen Museen in Deutschland gehört. Er stellt anhand von Dias den amerikanischen Zuhörern und uns Stätten in Hohenstein-Ernstthal vor, die mit dem Namen Karl May verbunden sind. Wir erfahren, daß sein Geburtshaus heute städtisches Eigentum ist, nachdem es in der DDR verstaatlicht war, und daß das Museum rechnerisch von zwei Komma drei Angestellten betreut wird.

René Wagner, Radebeul, stellte die Geschichte der Karl-May-Stiftung vor, die erst nach dem Tod von Klara May gegründet werden sollte. Klara jedoch greift dem Willen ihres Mannes vor. Am 9. Juli 1912 wurde ein Vermögen von 324.000 Mark festgestellt. Am 3o. Juli 1912 kündigte Klara die Verträge bei Fehsenfeld. Am 15.2.1913 wird ein Betrag von 1.000 Mark in die gegründete Stiftung eingezahlt. Sie gründet mit Dr. Euchar A. Schmid und E. Fehsenfeld einen Verlag für Karl Mays Werke. Auch der Verlag unterstützt die Stiftung. Klara May vermacht ihr ganzes Vermögen der Stiftung, und auch die von ihr erworbene Patty-Frank-Sammlung geht in die Stiftung ein.

1948 ging die Karl-May-Stiftung in eine Sammelstiftung ein. Als Ende der 50oer Jahre die Karl-May-Feindlichkeit in der DDR zunahm, kam es zu einer offiziellen Trennung von Stiftung und Verlag, der schon 1947/48 nach Bamberg übergesiedelt war. Anfang der 80er Jahre fand in der DDR ein Umdenken in Sachen Karl May statt, und als im Juli 1982 Winnetou I in 200.000 Exemplaren auf den Markt kam, war das Buch innerhalb von 24 Stunden vergriffen!

1984 wurde die Rechtsfähigkeit der Stiftung wiederhergestellt, und am 15.11.1991 gab sich die Karl-May-Stiftung eine neue Satzung.

Bernhard Schmid, der Enkel Euchar Schmids, zeichnet die Geschichte des Karl-May-Verlags nach, die für lange Zeit mit der Karl-May-Stiftung verknüpft war. 1990, mit dem Tod von Roland Schmid, sollte der Verlag verkauft werden, blieb dann aber doch in der Familie. Bernhard Schmid trat 1993 als Geschäftsführender Gesellschafter in den Verlag ein, der sich heute immer weniger als reiner Karl-May-Verlag versteht, sondern auch andere Jugendbücher zum Thema Indianer veröffentlicht. Während englische Übersetzungen Karl Mays nur schwer z.B. in den USA absetzbar seien, werde Karl May gern in den deutschen Nachbarländern gelesen, wie Niederlande, Polen, Ungarn, Rußland oder Tschechien.

Hans Grunert, Dresden, referierte am Nachmittag über den Wilden Westen Karl Mays, zeigt auf, daß sich Karl May für seine Werke auf Reiseberichte stützt, die auf dem Wissensstand seiner Zeit waren und daß er für seine Landschaftbeschreibungen zahlreiche Quellen zu Rate zieht. Zur Zeit Mays herrschte noch Unklarheit über die Indianerstämme. In der Jugenderzählung ,,Der Ölprinz" verarbeitet er aktuelle Themen.

Hans Christian Kirsch (Frederik Hetmann), Limburg/Lahn, spricht über das kosmische Bewußtsein - Spiritualität und Religion der Native Americans im Südwesten der USA. Karl May hat eigene religiöse Vorstellungen auf andere handelnden Personen projiziert. Winnetou wandelt sich allmählich zu einem Christen: ,,Scharlih, ich glaube an den Heiland. Winnetou ist ein Christ." Während im christlichen Abendland die Überlegenheit des Menschen über die Schöpfung im Vordergrund steht, begreift sich der Indianer als Teil des Universums. Die Ordnung des Kosmos dokumentiert sich im täglichen Leben. Die Bohnenmaus sammelt Bohnen, die ihr von den Menschen nie ganz genommen werden. Die Webarbeiten der Navahos sind harmonisch, aber nie symmetrisch. Die Sandmalereien hatten religiöse Bedeutung und wurden für Heilungszeremonien hergestellt. Sie wie die Kachinas sind heute in Andenkenläden für Touristen zu finden.

Kirsch führt Heinrich Böl1 an, der in seiner Nobelpreisrede die abendländische Arroganz infrage stellt, wenn er über die amerikanische Urbevölkerung sagt: ,,...Sie kannten den Wert des Goldes, des Geldes nicht! Und sie kämpften gegen etwas, gegen das wir heute als das allerletzte Produkt unserer Vernunft kämpfen, gegen die Zerstörung ihrer Welt und Umwelt, gegen die totale Unterwerfung ihrer Erde unter den Profit, der ihnen fremder war als uns ihre Götter und Geister . . . Für die Poesie des Wassers und des Windes, des Büffels und des Grases, in der sich das Leben verkörperte, gab es nur Hohn.."

Heute, so Kirsch, wird auf der einen Seite die indianische Spiritualität zerstört, auf der anderen Seite sind die indianischen Religionen kein Ersatz für das schwindende Christentum.

Jochen Rascher, Dresden, berichtete über Klara Mays Amerikareise, die sie zusammen mit ihrer Freundin Lucia Lieberknecht am 23. August 1930 antrat. Rascher konnte Ausschnitte aus Filmen von dieser Amerikareise vorführen, die Klara May selbst gedreht hatte. Außerdem zeigte er handkolorierte Dias - ein Genuß für alle Karl-May-Freunde. Wir erfuhren außerdem, daß Klara May auf dieser Reise 190 Objekte für das Karl-May-Museum gekauft und dafür 7.430 Reichsmark ausgegeben hatte.

Falko Hennig, Berlin, geht der Pressereaktion auf den Tod Karl Mays in den USA nach und wird nur in der New York Times vom 2.4.1912 fündig mit einem Nachruf auf ihn.

Das Symposium endet mit einem Abschiedsessen im Skyviews Restaurant von Lubbock. Am Mittwoch, dem 13. September 2000 starten die "Winnetouristen" mit dem Bus in Richtung New Mexico, die anderen fliegen nach Hause.

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Annelotte Pielenz

Lubbock 2000 und Winnetour

Symposium in Lubbock vom 7. – 12. September 2000 und Studienfahrt nach Ruidoso, Santa Fé, Taos, Albuquerque vom 13. – 24. September

In Lubbock

Donnerstag, den 7. September

Professor Meredith McClain hatte die Mitglieder der Karl-May-Gesellschaft erneut nach Lubbock eingeladen, diesmal zu einem internationalen Symposium mit anschließender "Winnetour IV". Zu unserer Reisegruppe haben sich 43 Teilnehmer gemeldet. Einige liebe Freunde entdeckten und begrüßten wir bereits auf dem Flughafen, aber viele der Mitreisenden sind uns noch fremd und werden erst im Laufe der nächsten Tage zu guten Bekannten. Wir sind eine bunt gemischte Gruppe aus allen Teilen Deutschlands; aus der Schweiz werden Teilnehmer in Lubbock zu uns stoßen.

So enthusiastisch wie vor fünf Jahren wurden wir nicht wieder empfangen, trotzdem erwartete uns eine große Überraschung: in der Hitze vor dem Gebäude standen zwanzig der schönsten Oldtimer, um uns in einer langen Kolonne triumphierend ins Hotel "Holiday Inn" zu fahren. Hier begrüßten uns aufs herzlichste Meredith McClain mit ihren Freunden.

Ein Programmpunkt für diesen Tag stand noch an. Mittlerweile war es fast ½ 9 Uhr pm Ortszeit geworden (nach deutscher Zeit schon ½ 4 Uhr morgens), und um 9 Uhr sollte eine feierliche Preisverleihung an die Karl-May-Gesellschaft und das Karl-May-Museum erfolgen, die von Professor Wolff, dem Leiter der KMG, und Rene Wagner, dem Leiter des KM-Museums, entgegengenommen werden sollten.

Eilig ging es endlich hinüber ins Auditorium des Civic Center von Lubbock. Wir kamen gerade zurecht, den Enkel von Quana Parker, einen alten Herrn von über achtzig Jahren, im vollen Indianerschmuck zu erleben. Er sang uns einen Kriegsgesang zur Trommelbegleitung, unterstützt von seiner Tochter und seinem Enkel. Diese ganze Feier mit vielen Preisverleihungen fand im Rahmen eines Cowboysymposiums statt, von dem noch zu erzählen ist. Nach einigen weiteren Darbietungen kam endlich die Ehrung der KMG an die Reihe, wohlwollend von einem Publikum beklatscht, das sicher noch nie von Karl May gehört hatte.

Freitag, den 8. September

Um 10 Uhr wurde das Karl-May-Symposium eröffnet, aber heute nur in englischer Sprache. Es begann mit Geschenken für Professor Wolff, den Vorsitzenden der KMG, und René Wagner, Leiter des Karl-May-Museums in Radebeul. Dann begrüßte uns der Enkel von Quana Parker. Er gab die gleiche Darbietung wie am gestrigen Abend beim Cowboy-Symposium und schloß mit einem Segen für alle roten und weißen Menschen, ehe der alte Herr liebevoll wieder hinausgeführt wurde. Zwei Diavorträge über den Llano Estacado folgten mit englischem Begleittext, den man aber nicht notwendigerweise verstehen musste, denn die herrlichen Bilder sprachen für sich.

Die Mittagspause zwischen den Vorträgen gab uns die Gelegenheit, den großen Festplatz der Cowboys gegenüber dem Civic Center zu besuchen. Er war vollgestellt mit Chuckwagon, Zelten, einem Auditorium mit Bühne und Bänken, wo Cowboymusik die Teilnehmer und Gäste gleichermaßen erfreute. Wir hatten einen Essensbon für ein Mittagsmahl von der Texas Tech Universität erhalten, den wir an einem angegebenen Treffpunkt einlösen konnten. Nach den tiefgekühlten Veranstaltungsräumen überfiel uns die Hitze hier draußen wie ein Schlag, und jeder suchte zum Verspeisen seiner Mahlzeit einen wohltuenden Schatten auf. Nach dem Essen blieb noch Zeit, sich an den zahlreichen Verkaufsständen der Veranstaltung im Civic Center umzuschauen. Was gab es da alles: von Büchern über Silberschmuck, Peitschen, Sätteln, Lederkleidung bis hin zu breitrandigen Cowboyhüten. Das Anschauen machte Spaß, aber die Preise waren für unsere Begriffe bei dem ungünstigen Umtauschkurs -1$ = 2,20DM – unverhältnismäßig hoch, so blieb es wohl bei den meisten beim Schauen.

Der Nachmittag brachte weitere sehr interessante englische Vorträge, über die an anderer Stelle berichtet wird. Teilnehmer unserer Reisegruppe, die den englischen Vorträgen nicht zuhörten, hatten am Nachmittag reichlich Zeit zum interessanten Bummel über Festplatz und Ausstellungshalle des Cowboy-Symposiums.

Gegen 16 Uhr war Schluß, und um 17 Uhr wurden wir mit kleinen Shuttle der Texas Tech zur Universität gefahren, wo wir vom Dekan feierlich begrüßt wurden. Eine Rede folgte der anderen, und Meredith dolmetschte sehr geschickt, so dass alle an den Reden teilhaben konnten. Deutsche Ansprachen antworteten, Geschenke wurden ausgetauscht, und zum Abschluß gab es eine Einladung zu einem köstlichen Büfett mit Früchten, Süßigkeiten und Wein, dem wir alle dankbar zusprachen. Es fanden sich kleine Gesprächsgruppen, die eine fröhliche Atmosphäre verbreiteten.

Um 20 Uhr fuhren die meisten unserer Gruppe zu einem anschließenden Abendessen in ein mexikanisches Restaurant mit Mariachi-Musik. Wir aber beschlossen, dem Festplatz einen Besuch abzustatten. Es war ein wunderbar milder Abend, warme Luft; alles flanierte leicht bekleidet über den Platz und genoß das bunte Bild. Die Chuckwagonbesitzer rüsteten sich zum Abendessen. Bei der einsetzenden Dämmerung glühten unter Zeltplanen die Holzfeuer. Auf teils riesigen Pfannen schmurgelte das Fleisch und verbreitete köstlichen Duft, auf den großen Bettrollen saß man in gemütlicher Runde um das Feuer. Oft wurden wir von freundlichen Leuten angesprochen:

"Wo kommt Ihr her?"

"Aus Germany".

"Warum gerade nach Lubbock?"

Dann erzählten wir von Karl May, und dass er unter anderem über den Llano Estacado geschrieben hat, wie er vor hundert Jahren gewesen sei. Einer der "Cowboys" sagte versonnen mit einer weiten Armbewegung über den Platz vor uns:

"Thats the Llano Estacado a hundred years ago!" - und er hatte recht. Das hier war kein Cowboyspiel, das war lebendige Tradition, die einen tiefen Eindruck auf uns machte.

Samstag, den 9.September

Es gibt heute, am Samstag, keine Vorträge, aber eine große Kutschenparade anlässlich des Cowboy-Symposiums, zu der wir eingeladen sind. Vor dem Beginn gehen wir noch einmal über den Festplatz. Hier werden verschiedene Wettkämpfe mit Preisverleihung ausgetragen. Wir beobachten die Hufschmiede, die sorgfältig, aber so geschwind wie möglich ihr Können zeigen. Da wird geschmiedet und gehämmert, Eisen angepasst und Hufe beschlagen, und die Pferde stehen geduldig, andere knabbern wartend am Gras ringsum. Prüfer mit ernsten Mienen und großen Testbögen gehen herum und tragen ihre Wertungen ein.

Um 10 Uhr steht die ganze Gruppe erwartungsvoll am Treffplatz, aber irgend etwas scheint schief gelaufen zu sein – nur einige von uns können aktiv durch Mitfahren in Wagen am Umzug teilnehmen. Wir anderen schauen am Straßenrand zu, und im Nachhinein finden wir es viel schöner, alle Wagen und Reiter vom gemütlichen Schattenplatz aus an uns vorüberziehen zu sehen. Es ist ein lustig-buntes, sehr patriotisches Bild: Wells - Fargo-Postkutschen, Kavallerie, Kremser Wagen mit fahnenschwenkenden Insassen, kleine Burschen mit Lassos, berittene Polizei, Trabrennwagen, Kinder auf Ponys, Cowboys und maskierte Reiter – wir sitzen in der ersten Reihe, klatschen und rufen "Hurrah" wie die Menge um uns.

Das Zubereiten unseres Mittagessens, zu dem wir wieder Essensmarken bekamen, gehörte auch zu einem Wettbewerb. Jeder Chuckwagon bekam einige Gäste zugeteilt. Hier hatten wir noch einmal Gelegenheit, die so praktisch durchdachte Aufteilung eines Chuckwagons zu beobachten. Es ist ein speziell konstruierter Vorratswagen für den Trail der Cowboys, die oft wochenlang mit ihren Herden unterwegs sein mussten. Der kleinste Platz wurde für die lebensnotwendigen Dinge ausgenutzt. Nichts durfte vergessen werden, weder Nadel und Faden, noch das herausklappbare Brett für das Rasierzeug; eine große Wassertonne hing an der Seite, Schüssel und Pfannen mussten raumsparend ineinander verstaubar sein; in den Schubladen wurden die Essensvorräte, vor allem Bohnen aufbewahrt, und im Wagen selbst lagen die zusammengerollten Betten.

Nach dem Essen fuhren wir in kleinen Vans zum "Stahlbüffel" im Ranson-Canyon, den wir schon 1995 besucht hatten. Dieses merkwürdige Gebäude hat sich in den vergangenen fünf Jahren nicht merklich verändert. Aber wir lernten den Bauherrn kennen. Er wirkte sehr sympathisch, trotz seiner merkwürdigen architektonischen Einfälle. Anschließend besuchten wir den "Apple-Orchard" mit dem originellen kleinen Andenkenladen inmitten einer großen Apfelplantage. Hier war gerade eine Art Jahrmarkt. Wir tauchten unter in einer unerwarteten Besuchermenge, tranken Apfelcider mit Eis, konnten Apfel-Knoblauchmarmelade kaufen und Musikdarbietungen genießen.

Um 16 Uhr ging es weiter nach Crosbyton. Einer liebevollen Begrüßung im Crosby County Museum schlossen sich Willkommensansprachen und Museumsbesuch an. Auch wir, die das Museum schon kannten, waren wieder fasziniert von der schönen Sammlung alter Dinge aus der Pionierzeit, natürlich auch vom Hank Smith-Zimmer, der Indianersammlung und dem schönen Diarama über das Leben im Llano Estacado. Da das Crosby County Museum ein Partnermuseum vom Karl-May-Museum in Radebeul ist, wurden natürlich wieder Geschenke ausgetauscht. Eine Karl-May-Ecke war neu eingerichtet worden und wird unseren Autor nun auch im Llano Estacado bekannt machen.

Mrs Smith-Ericson ließ es sich nicht nehmen, uns in ihrem Lieblingsmuseum zu begrüßen, und begleitete uns danach zu ihrem Haus, das mitten im Blanco-Canyon in großer Einsamkeit liegt. Die alte Dame ist mittlerweile 85 Jahre alt, aber begeisterungsfähig wie vor 5 Jahren, als wir sie fähnchenschwenkend am Flughafen kennen lernten. Sie hatte uns diesmal wieder in ihr Haus eingeladen und zeigte uns voller Stolz den Anbau für ein Karl-May-Zimmer – eines ihrer neuen Vorhaben.

Ein Fußmarsch durch den Blanco-Canyon brachte uns zu Meredith’s Winnetou-Haus. Wir stapften durch den Sand den schmalen Trail entlang, Kakteen und kleine Büsche säumten den Weg, über uns zogen Geier ihre Kreise. Die Sonne senkte sich langsam und tauchte die uns so fremde, schöne Landschaft in sanftes Rot. Gegen ½ 8Uhr waren wir bei dem einsamen Adobehaus angekommen, begrüßt von denen, die gefahren worden waren. Es war ein schönes, stilles Fleckchen Erde, wo wir rund um ein großes Feuer saßen und den Augenblick, das Da-Sein genießen konnten. Eine merkwürdig intensive Ausstrahlung schien von diesem Platz auszugehen. Etwas abseits am Rand eines Geländeabbruchs saßen zwei Indianer und sangen ihre melancholischen Lieder zur Trommel, erst dem Sonnenuntergang, dann dem Mond zugedacht, der in seiner fast vollen Form das Seine zur romantischen Stimmung beitrug.

Zum Abendessen mit Steaks und Kartoffeln gab es die unvermeidlichen Bohnen, und als Nachtisch eine Art Brotkuchen. Gegen 10 Uhr kam dann noch ein Uteh-Indianer: groß, kräftig, fröhlich. Er spielte auf seiner Flöte und erzählte Geschichten. Endlich, gegen Mitternacht, ging es zurück ins Hotel.

Nazareth, Palo Duro Canyon, Amarillo

Sonntag, den 10.September

Auf uns warten um 10 Uhr die Texas Tech Vans für die Fahrt nach Nazareth. Etwa eineinhalb Stunden fuhren wir durch eine eintönig flache Landschaft, monatelang hatte es hier nicht geregnet. Man sieht es dem Land an: das magere Gras ist gelb versengt, die Baumwolle, die eigentlich erst im November geerntet wird, ist schon pflückreif. In Nazareth, einem kleinen Ort mitten im Llano, wurden wir ganz herzlich begrüßt mit verschiedensten Willkommensgetränken. Zwei Mitglieder dieser Gemeinde zeigten uns in einem kleinen Sketch, wie Nazareth gegründet wurde, und welche Schwierigkeiten zu bewältigen waren, um hier im Nirgendwo ein lebenstüchtiges Gemeinwesen zu schaffen. Zu Mittag gab es ein wunderbares Essen, das anscheinend alle Hausfrauen des Dorfes für uns bereitet hatten: Eine Art Grützwurst, Kartoffelsalat, dazu Gurken, Tomaten, Melonen, und zum Abschluß Kaffee und Kuchen.

Danach konnten wir uns das kleine Pioniermuseum ansehen und die liebevoll ausgestattete große Kirche bewundern, in die sicher jeder entbehrliche Cent von den scheinbar nicht allzu reichen Gemeindemitgliedern hineingesteckt wurde. Zum Abschluß gab es noch ein kleines, besonderes Erlebnis: In dem winzigen "Familienpark" hing ein Kolibri-Nist-und Futterkasten, wo wir die winzigen Flieger an den Nektartüllen beobachten konnten.

Um 14 Uhr ging es bei kochender Hitze weiter. Wie wir nachher erfuhren, waren es 109° Fahrenheit, das entspricht 43° Celsius. Kein Wunder, dass uns heiß war! Nach einer halben Stunde Fahrzeit wurden wir in der Elskins-Ranch erwartet und mit kühlen Getränken empfangen, sehr willkommen bei diesen Temperaturen. Wasser und Limo waren frei, Bier kostete 1$. Hier ist einer der Einstiege zum Palo Duro Canyon. Schon vom Rand aus hatten wir einen schönen Blick in dieses Naturwunder, das dem Grand Canyon nur wenig nachsteht. Da nur drei offene Spezialjeeps mit je sieben Sitzplätzen vorhanden waren, wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt.

Unsere Gruppe fuhr zuerst in den Canyon hinein, auf einer nur angedeuteten Sandpiste. Angeklammert an die Griffe, staunten wir hinunter in die Landschaft mit den bizarren Felsen, den roten erodierten Hängen und dem grünen Vegetationsband am Ufer des Red River, der aber kaum noch Wasser führte nach der langen Dürre. Hin und wieder halten wir an besonderen Aussichtspunkten an. Ein Seitenarm des Red River kommt in einem Wasserfall von den Höhen ins Tal, doch jetzt ist er knochentrocken. So können wir die tief ausgeschürften Felsenformationen bestaunen. Ein längerer Bericht über die hier im Canyon stattgefundene Indianerschlacht zwischen MacKenzie und den Comanchen durfte natürlich nicht fehlen. Auf dem Rückweg überfiel uns Mr. Tumbleweet, der vergnügte Rancher, und ein Indianer in vollem Federschmuck – warum? – sie suchten eine "Puutzfrau"! – so endete diese Fahrt mit viel Gelächter, und verstaubt, erhitzt und durchgeschüttelt kamen wir zurück zur Elskin-Ranch.

Jetzt wechselte die wartende Gruppe in unsere Jeeps, und wir steigen in die Vans, die uns zu einem Aussichtsplatz fahren. Das kleine dazugehörende Museum war leider geschlossen, aber eine junge Dame gab uns in Deutsch ausführlich Informationen über Landschaft und Geschichte. Wir hatten hier wirklich einen überwältigenden Blick, aber leider gab es ringsum keinen Schatten.

Als besonderen Abschluß gab es für uns noch eine Fahrt durch den Palo Duro Canyon, die wir von Herzen genossen. Und hier sahen wir auch verschiedene Tiere – zuerst einen "Roadrunner", diesen lustigen Rennkuckuck, der uns mit seinem clownartigen Verhalten amüsierte. Dann viele wilde Turkeys, erst einzeln, dann in ganzen Herden, die seelenruhig durchs Gelände stiegen, und schließlich ein Reh mit Kitz, es stand an der Fahrbahn und schaute uns mit großen Augen an.

Um ein indianisches "Dug-out", ein Erdhaus, zu besichtigen, mussten wir eine kurze Strecke zu Fuß gehen. Es war erst vor kurzem ausgegraben und renoviert worden. Auch hier gab es einen Roadrunner, der sich aber indigniert über die Störung schnell davon machte. Wir überquerten etliche kleine Wasserläufe, die zum Teil - o Wunder – tatsächlich noch etwas Wasser führten, zum Teil aber auch ganz ausgetrocknet waren. Das Schild am entsprechenden Ufer "Schwimmen verboten" wirkte jetzt etwas merkwürdig. Der "Sad Monkey-Train", mit dem wir 1995 durch das Gelände gefahren sind, ist leider eingestellt worden.

Gegen ½ 6 Uhr wurden wir wieder an der Elskin-Ranch abgesetzt und konnten uns noch ein bisschen die Beine vertreten, bis die andere Gruppe zu uns stieß, und wir nach Amarillo aufbrachen. Das "Quarter-Horse-Museum" hatte uns zum Abendessen eingeladen. Nach all den manigfaltigen schönen Tageserlebnissen wären wir ganz gern heimgefahren, aber so eine ehrenvolle Einladung kann man natürlich nicht ablehnen. Nach einer guten Stunde Fahrt erreichten wir unser neues Ziel. Man hatte im großen Foyer schon die Tische für uns gedeckt. Es gab wieder Begrüßungsreden, Getränke und ein schönes Abendbüfett. Wer wollte, konnte sich in den Museumsräumen ein wenig umschauen. Nach einer langen Fahrt durch die sternenbeschiene Nacht war dieser erlebnissreiche Tag um Mitternacht zu Ende.

Montag, den 11.September: Lubbock

Unser Tagungsort ist heute das schöne Gebäude der South-West-Collection, das zur Universität gehört (siehe Karl-May-Nachrichten Nr. 125, Seite 15). Wir werden feierlich in einem runden Saal empfangen. Der Dekan der Universität und der Bürgermeister von Lubbock begrüßen uns sehr herzlich. Es werden Reden gehalten, und zu unserer Überraschung wurden wir alle zu Ehrenbürgern von Lubbock ernannt, richtig mit Urkunde und Stempeln! Es folgte ein interessanter Vortrag von einer graduierten Indianerin, Mischung aus Apache und Comanche, die den Weg aus dem Reservat gewagt hat und nun in der Texas Tech die ca. 100 indianischen Studenten betreut. Uns wurde aber auch ein Auftrag gestellt: eine Ausstellung von besonders schönen Fotos aus dem Llano Estacado sollten wir bewerten, und die zwölf besten Bilder sollten von Andre Neubert nach Hohenstein-Ernstthal mitgenommen und ausgestellt werden. Die Wahl fiel uns schwer, aber später gab es ein Resultat: der Llano unter Gewitter und Blitzen.

Zu Fuß ging es dann zum "Ranching Heritage Center", wo uns wieder ein Mittagessen erwartete. Unter einem Schutzdach im Museumsareal teilte Meredith uns das Essen aus, diesmal ganz mexikanisch mit Chips und scharfem Gulasch. Es blieb uns anschließend noch etwas Zeit, um durchs Museumsgelände mit den Häusern aus den verschiedenen Entstehungszeiten zu gehen. Aber die unwahrscheinliche Hitze machte den Gang etwas mühsam.

Um 14 Uhr begannen – wieder im Unigebäude – die deutschen Vorträge. Von anderer Seite wird berichtet über den Inhalt der Vorträge von Axel Eggebrecht, Claudia Marra aus Japan, Dr. Sahlberg und Professor Wolff.

Eine Stunde Zeit wurde uns anschließend im Hotel gegönnt, ehe die Vans uns zum MacKenzie-Park vor den Toren von Lubbock brachten. Dort galt unser Besuch den Prairiehunden. Die possierlichen kleinen Geschöpfe hausen hier mit Erdeulen zusammen auf einem eingezäunten Gelände, und freuten sich sichtlich über die Besucher, die fütterten und fotografierten.

Anschließend ging es ins "Windmillpark-Museum", das in ein neues Gebäude umgezogen ist. 1995 hatten wir mehr Zeit, uns im Museum umzusehen. Diesmal wurden wir eingeladen, beim Zubereiten des speziellen Hähnchen-Barbecue zuzusehen: Dem armen Hähnchen wird eine volle, geöffnete Bierdose in den Leib gepresst, das Bier zieht sich in der Backhitze ins Fleisch und macht es schön saftig. Merkwürdige Zubereitung, doch wie dem auch sei, es schmeckte zusammen mit Sweetcorn köstlich, und nach der großen Hitze des Tages tat die laue Abendluft richtig gut, zumal wir ein kühles Bier dazu genießen konnten. Die Sonne ging romantisch hinter den Windrädern unter, dann kam der fast volle Mond hoch. Nachdem wir noch einen Kavalleristen in voller Wollmontur aus seinem Leben erzählen hörten, von Tommy Grafenberg sehr humorvoll übersetzt, und Cowboymusik den Abend krönte (o-Ton Tommy: jetzt springen sie auf ihren Instrumenten rum!) – fuhren wir müde und sehr satt am späten Abend zurück ins Hotel.

Dienstag, den 12.September

Der Tag beginnt heute etwas früher als die vergangenen Tage. Schon um 9Uhr waren wir in der Texas Tech. Um ½ 10 Uhr begannen die verschiedenen deutschen Vorträge. Herr Wagner und Herr Neubert berichteten vormittags aus ihren Arbeitsbereichen.

Am Nachmittag zeigt uns Herr Grunert wunderschöne Dias aus Arizona. Die Landschaften entsprachen genau den Beschreibungen von Karl May aus diesen Gegenden. Es war ein Vergnügen, zuzusehen – und zu hören. Danach folgte ein Vortrag von Herrn Kirsch (Frederik Hetmann), ein Höhepunkt des Tages.

Um 16 Uhr stand Meredith bereits an der Tür, um uns wieder mit den Uni-Vans, diesmal zur Caprock-Winery zu fahren. Mit einem Schwall von texanischen Worten wurden wir empfangen, und nach einer interessanten Führung durch den Betrieb durften wir die verschiedenen Llano-Estacado-Weine probieren. Kaum, dass mir Weine jemals besser geschmeckt haben!

Sehr beschwingt ging es zurück zum Hotel. Koffer wurden für die Abreise am nächsten Morgen gepackt, und gegen 20 Uhr fuhren wir zum Skyview-Restaurant, wo für uns ein reichhaltiges schmackhaftes Büfett aufgebaut war. Diesmal bezahlten wir dafür selbst – es war das erste Essen aus eigener Tasche nach den vielen großzügigen Einladungen, die wir die letzten Tage erhalten hatten! Das Restaurant führte seinen Namen zu Recht, wir hatten aus großen Panoramafenstern einen wunderschönen Blick über die Stadt. Nachdem wir den Geschäftsführer davon überzeugt hatten, dass wir keine Fans von Technomusik in großer Lautstärke waren, konnten wir den letzten Abend von Lubbock aus vollem Herzen bei guterUnterhaltunggenießen. Anschließend lud uns Meredith noch in ihr schönes Adobehaus ein, wo wir bei Eis und Mokkaschnaps den magischen Vollmondabend im Hof oder auf dem Dach genossen.

Ruidoso

Mittwoch, den 13.September

Nun heißt es Abschied nehmen von Lubbock! Die kleinen Vans vertauschen wir mit einem bequemen Greyhound-Bus, und zu unserer Freude fährt Lynn wieder, die uns auf der Winnetour I so souverän über alle Straßen fuhr.

Erst geht es noch durch den Llano Estacado. Die Landschaft ist flach bis zum Horizont – die Leere der Prärie. Hier kann man sich gut vorstellen, dass man sich früher die Erde als Scheibe dachte. Baumwollfelder unterbrechen hin und wieder die eintönige Steppe, Gruppen von Industrieanlagen stehen im Nichts. Die Landesschilder weisen uns darauf hin, dass wir nun in den Staat New Mexico kommen. Im kleinem Ort Tatum machten wir in einem "Drive Thru" Mittagspause und sättigten uns mit "Würstchen am Stiel" und Pommes frites, die hier "French Fries" heißen. Das Essen wird für jeden einzelnen frisch zubereitet, was allerdings Zeit braucht. So können wir noch einen Laden besuchen, wo man gusseiserne Figuren herstellt. Wir kaufen einen lustigen Roadrunner als Souvenir. Endlich haben alle gegessen, und wir fahren weiter.

Wie ein großes Kuchenblech liegt der Llano wieder vor uns. Sowie es Wasser gibt, gibt es auch Vegetation, und die nickenden Pumpen erinnern uns an die hiesigen Ölvorkommen.

Unser nächstes Ziel ist Roswell und das Ufo-Museum. Die Eintönigkeit der Landschaft drückt uns die Augen zu.

Aber plötzlich ertönt ein Ruf: "Der Rio Pecos!" – und alle sind wieder hellwach. Ein Fotostop wird gemacht, und der für alle Karl-May-Fans so wichtige Fluß wird intensivst fotografiert und im Video festgehalten, sogar ein Hut wird ihm geopfert. Ein stürmischer Luftzug, verursacht durch einen Truck, riß ihn unsrer "Lachtaube" Frau Schwarz vom Kopf. An dieser Stelle sah der Rio Pecos wenigstens wie ein Fluß aus, obgleich er nicht sehr viel Wasser führte. Damals vor fünf Jahren hielten wir ihn an anderer Stelle für ein Abwässerchen!

Tief befriedigt ging es nun nach Roswell. An Ufos mag man glauben oder nicht, das Museum war jedenfalls interessant und auf seine Art eine Kuriosität, die man gesehen haben muß. Am 3. Juli 1947 soll ein "UFO" angeblich unweit von Roswell gelandet sein mit vier Leichen von Außerirdischen an Bord. Die Rosweller sind so überzeugt davon, dass sie dies Museum eingerichtet haben. Ein deutscher Einwanderer gab, diesmal für uns alle verständlich, in Deutsch ausführliche Erklärungen – er hatte seine Muttersprache nicht vergessen!

Nun lassen wir die Ebene hinter uns. Es wird hügelig, und die Welt wird wieder grün. Unser nächstes Ziel ist Tinney im Lincoln-County, eine Western-Museumsstadt, die am Rio Hondo liegt. Unser Auge labt sich an den Bergen, den schönen Laubbäumen. Eichen, Eschen und Pappeln säumen den Fluß, und das Gras ist frisch und grün. Um 17 Uhr sind wir in Tinney, aber zu unserer Enttäuschung hat man hier "die Bürgersteige hochgeklappt". Buchstäblich alles ist geschlossen! Bei unangenehm großer Hitze gehen wir von Haus zu Haus und finden schließlich die Kirche geöffnet. Und dann öffnet das "Hotel", das mal Billy the Kid für kurze Zeit besessen hat, seine Pforten für uns. Dieser kurze Besuch ist wenigstens ein kleiner Trost.

Weiter geht es durch eine wunderschöne Landschaft. Wachholderbüsche wachsen an Hängen hoch und sehen aus, als hätte man sie dort eingepflanzt. Immer höher hinauf führt die Straße in die Berge, und als wir in Ruidoso ankommen, wird es schon dämmerig. In einem Supermarkt kaufen wir noch schnell allerlei Vorräte ein, vor allem Wasser und frisches Obst. Es ist unglaublich, wie viel Wasser man bei dieser Hitze und trockener Luft trinken muß!

Endlich kommen wir an unser Ziel, das "Inn of the Mountain Gods", am heiligen See der Mescaleros gelegen. Ich finde, es ist einer der schönsten Orte auf unserer Reise. Der See lag im Sternenschimmer, und die Silhouette des Heiligen Berges "El Capitan" in der Sierra Blanca stand am Horizont. Die Mescalero-Indianer hatten sehr bewusst an dieser Stelle ihr Hotel errichtet. Im Casino, das zum Hotel gehört, haben die modernen "Rothäute" eine gute Möglichkeit, den "weißen" Besuchern das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Donnerstag, den 14.September

Den Vormittag haben wir heute frei, um uns in dieser herrlichen Umgebung etwas auszuruhen. Wir machen einen geruhsamen Gang am tiefblauen See entlang. Fischadler umkreisen ihn und stürzen sich hin und wieder ins Wasser, um ihre Beute herauszuziehen. Der Wind weht kräftig und lässt uns die Hitze weniger fühlen. Wir sind hier über 2000m hoch, die Luft ist klar und würzig. Auf dem Rückweg besehen wir uns das Mescalero-Hotel etwas genauer. Neben dem großen Hauptgebäude gibt es aus Holz gebaute zweistöckige Seitenflügel. Alle Zimmer haben den Blick auf den See und den Mount Capitan. An den Außenwänden sind Kachinas aufgemalt. Die Angestellten sind Mescaleros, die sehr kompetent im Restaurant die Gäste oder an der Rezeption die Computer bedienten.

Für den Nachmittag ist ein Ausflug zur deutschen Air-Base und den White Sands angesagt. Aber wir und einige aus unserer Gruppe beschließen, hier zu bleiben und freuen uns auf den Nachmittag der Ruhe. Am Hotel liegt ein großer, zum Teil am See gelegener Golfplatz. Für Nichtspieler ist der Parcour tagsüber geschlossen, aber an der Rezeption erfuhren wir, ab 18 Uhr könne man ihn betreten. Das freute uns, denn auf den gepflegten Wegen und dem kurz gehaltenen Rasen ging es sich prächtig. Während wir der untergehenden Sonne entgegengingen, warnten uns letzte Spieler vor der Gefahr, von weitfliegenden Bällen getroffen zu werden. Es war schon dunkel, als wir zum Hotel zurückkamen, und zu unserer Verwunderung aus einem Abflussrohr zwei Ohren hervorschauen sahen. Plötzlich verwandelten sie sich langsam – in einen Waschbären! Noch drei weitere kleine Racoon krochen schließlich aus dem Rohr, schnüffelten etwas misstrauisch an uns herum und verschwanden dann im Schilf.

[Einschub der Redaktion:] Der Großteil der Gruppe besuchte inzwischen die deutsche Airbase bei Alamogordo, wo sie freundlich begrüßt wurde. Nach einem allgemeinen Einführungsvortrag konnten einige der dort stationierte Tornados ‘hautnah’ besichtigt werden. Anschließend gab es noch Gelegenheit, sich in der Kantine bei Kaffee und Kuchen zu stärken, bevor es weiterging zur Hauptattraktion des Tages, dem Sonnenuntergang in der Gipswüste ‘White Sands’.

Fahrt nach Santa Fe

Freitag, den 15.September

Heute heißt es, früher als sonst aufzustehen – um ½ 9Uhr müssen wir dieses herrliche Fleckchen Erde wieder verlassen. Um 9 Uhr haben wir einen Termin in dem kleinen Mescaleromuseum, das wir schon einmal besucht hatten. Zu unserer Überraschung erwartet uns dort bereits ein Fernsehteam vom ZDF, das eine Serie über Romanhelden (wie zum Beispiel Moby Dick) drehen will. Im Augenblick sind sie auf den Spuren von Winnetou. Sie sind sehr erfreut, uns interviewen zu können, filmen im Museum und suchen sich ihre Gesprächspartner später vor unserem Bus. Jedenfalls bekommen sie jede Menge Material über Karl May und die KMG!

Nun sitzen wir wieder im Bus und sehen am Horizont den breiten weißen Streifen der Gipswüste, der "White Sands". Ein weites flaches Tal, das Tularosa-Bassin, öffnet sich vor uns. Hinter der Gipswüste ragen die Andreas-Mountains auf, rechts die Sacramento-Mountains. Man versucht hier, Obstplantagen anzulegen, was das Tal angenehm grün macht.

Unser erster Halt war der "Three River Petroglyph Site" mit den faszinierenden indianischen Felszeichnungen. Wir waren anfangs ein wenig erstaunt, stellten uns Felszeichnungen an Bergfelsen vor. Hier jedoch war relativ flaches Land, nur einige Hügel zogen sich zum Horizont hoch. Aber bald wurden wir eines besseren belehrt: ein schmaler Weg voller Felsbrocken wand sich durch steiniges Gelände, und bald entdeckten wir aufwärtssteigend an den Felsbrocken die eingeritzten Steinzeichnungen: Hände, Tierfährten, Widder, bizarre Menschenfiguren, Gesichter, Masken - - von Stein zu Stein wanderten wir unter der heißen Sonne und freuten uns über jeden neuen Fund. Man weiß, wie die Petroglyphen gemacht wurden und ist ziemlich sicher, wer sie herstellte. Aber man weiß ihre Bedeutung nicht – warum sie entstanden. Vielleicht eine schriftliche Nachricht, hieroglyphenartig? – eine erzählte Geschichte? – die Wissenschaftler sind noch daran, den Sinn zu entziffern. Die Zeit war für uns natürlich zu kurz, die 21.000 Felsbilder, die bisher gefunden wurden, zu betrachten. Aber wir bekamen doch einen Eindruck von der Kunstfertigkeit der Native Americans, die vor ca. 400 Jahren hier siedelten.

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Weiter fahren wir durch die mit Mesquite-Sträuchern bewachsene flache Ebene. Die Gleise der Santa-Fé-Eisenbahn führen an der Straße entlang. Wir sehen unwahrscheinlich lange Güterzüge, die von bis zu drei Lokomotiven gezogen wurden. Flache, Mesa-artige Berge in rosa bis lila Farben begleiten uns. Nach kurzer Fahrt machen wir Mittagsrast. An einer größeren Straßenkreuzung gibt es eine Tankstelle und zwei Fast-Food-Restaurants, wo wir unseren Hunger stillen können. Nun kennen wir uns schon aus – Essen aussuchen, Vornamen angeben, Bon erhalten, warten, bis man aufgerufen wird. Da man meist nicht weiß, was man eigentlich ausgesucht hat, ist es immer spannend! Potato-Nuggets kann man sich noch vorstellen. Aber dass "Pinto with Cheese" ein dicker Bohnenbrei mit Reibekäse vermischt ist, lernten wir hier. Hauptsache, es schmeckt, und wir ließen es uns schmecken!

Auf der Weiterfahrt sehen wir zwischen den Agaven, die jetzt das Bild bestimmen, zwei Antilopen stehen. Hin und wieder sehen wir auch Pferde und Kühe, die ohne Schutz vor der Sonne die vertrockneten Gräser abweiden.

Wir biegen jetzt von der Hauptstraße ab, um Pueblo-Ruinen zu besuchen. Im Salinas-Tal gab es mehrere Anasazi-Pueblos. Wir besichtigen die Ruinen von Grand Quivera, das eine große Ansiedlung gewesen sein muß. Der Weg dorthin war gesäumt mit Kakteen voller Früchte und den schönen gelben Rabbit-Brushes. Die Ruinen des Ortes, der schon im 7. Jahrhundert. bewohnt war, liegen rot von dem erdigen Baumaterial unter der heißen Sonne. Die Pueblo-Indianer handelten mit den Plains-Indianern, ihre Töpfereien und Webereien gegen Fleisch und Häute. So entstand hier ein reger Handelsplatz. Überreste großer Wohn- und Speicheranlagen mit winzigen Räumen liegen im Rund um den großen Marktplatz mit einer gut erhaltenen großen Kiva im Mittelpunkt. Als später die Spanier kamen, wurden natürlich gleich große Kirchen gebaut, deren Überreste recht gut erhalten sind. Die meisten Gebäude sind aus dem hier häufig vorkommenden Sandstein erbaut, der sehr erosionsanfällig ist. Erst ein Teil dieser großen Anlage ist ausgegraben, man kann die im Sand verschütteten Lagen anderer Gebäude deutlich erkennen.

Wir fahren weiter zum nächsten, dem Quarai-Pueblo. Das bisher ausgegrabene Gebiet ist sehr viel kleiner. Die Ruine der großen Kirche ist sichtbarer Mittelpunkt, auffällig, am besten erhalten. Sie ragt rot und massig gegen den dunkelblauen Himmel. Der Weg führt uns zu einigen nur angedeuteten Häuserruinen, dann durch eine schöne Baumanlage zum Bach und zurück zum Visitor-Center. Am Bach sehen wir zum ersten Mal Reste von wildem Kürbis, der hier früher sicher viel angebaut wurde, und den wir später noch oft am Straßenrand wachsen sahen. Der Bach war, neben einigen Quellen, die Lebensquelle des Pueblos, und als er im 17. Jahrhundert austrocknete, musste dieser Wohnplatz aufgegeben werden. Außer der Wasserversorgung hatten die Pueblos große Probleme mit den Apaches, die die christianisierten Indianer wütend verfolgten und sie töteten, wo sie nur konnten.

Nun sind wir auf dem Weg nach Santa Fé. Wir fahren durch große Kiefernwälder. Sandsteinfelsen säumen die Straße. Hier kann man gut erkennen, wie leicht sie in Blöcke zerbrechen. Wir verlassen die Ebene und fahren einen richtigen Gebirgspass hinauf, und dann landeten wir in einem traurigen Ort namens "Madrid". Es hieß, es sei ein Künstlerort. Aber wir standen etwas ratlos vor den zum Teil recht verwahrlost aussehenden, von jungen Leuten mit einfachen Mitteln wieder bewohnbar gemachten Häusern. In fünf Minuten hatten wir den Ort durchquert, unentschlossen, wo wir unseren Hunger stillen sollten. Wir hatten die Wahl zwischen dem sogenannten "Gasthof" und einer Pizzeria. Der Gasthof war übervoll, lärmig und verräuchert, da werden wir nicht rechtzeitig bis zur Abfahrtszeit abgefertigt. Also wenden wir uns der Pizzeria zu. Da konnten wir draußen sitzen, und das Sandwich, das wir bestellten, kam frisch aus dem Ofen und schmeckte. Sehr müde erreichten wir dann gegen 21 Uhr unser Hotel, das "Radisson", in Santa F.

Santa Fé

Samstag, den 16.September

Nun sind wir in Santa Fé – der Hauptstadt von New Mexico, für uns eine der schönsten und anmutigsten Städte der USA. Der Vormittag gehört uns, und ungeduldig warten wir darauf, dass der Hotel-Shuttle uns in die Stadt fährt. Erst waren wir etwas unglücklich, dass das Hotel am Rande der Stadt liegt, aber ein Shuttle fährt alle Stunde in die Stadt und von dort zurück. Das Problem scheint also gelöst, aber doch nicht ganz! Denn an diesem ersten Morgen kann wegen unauffindbarer Autoschlüssel für den größeren Shuttle nur der kleine Wagen fahren und nur wenige aus unsrer Gruppe mitnehmen. Aber dann sind doch endlich alle – auch die europäisch Ungeduldigen – zur historischen Plaza gebracht.

Das war ein herrlicher Bummel durch die schönen alten Straßen mit den gepflegten Adobehäusern, den zahlreichen Kunstgalerien, Gewerbeläden und Buchläden. Souvenirgeschäfte, Schmuck– und Webwarenangebote wurden in aller Ruhe durchstöbert. Im Loretta-Chapel fand eine Hochzeit statt. Wir schauten gerade in den festlich geschmückten Kirchenraum mit dem prächtigen Altargemälde, als sich das Brautpaar das Ja-Wort gab. Unter den Plaza-Arkaden saßen die Indianer mit ihrem reichhaltigen und schönen Schmuck, der zum Kauf lockte. Die Zeit lief mal wieder viel zu schnell! Um 12.15 Uhr fuhren wir mit dem Shuttle wieder zurück zum Hotel.

Am Nachmittag waren Museumsbesuche eingeplant. Lynn fuhr uns zum Museumsbereich, der mit vier Museen etwas außerhalb der Stadt liegt. Wir besuchen zuerst das private "Wheelwright Museum of the American Indian". Eine alte Dame, die die Bekanntschaft eines alten Navajo-Indianers machte, gründete dieses Haus, um die alte Kultur der Native Americans dieser Region zu erhalten. Sie sammelte Sandpaintings, aufgezeichnete alte Gesänge, Töpfereien, Gebrauchsgegenstände, Webereien und Skulpturen. Der Bau wurde einem Hogan gleich gestaltet – achteckig, die Öffnung nach Osten. Es war eine eindrucksvolle Sammlung, wenn auch zu unserem Bedauern die besonders interessanten Sandpaintings den Indianern 1997 zurückgegeben wurden.

Weiter gingen wir in das "Museum of Indian Arts & Cultur" mit den wunderbaren Töpfereien und Webereien. Eine Besonderheit war die Fotoausstellung aus dem Leben der Indianer von Indianern. Leider lockte der Souvenirladen mit Büchern und Schmuck, so dass wir erst, als unsere Zeit fast abgelaufen war, eine großartige Ausstellung über das frühere und heutige tägliche Leben der Indianer – etwas abseits gelegen – entdeckten. So konnten wir nur kurz durchgehen, denn das Museum schloß um 17 Uhr, und wir wurden erbarmungslos hinausgescheucht. Obgleich es zu regnen begann, ließen wir uns in der Stadt absetzen und hatten Glück! Als wir an der Plaza waren, hatte es aufgehört. Wir suchten uns ein hübsches Gartenlokal. Um 19 Uhr ging es zum Hotel zurück, wir genossen noch im kleinen Kreis den lauen Abend im Garten vor dem Swimmingpool und bedauerten, dass der erste Tag in Santa Fé schon vorüber war.

Sonntag, den 17.September

Einige Wolken schwimmen am Himmel, aber es wird wieder heiß. Wir sind auf dem Weg zum Bandelier-Nationalmonument. Wir fahren an den Randgebieten Santa Fés vorüber und sehen das Operngebäude liegen, das erst vor zwei Jahren seine jetzige Form erhielt und 2000 Sitzplätze hat – ungewöhnlich viel für eine Stadt wie Santa Fé. Aber wir hören, dass die Aufführungen berühmt sind und das ganze Repertoire internationaler alter und neuer Werke umfasst.

Herr Kirsch (Frederik Hetmann) erzählt uns während der Fahrt etwas über die Anasazis, über ihre Entwicklung vom Jäger zum Ackerbauer und von Adolph Bandelier, der 1880 den Frijoles-Canyon und die Ruinen der Wohnhöhlen und Steinhäuser entdeckte. Er schrieb den noch heute im Buchhandel erhältlichen Roman "The Delight Makers" darüber, wie er sich das Leben der Anasazis vorstellte.

Wir fahren über den Rio Grande, der hier aber noch nicht sehr "grande" aussieht, und bald danach treffen wir im Bandelier-Park ein. Im Visitor Center informieren wir uns über die verschiedenen Wandermöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten, sehen uns einen Videofilm über das ehemalige Leben der Indianer hier im Tal an, und nachdem wir uns bei dieser für uns ungewöhnlichen Hitze noch mit ausreichend Trinkwasser versorgt haben – es wird reichlich angeboten – machen wir uns auf den Weg.

Rechts ragt eine hohe rosa Tuffsteinwand auf, die wie ein Schweizer Käse durchlöchert ist. Wir gehen durch das von einem kleinen Bach bewässerte Tal, in dem Kiefern, Eichen, aber auch mächtige Cottonwoodbäume wachsen. Bald verlassen wir den wohltuenden Schatten, der Weg führt hin zu den Felswänden. In der Sonne liegt auf einem weiten baumlosen Platz der Überrest einer Ortschaft, bis auf die Grundmauern verwittert, aber man erkennt noch die Anlagen der Kivas. Nun gehen wir direkt auf die Wand zu und sehen die Wohnhöhlen, die aus dem weichen Tuffstein herausgearbeitet wurden.

Unser Weg führt uns nun hinauf zu mehreren in der Wand liegenden Höhlen. Wir keuchen treppauf und treppab, steigen auch mal auf eine Leiter, um in die ehemaligen Wohnstätten hineinzuschauen. Sie sind erstaunlich geräumig, zum Teil mit dunklen Ornamenten verziert, trocken, aber die Wände rauchgeschwärzt. Auch hier entdecken wir an den Felswänden Petroglyphen in großen Mengen.

Nun kommen wir an einen erhöhten Platz, von dem man einen guten Rundblick über den Canyon und das Tyuonyi-Dorf unten im Tal hat. Sehr gut erkennt man die große runde Dorfanlage und die Häusergrundmauern. Mit etwas Fantasie kann man sich die dreistöckigen Gebäude und das Leben in der Siedlung gut vorstellen. Warum haben sie diesen friedlichen Ort verlassen? Versiegte das Wasser? War der Boden ausgelaugt? Gab es kein Wild mehr? Man weiß es nicht! Aber noch heute strömt dieser Ort Harmonie und Frieden aus, trotz der Touristen, die jeden Tag hier durchwandern.

An einer Weggabelung im Tal trennt sich der Besucherstrom. Die Unentwegten laufen in der Hitze zu weiteren teils schwierig zu erreichenden Sehenswürdigkeiten in einer anderen Wand. Wir laufen am Bach unter wohltuend Schatten spendenden Bäumen nach dieser unbarmherzigen Sonne zurück zum Visitor Center. Ein kurzer Imbiss im kleinen Fast Food Restaurant, und wir fahren weiter.

Auf dem Weg zurück nach Santa Fé besuchen wir das Ildefonso-Pueblo, ein Indianerdorf, das auch heute noch bewohnt ist. Leider ist das Visitor Center geschlossen. Wir gehen trotzdem durch das fast menschenleere Dorf, lassen aber, gemäß der Aufforderung am Tor, (wenigstens die meisten!) unseren Fotoapparat im Bus. In der Mitte des Dorfplatzes liegt die große Kiva. Die Adobebauten ringsherum machen einen recht gepflegten Eindruck. In einem kleinen Laden, wo Töpfereien und Schmuck verkauft wurden, sind wir betroffen vom Aussehen des jungen Besitzers - es entsprach fast wörtlich der Beschreibung Winnetous: blau-schwarzes Haar (wenn auch nicht so lang), römische Gesichtszüge mit einem leichten Bronzehauch, nachtdunkle Augen, schön geschwungener Mund, der uns aber freundlich anlächelte – selten sah ich einen schöneren Menschen! Nach kurzer Zeit fahren wir weiter ins Hotel.

Wir hatten am Abend noch eine Einladung in den Gouverneurspalast. Angetan mit unseren besten Kleidern versammelten wir uns auf dem mit grünen Rasen bewachsenen Innenhof hinter dem ältesten Regierungsgebäude der USA, wo Tische voll mexikanischer Köstlichkeiten aufgebaut waren, inklusive einer schier unerschöpflichen Terrine voll Marguerita. Nach der Begrüßungsrede von Herrn Thomas Jaehn wurde dankbar geschmaust und getrunken.

In Gruppen aufgeteilt bekamen wir anschließend eine Führung durch verschiedene Räume mit den im Hause ausgestellten Museumsstücken. Wir wurden von einer bezaubernden alten Dame geführt, die oft von "prähistorischen" Stücken sprach. Als ich vorsichtig fragte, was sie unter prähistorisch verstehe, sagte sie ganz erstaunt: "Vor Columbus natürlich!" Tableau! würde Karl May sagen. Später stellten wir fest, dass diese "prähistorische" Erklärung ein fester Neu-Mexikanischer Begriff zu sein scheint.

Wir durften noch einen kurzen Blick in die Bücherei tun, wo Bandeliers Originalmanuskripte aufbewahrt wurden, dann ging es zum Kofferpacken ins Hotel, denn morgen müssen wir leider Santa Fé schon wieder verlassen.

Taos

Montag, den 18.September.

Auf Wiedersehen, Santa Fé! Unter bedecktem Himmel fahren wir Richtung Chimayo. Immer wieder sehen wir an der Straße Haltestellen für Schulbusse. Wie weit wohl die Schulwege der Kinder sind – die Ranches liegen so vereinzelt, und der nächste Ort ist weit! Manchmal sehen wir auch einen der altmodischen gelben Busse an einem Schulgebäude stehen.

Wir werden in den nächsten Tagen allerlei Pueblos besichtigen, darum einige Hinweise auf ihre Bedeutung (Man lese auch die sehr informativen Artikel unseres Mitgliedes Manfred Raub in den Mitteilungen 124 –126):

Der Namen "Pueblo" stammt von den Spaniern und bedeutet Stadt oder Dorf. Hier wohnten "kultivierte" Indianerstämme, die Ackerbau, Weberei und Töpferei betrieben. Jedes Pueblo war eine selbständige Einheit mit einem Häuptling. Abgesehen von zahlreichen Dialekten gab es grundlegende Sprachrichtungen: die Tiwa, Hopi und Zuni-Gruppe. Die terrassenförmigen Gebäude, die bis zu fünf Stockwerken hoch gebaut wurden, waren aus Lehmziegeln, Sandstein oder vulkanischem Tuffgestein um einen offenen Platz angelegt. In der Mitte des Platzes lag die Kiva, das heilige Gebäude, in die Erde gegraben und mit einer speziellen Leiter versehen (langgezogene Holme ragen himmelwärts). Sie ist rund nach oben gemauert und mit einem Dach gedeckt. Hier wurden Reinigungs-Schwitzbäder genommen, wichtige Beratungen und Gebetsversammlungen abgehalten. Nur mittels der Leiter konnte man hineinsteigen. Hatte man in einem Pueblo die Erlaubnis zum Fotografieren bekommen, war es doch meist verboten, die Kiva im Bild festzuhalten – man sollte dies auch möglichst vermeiden.

Als nächstes halten wir an einem Trading-Post-Laden, dessen Angebot von Web-und Töpferwaren überwältigend war, aber fast unerschwinglich für unseren Geldbeutel. In die schöne große Kirche konnte man leider nicht hinein.

Nun kommen wir zum Nambe Pueblo. Es liegt am Fusse der wunderschönen Sangre de Cristo Mountains. Seit 1300 n.Ch. wohnen hier Menschen des Tiwastammes. Das ganze Dorf erscheint wie ausgestorben. Auffallend war wieder die sehr schöne Kiva auf dem großen Platz, mit einer breiten Treppe, die sich nach oben hin verjüngte und mit der dazugehörenden Stangenleiter in der Mitte. An der fast modern wirkenden Kirche lag ein gepflegter Friedhof, alle Gräber ganz bunt mit künstlichen Blumen geschmückt. Jedoch für weiße Besucher ist der Eintritt hier grundsätzlich verboten.

Nach kurzem Aufenthalt fahren wir weiter nach Chimayo, dem "Lourdes von Amerika". Chimayo begrüßt uns mit einem Regenguß, und das erste Mal auf dieser Reise traten unsere Regenschirme in Aktion. Wir ließen den Schauer vorübergehen und aßen in einem kleinen Fast-Food-Imbiss unter einem Dach geschützt zu Mittag, bevor wir die Kirche besichtigten.

Das Heiligtum (El Santuario) wurde zwischen 1814-16 erbaut für ein wundertätiges Kruzifix "Unseres Herrn von Esquipulas", das hier um 1810 gefunden wurde. Es gibt keine schriftlichen Mitteilungen über die "Erscheinungen des Herrn" in der Chimayo-Gegend, aber von Generation zu Generation wurde davon berichtet. Die Kirche wurde an der Stelle erbaut, wo man das Kruzifix gefunden hatte, und es heißt, die Erde von diesem Fundplatz kann Wunderheilungen erwirken. Der Kirchenraum ist voller Atmosphäre, ein Ort des Friedens und der Gebete, ob man nun an Wunderheilungen glaubt oder nicht. Außer uns gab es noch zahlreiche Besucher, die andächtig beteten, sich heilkräftige Erde aus einem Loch im Boden einer kleinen Seitenkapelle holten, Kerzen anzündeten oder einfach die Stille auf sich wirken ließen.

Chimayo gehört zu den Orten, wo noch spanisches Kunsthandwerk der Kolonialzeit erfolgreich gepflegt wird, darum besuchten wir anschließend einen Laden im Dorf mit Webereien und Andenken. In einem Arbeitsraum war ein alter Webstuhl aufgestellt, leider war die Weberin zur Mittagspause gegangen und konnte uns ihr Können nicht demonstrieren. Aber ein kurzer Einblick hier war für die "Fachfrauen" unter uns doch ganz interessant.

Nun sitzen wir wieder im Bus. Rechts im Hintergrund sehen wir den höchsten Berg der Gegend, den Truchas, der etwas über 3000m hoch liegt. Die Straße führt höher und höher hinauf, das Panorama wird immer überwältigender. Ein kurzer Aufenthalt in Las Tampas. Wir schauen in eine wunderschöne Kirche mit einer besonders schönen Holzdecke und einer ganz bunten gemalten Altarwand – und weiter geht es!

Das nächste Ziel ist das Picuris Pueblo, das so versteckt und weit ab vom Weg im Tal des Sangre de Cristo liegt, dass damals sogar Coronado es nicht fand. Auch Lynn hat Schwierigkeiten – erst gab es eine Umleitung, dann eine recht schmale Zufahrt. Picuris ist das kleinste der acht nördlichen Pueblos in New Mexico. Es liegt 2400 m hoch. Seit 750 n.Ch. ist dieser Ort bewohnt. Die Ruinen eines verlassenen Anasazi-Dorfes liegen ganz in der Nähe.

Tommy Grafenberg geht auf Erkundungsgang und kommt endlich mit einem älteren indianischen Dorfbewohner zurück, der uns freundlich begrüßt. Es ist der Gouvernor, und er heißt uns willkommen. Er führt uns erst in die Kirche, die gerade renoviert wird. Man hat lange überlegt, ob man moderne Baustoffe wie Zement und Beton dazu nehmen soll, hat sich zum Glück aber für die alte Adobe-Bauweise entschlossen. Weihnachten wird mit einem Tanz in der Kirche gefeiert, der von den Mauren zu den Spaniern, von den Spaniern zu Montezuma und von Montezuma wieder zu den Indianern nach New Mexico kam, - eine verblüffende ethnologische Reise!

Während seines umständlich aber exakten Geschichtenerzählens geleitet uns unser Führer zum Ruinenfeld, wo besonders die ungewöhnlich große und hochgebaute Kiva auffällt und zeigt uns im Dorf das Haus, in dem man früher die Skalpe der Feinde aufbewahrte – eine pikante Geschichte, die er mit sichtlichem Schmunzeln erzählte. Zum Abschluß gingen wir noch einmal durchs Visitor Center und sahen in einem großen, einfachen Gemeinschaftsraum, der offensichtlich auch als Schulraum benutzt wurde, an sieben Computern ältere Schulkinder sitzen – soo ganz arm kann das Pueblo nicht sein!

Nun folgte eine unglaublich schöne Fahrt auf der Höhenstraße. Gelbe Sandberge, mit Wacholder bewachsen, hohe Felswände unter dem jetzt wieder dunkelblauen Himmel – jede Kurve bot ein neues schönes Bild. Gegen ½ 6Uhr kamen wir dann im Kachina-Hotel in Taos an, das uns noch in sehr guter Erinnerung ist. Wieder heißt es Koffer auspacken – aber zwischendurch fuhr uns Lynn noch einmal zu einem Einkauf in einem Supermarkt, wo wir tatsächlich richtiges Schwarzbrot(!) fanden. Die Zimmer des Kachina-Hotels liegen motelartig um den großen Innenhof mit Swimmingpool und Rasenplatz. Hier sammelten wir uns im großen Kreis an einem Lagerfeuer, wo Indianer aus dem Taos Pueblo einige Tänze zu Trommelmusik aufführten – Touristennepp, aber doch ganz romantisch – und man sammelte Geld ein! Die vom Hotel gestiftete Marguerita tranken wir schließlich in der Bar, und mit der nötigen Bettschwere versehen, gingen wir schlafen.

Dienstag, den 19.September

Trotz strahlend blauem Himmel ist heute früh richtig kühle Luft, so kam zum ersten Mal die Strickjacke aus dem Koffer. Das Hotel hat uns ein Frühstück spendiert, das wir uns in aller Ruhe gut schmecken ließen.

Der Vormittag gehört uns, und wir machen uns auf zur Plaza. Sie ist sehr viel kleiner und bescheidener als in Santa Fé, aber die Läden und Galerien bergen Kostbarkeiten, die Buchläden sind sehr verlockend, der Vormittag läuft viel zu schnell vorüber.

Am Nachmittag werden wir zur großen Brücke am Rio Grande gefahren. Die tiefe Schlucht mitten in der Ebene, die der Fluß in die Erde gegraben hat, nimmt dem Betrachter fast den Atem! Von 200 m Höhe sieht der Fluß winzig aus, und wir wurden fast von der Brücke geweht, als wir am Geländer standen und in die Tiefe starrten. Auch diesmal wurde ein wunderschöner, breitrandiger neuer Damenhut "geopfert". Sollte das zur neuen Tradition werden.

Ein Besuch in einem Westernshop gibt uns mal wieder Gelegenheit, Dollars los zu werden. Ein "Sale" lockt mit niedrigen Preisen, und beim Weiterfahren waren viele unserer Herren neu "behütet" zum Schutz gegen die Sonne. In einem Ökoladen bekamen wir noch Gelegenheit, unsere Essensvorräte aufzufrischen, und anschließend hatten wir zwei Stunden Zeit, uns im Hotel zu erholen, ehe es zum gemeinsamen Abendessen ins "Sage-View-Inn" ging. Es ist ein großes Lokal mit einem herrlichen Blick über die weite Ebene, leider war es schon zu spät, um den Sonnenuntergang zu bewundern, aber der rötliche Himmel warf noch einen letzten Schein über das weite Land und die entfernten Berge. Wir saßen im Restaurant in kleinen Gruppen und verlebten einen netten Abend. Das Essen war sehr gut, wenn auch recht exotisch. Und dann kam für unseren Tisch die gemeinsame Rechnung! Es folgte ein mühsames Auseinanderdividieren. In Amerika bezahlt man tischweise. Dank Herrn Müller jun., der für unsere Tischrunde mächtig rechnete, gab es beim Begleichen der Rechnung an unserem Tisch keine Probleme. Unter einem klaren Sternenhimmel ging es gegen 22 Uhr wieder zurück zum Hotel.

Mittwoch, den 20. September

Im Taos Pueblo

Bei herrlichstem Sonnenschein machen wir uns auf zum Taos-Pueblo. Vor fünf Jahren im April war es bitterkalt gewesen, es hatte aus tiefhängenden Wolken geschneit, und das Pueblo sah düster und unfreundlich aus. Aber nicht nur der blaue Himmel lässt heute alles freundlicher aussehen, auch das Pueblo hat sich sehr verändert. Wurden wir damals meist recht zurückhaltend, oft fast abweisend empfangen, ist man heute ausgesprochen freundlich zu uns, nachdem wir die nach unsrer Meinung enorme Summe von 10$ fürs Fotografieren bezahlt haben – was manchen veranlasste, den Apparat im Bus zu lassen.

Wir sind erstaunt, wie sehr sich das Pueblo verändert hat. Alle Gebäude sehen gepflegt und renoviert aus, es gibt sehr viel mehr kleine und größere Läden mit schönen Töpfereien und Silberschmuck. In allen sind wir willkommen. In einem Laden wird indianische Flötenmusik auf CDs verkauft, der Besitzer zeigt uns seine verschiedenen Instrumente und flötet für uns auch eine der süßen, melancholischen Weisen, was natürlich den Umsatz steigert. Für Meredith werden zwei CDs als Abschiedsgeschenk gekauft. Sie liebt diese Musik sehr, wie sie uns noch gerade rechtzeitig verraten hatte.

Wir schauen in sehr viele Läden, kaufen viel zu viel, aber es ist alles so verlockend! Bei einem Händler gibt es "Traumfänger", kleine oder größere. Es sind geknüpfte Netze, mit Türkisen und Perlen verziert in einen Rahmen gespannt, damit soll man seine guten Träume einfangen. Im Hof steht ein Bäcker vor seinem Adobe Ofen und bereitet frisches Brot, das köstlich duftet und auch gleich Abnehmer findet. Es schmeckt lecker, so frisch, und bald sieht man die Gruppe eifrig kauend weitergehen.

Der Bach, der sein frisches Wasser von den Bergen bekommt, trennt die beiden Dorfhälften. Man wird durch Schilder gebeten, das Wasser nicht zu verunreinigen, weil der Bach die einzige Trinkwasserversorgung des Pueblo ist. Wie wir aber im Gespräch erfahren, bezieht man auch Wasser in Flaschen. Eine Brücke führt hinüber, das Gelände oberhalb des Baches ist für Besucher tabu und abgesperrt. Wir schlendern noch ein wenig herum, schauen kurz in die Kirche und sind um 12 Uhr wieder im Bus und auf dem Weg ins Taos-Ski-Valley.

Die weit ausgedehnte Ebene findet abrupt ihr Ende. Die Berge stehen da wie Napfkuchen auf einem Teller. Sie sehen gar nicht sehr hoch aus. Aber da Taos schon über zweitausend Meter hoch liegt, sind es stolze Viertausender, auf die wir nun zufahren. Auf einer fantastischen Bergstraße winden wir uns mitten in die Rocky Mountains hinein. Kiefern und Espen säumen den Weg, jede Kurve öffnet eine neue und schöne Aussicht. Der höchste Berg dieser Region ist der Wheeler Pik, der Heilige Berg der Tiwa-Indianer, er ist über 4000 m hoch.

Endlich erreichen wir den kleinen Ort, wo wir zu Mittag essen wollen. Im Winter herrscht hier sicher voller Ski-Tourismusbetrieb. Man sieht es an den weitläufigen Parkplätzen. Jetzt steht unser Bus recht verloren da. Wir überqueren zu Fuß einen kleinen Wildbach und suchen zwischen den wenigen, eng gedrängten Häusern "unser" Lokal, das "Stray Dog and Cat Inn", wo wir sehr mexikanisch, sehr gut, also auch sehr "hot" (Chili-scharf) gegessen haben.

In der anschließenden einstündigen Freizeit schauen wir uns die Gegend an. Ein schmaler Bergpfad führte uns nach ein paar Schritten in die Einsamkeit. Köstlich war die kristallklare, frisch-kühle Luft, das Waldgrün unter dem blauen Himmel, die kahlen Gipfel der höchsten Berge. Eine Reiterschar kam uns entgegen und verstärkte noch die Wild-West-Romantik. Wir genossen die Stille und bedauerten es, als wir wieder zum Bus zurückkehren mussten.

Mit diesem herrlichen Ausflug war der Tag aber noch nicht zu Ende. Wir machten noch einen Besuch bei der "Hazienda de Los Martinez", eine im spanischen Stil gebaute Ranch oder Hazienda, die ca. 1804 errichtet wurde, bis 1930 von Nachkommen der Familie Severino bewohnt, 1972 der Öffentlichkeit als kleines Museum zugänglich gemacht wurde. Diese Art Ansiedlung gibt es heutzutage kaum mehr.

Die Hazienda ist um zwei Innenhöfe gebaut, der eine Teil ist für die Familie, der andere Trakt für die Diener und Angestellten. Wir besichtigen den großen Wohnraum der Familie, die kleinen Schlafräume, die Hauskapelle und die Vorratsräume. Sehr interessant war die Küche mit den alten Gebrauchsgegenständen – sogar ein Bett gab es in der Küche für kalte Winternächte. Schmiede, Webraum, Tischlerei, Wagenremise konnten besichtigt werden und zeigten ein recht farbiges Bild vom einfachen Leben der Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts.

Als wir zum Bus zurück gehen wollten, kamen aus einem Nachbargrundstück unter Trommelbegleitung Indianer auf uns zu und luden uns recht aufdringlich ein, einen Augenblick an ihr Lagerfeuer zu kommen. Wir folgten der Aufforderung, aber mir persönlich schienen die Sänger betrunken zu sein. Trotzdem übten auch hier diese melancholischen Molltöne zur Trommel immer wieder Faszination aus.

Nach einem kurzen Besuch in einem Einkaufszentrum ging es gegen 18 Uhr ins Hotel zurück. Schon wieder muß der Koffer gepackt werden, aber mittlerweile haben wir ja darin Übung, wenn er auch immer voller wird von all unseren Einkäufen.

 

Albuquerque

Donnerstag, den 21.September

Heute früh gab es Wolken und kühle Luft, aber bald herrschte wieder die gewohnte Hitze. Es wurde vor der Abfahrt eine wunderschöne Kachina "Early Morning Singer" als Abschiedsgeschenk für Tommy Grafenberg gekauft, dann verlassen wir Taos, es geht nun Richtung Albuquerque. Nach kurzer Fahrt halten wir am San Francesco-Chapel, der schönen Adobekirche, die wir vom letzten Mal schon kannten. Doch diesmal war sie geöffnet und wir konnten hinein und das wunderschöne Innere mit den bunten Altarbildern bewundern.

Es geht weiter. Lange Zeit fahren wir am Rio Grande entlang, der mit seinem Wasser das Land fruchtbar macht. Viele gut gepflegte Obstplantagen und Weinanpflanzungen ziehen sich am Uferstreifen entlang. Aber außerhalb der Bewässerungsanlagen ist das Land kahl und verbrannt. Wir machen einen Fotostop am Flussufer, finden aber leider nicht zu der Stelle, wo man ganz hinunter ans Ufer kann.

Der nächste Fotostop ist am "Camel", dem pittoresk geformten Felsen am Straßenrand, der wirklich wie ein liegendes Kamel aussieht. Jetzt kann man nicht mehr direkt zum Felsen, er ist eingezäunt. Waren zu viele Touristen in den vergangenen Jahren hinaufgestiegen auf das so leicht bröckelnde Gestein?

Gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite lag das "Camel-Rock-Casino". Hier aßen wir zu Mittag. Aber gleich am Eingang wird man von unzähligen "Einarmigen Banditen" begrüßt, die eifrig von Besuchern bedient werden, die hier ihr Glück zu machen versuchen, den wenigsten wird es allerdings gelingen. Am Eingang des Restaurants waren 6,99$ zu zahlen, dann wurden wir freundlich an einen Tisch gebeten, nach Getränkewünschen gefragt und schnell bedient. Am reichhaltigen vielfältigen Büfettangebot konnte man sich selbst bedienen, sehr verführerisch bei der großen Auswahl!

Wir hatten nach dem Essen noch reichlich Zeit bis zur Abfahrt und gingen etwas zögernd durch den vorderen Teil der Spielhalle. Unser Geld wollten wir nicht loswerden, aber auch das Zuschauen war ganz lustig. Plötzlich stand Meredith vor uns: "schnell, schnell, heute ist Seniorentag! Geht zur Aufnahme und lasst Euch ein Gutscheinheft geben, wenn Ihr über 55 Jahre alt seid. Mit Eurem Ausweis bekommt Ihr jeder 5$ geschenkt und eine Spielmarke!" Tatsächlich – bald standen wir "Senioren" an der Kasse Schlange und zogen mit einer schweren Rolle voll Quarter-Cents davon und einem Chip über 1$. Einige wollten die goldene Spielmünze als Souvenir mitnehmen. Ich aber steckte sie in einen Automaten, bediente den Hebel, und – klack klack klack – kam er mit einigen Geschwistern wieder heraus. Noch mal: reinstecken, am "Arm" ziehen, und – klack klack klack – purzelten die gelben Scheiben in die Rinne. Nun musste ich noch einmal zur Kasse, um sie in Dollarscheine umzutauschen. Nur gut, dass wir endlich weiterfuhren, dieses Spiel ist doch sehr verführerisch. Wenn man allerdings sah, welche Mengen von Geldscheinen von der Kasse eingenommen und mit einer elektrischen Sortiermaschine gezählt wurden, sind Gewinne sicher nicht häufig.

Fünfzehn Meilen vor Albuquerque sind die Ruinen eines Pueblo-Dorfes, unser nächstes Ziel. Dem Visitor Center ist ein kleines Museum angeschlossen, wo Zeichnungen aus den Kivas des Dorfes ausgestellt sind. Mit viel Mühe hat man sie aus den Mauern herauslösen und konservieren können. Hier durften wir sogar in die große Kiva mit Nachbildungen von religiösen Darstellungen hinuntersteigen. Es war etwas unheimlich in dem dunklen unterirdischen Rund, und wir kehrten gern wieder ins helle Sonnenlicht zurück. Aber nun verdunkelte sich der Himmel ziemlich schnell. Auf der Weiterfahrt sahen wir Blitze am Horizont zucken. Doch zum Glück gab es kein Unwetter, wir kamen heil im uns schon bekannten "Wyndham- Hotel" in Albuquerque an, das gleich neben dem Flughafen liegt.

Einige Unentwegte aus der Gruppe gingen noch zum Rodeo oder zum Jahrmarkt. Wir zogen es vor, gemütlich und gepflegt im Hotelrestaurant mit Freunden zu Abend zu essen und genossen den Blick über die funkelnden Lichter der Stadt.

Acoma

Freitag, den 22.September

Heute geht uns, vor allem mir, ein großer Wunsch in Erfüllung. Wir fahren nach Acoma, der "Himmelsstadt", "The Sky City", die Karl May in "Satan und Ischariot III" ausführlich erwähnt. Leider hatte er schlechte Quellen, denn seine Beschreibung hat nicht viel mit der Wirklichkeit zu tun.

Schon die Fahrt dahin ist sehr interessant. Es geht fast unmerklich immer höher. Felsige Partien wechseln sich ab mit schwarzen Lavastreifen, dann ist die Landschaft wieder völlig eben. Abgeflachte Mesas, Tafelberge, stehen rot in der Ebene, dann wieder nichts als weißer Sand mit verdorrtem Gras. Nun fahren wir steil abwärts in ein Tal – und da liegt vor uns Acoma auf einem schroff abfallenden steilen Felsen. Im Tal ist das Visitor Center und der Parkplatz für Autos und Busse. Denn zum Pueblo hinauf fahren uns kleinere Shuttle, doch zuvor müssen wir wieder 10$ Fotogebühren bezahlen. Ich drücke der Dame an der Kasse meine Rolle mit den Quarter-Cents in die Hand, die sie auch ohne Zögern annimmt. Da alle Casinos dieser Gegend ausschließlich von Indianern betrieben werden, ist ihr solche Münzrolle anscheinend nicht unbekannt.

Nach einigem Warten werden wir auf schmaler Straße zu den in 3000 m Höhe gelegenen Pueblo hinaufgefahren, wo ein Guide bereits auf uns wartet. Als erstes wird uns verboten, unser Diktiergerät zu benutzen, mündliche Überlieferungen sollten nicht aufgezeichnet werden! Das ist für manche von uns ärgerlich, muß aber respektiert werden! Der Guide ist nicht sehr freundlich, spult gekonnt seine Informationen ab und lässt manche spitze Bemerkung über die "Weißen" fallen, was man ihm nach der dunklen Vergangenheit auch nicht verdenken kann. Im Verlauf der Führung beginnt Meredith für uns zu übersetzen, und die Situation lockert sich merklich auf. Zuerst gehen wir zur Kirche. Ausführlich wird uns beschrieben, wie schrecklich die Pueblo-Indianer unter der spanischen Fron des ihnen verhassten Kirchenbaus leiden mussten. Da die Männer durch Krieg oder Bestrafung entweder getötet oder verstümmelt waren, arbeiteten vor allem die Frauen am Bau der großen Kirche. Den Friedhof durften wir nicht fotografieren. Er war eingefasst mit einer Adobemauer, die in kurzen Abständen auf runden Erhöhungen mit stilisierten Gesichtern geschmückt war, die dem Andenken einerseits der Krieger und andrerseits der von den Weißen nach New Mexico verschleppten Kinder gewidmet waren.

Nun gehen wir durch das Dorf. Überall haben jetzt Frauen Tische mit ihren Töpfereien aufgestellt. Sie grüßen uns freundlich, und wir kaufen eine winzige Keramik-Eidechse für unsere Krippe. Rund um das Pueblo gehen wir von Haus zu Haus, einige sind sehr alt und ausgebessert, die ältesten stammen von 1180. Als Coronado 1680 nach Acoma kam, sahen die Adobemauern in der Abendsonne wie Gold und die Fenster wie glitzerndes Silber aus, und er dachte – "nun endlich habe ich die goldene Stadt gefunden!" Wie enttäuscht war er, als sich alles in Lehm auflöste.

Eine ganze Straßenseite beherbergt mehrere Kivas, unüblicherweise nicht rund, sondern rechteckig wie ein Haus gebaut. Jeden Morgen wird hier um Regen gebetet – in diesem Jahr bisher vergeblich! Etwas unterhalb der Felsenhöhe sehen wir rund um das Dorf herum Aborthäuschen stehen. Die Abfallversorgung ist sicher nicht einfach. Es gibt keine Elektrizität und keine Wasserleitung. Trinkwasser wird in Flaschen gekauft, die schmutzige Wäsche wird von einem Wäschereiwagen abgeholt – so viel Zugeständnis an das moderne Leben gesteht der Guide schmunzelnd ein. Es leben sowieso nur noch etwa 30 Menschen ständig hier oben, die übrigen Dorfbewohner kommen tagsüber herauf und fahren abends wieder zurück ins 21. Jahrhundert.

Nun tut sich vor uns ein wunderbarer Blick auf ins Tal hinunter. Mitten aus der Ebene ragt die "Enchanted Mesa" auf, ein großer zerklüfteter roter Tafelberg, wieder eine heilige Stätte der Indianer. Im Hintergrund ist ein weiterer heiliger Berg sichtbar, der Mount Taylor, die Indianer nennen ihn "Snowcap", weil sich auf seinem Gipfel der Schnee am längsten hält.

Früher gab es nur einen schmalen, steil nach oben führenden Sandweg, der kurz vor dem Pueblo aufhörte. Alles Lebensnotwendige wurde auf Sandschlitten hinauftransportiert und musste die letzte Strecke getragen werden. Als 1928 eine Filmgesellschaft kam, um einen Film über das Pueblo zu drehen, wurde ein besserer Weg bis ins Dorf für Fahrzeuge hergerichtet, noch später, als John Wayne kam, um den Film "Redskin" (Rothaut) hier zu drehen, wurde die heutige asphaltierte Straße zum Transport der Kameras angelegt.

Unser Besuch in Acoma ist nun zu Ende. Die "dynamische Jugend" unsrer Gruppe klettert zu Fuß über den Felsenpfad hinunter, wir anderen lassen uns hinunterfahren.

Die Erlebnisse dieses Tages sind aber noch nicht zu Ende. Wir fahren jetzt zum El Malpais National Monument. "El Malpais" heißt "Schlechtes Land" und liegt zwischen den Reservationen der Acoma, Navajo und Zuni-Indianern. Die Landschaft ist geprägt von Lavaflüssen der Vulkanausbrüche, die letzten Ausbrüche liegen ca. 3000 Jahre zurück, aber man kann noch deutlich die schwarzen Zungen erkennen, wie sie in den Sand flossen und dort erkalteten.

Wir biegen von der Hauptstrasse ab und halten an der Ranger-Station, bekommen Informationsmaterial und besehen uns die Ausgrabungsstücke und die Lavabrocken. Kurz danach halten wir an einem "Overlook", einem Aussichtspunkt, an dem wir einen weiten Blick über das Tal auf die gegenüberliegenden erloschenen Vulkane haben und die bizarren Felsen, die zum Tal abfallen und auf der gegenüberliegenden Straßenseite aufragen. Durch das weite Tal führt der Zuni-Acoma-Trail, und mit etwas Fantasie kann man sich den Zug der Krieger vorstellen, wie sie stumm und im Gänsemarsch durchs Tal wandern.

Der nächste Haltepunkt war "La Ventara Natural Arch", das "Fenster" oder der "Naturbogen". Die Felsen waren hier rot-weiß gefärbt und führten in einem Bogen um ein kleines Tal. Wir wanderten einen Pfad entlang, vorbei an Gebüsch und duftenden Salbeisträuchern bis zum Felsenrand, wo sich das große Torfenster vor uns öffnete. Rechts und links standen wie Wächter zwei mächtige Steinpfeiler, dazwischen wölbte sich fast elegant eine natürliche steinerne Brücke. Durch das Tor konnte man nicht weiter gehen – das Gelände war abgesperrt - damit niemand auf die Felsen hinaufklettert? – was wohl mancher gern getan hätte! Aber auch von hier unten war es ein fantastischer Anblick, und nur schwer konnten wir uns davon losreißen.

Nun ging es zurück ins Hotel, wo inzwischen die Llano Estacado-Fotos vom Preisausschreiben während des Symposiums aus Lubbock angekommen waren. Leider konnten wir die Auswahl nicht ansehen. Die Bilder waren schon für die Flugreise nach Dresden in zwei schwere Metallkästen verpackt.

Samstag, den 23.September

Diesen letzten Tag verbringen wir in Albuquerque. "Die Stadt Albuquerque hat ihren Namen nach dem Herzog gleichen Namens, welcher Vicekönig von Mexiko war, erhalten. Albuquerque bedeutet Weiß-Eiche, (alba quercus). Sie zerfällt in zwei verschiedene Teile, die einander vollständig unähnlich sind, nämlich in die alte spanische und junge amerikanische Stadt ( o-ton Karl May, Satan III, Seite 138).

Wir besuchen das Indian Cultur Center, das wir vor fünf Jahren nur kurz anschauen konnten. Außer dem Museum gibt es viele Läden und Informationsräume. Wir haben zwei Stunden Zeit, und können uns gründlich umsehen. Besonders haben es uns die Kachinas und Storytellers im Museum angetan. Aber auch die historische Ausstellung ist interessant und informativ. Um 11 Uhr beginnt im Innenhof die Tanzvorstellung einer Indianergruppe, deren typische Vorführung für Touristen uns besser gefiel als die im Kachina-Hotel in Taos.

Zu Mittag fuhren wir in die Old Town und hatten bis 16 Uhr Zeit für eigene Erkundungen. Die Plaza besteht aus zwei Teilen, die North- und die South-Plaza. Gemütlich bummeln wir von Geschäft zu Geschäft, betrachten die vielen Angebote. Auf einer offenen Veranda an der Straße essen wir zu Mittag. Auf das bestellte Bier müssen wir allerdings verzichten, denn wir sitzen gerade gegenüber der Kirche und erfahren: im Angesicht einer Kirche Alkohol zu trinken wäre respektlos! Drinnen im Gasthaus aber wird Bier ausgegeben! Wir bleiben lieber an der frischen Luft und trinken Cola!

Nach dem Essen machen wir noch einen kurzen Besuch im Albuquerque-Museum, dann gibt es im Schatten eines Hofes zum Ausruhen einen Kaffee, und schließlich geht es zurück zum Bus. Wir fahren zurück zum Hotel, und es bleibt noch etwas Zeit, die Koffer für den Rückflug zu packen, ehe wir um ½ 7 Uhr zu unserem Abschiedsessen nach El Pinto ins North-Valley fahren.

Wir brauchen etwa eine halbe Stunde, und bei unserer Ankunft ist es schon dunkel. Viele kleine elektrische Kerzen beleuchteten die Tische, die für uns im Garten gedeckt waren. Wir aßen ein letztes Mal New-Mexico-Essen mit viel Chili. Herr Professor Wolff überreichte mit einigen wohlgesetzten Worten die Abschiedsgeschenke an Meredith und Tommy Grafenberg, und Meredith bedankte sich bei den Frauen der ersten Planer des Symposiums mit einem Geschenk. Sie wies darauf hin, dass deren Geduld und Unterstützung im Hintergrund so wichtig war und meinte, meist würde das übersehen – dies war eine besonders nette Geste von ihr!

Nun blieb uns nur noch ein Abschiedsblick über Albuquerque. Die Koffer werden endgültig verschlossen, morgen geht es zurück nach Deutschland.

Heimflug

Sonntag, den 24.September

Um ½ 11 Uhr bringt uns Lynn mit unserem vielen Gepäck zum Flughafen, wo von ihr und Meredith Abschied genommen werden muß. Wir haben drei Stunden Zeit bis zum Abflug, aber es gibt Läden, wo man die letzten Dollars loswerden kann; im Restaurant gibt es ein letztes Mal Chips mit Cilisoße, und so verging die Zeit schnell.

Wir flogen aus der New Mexico-Hitze über die Rocky Mountains nach Denver, das zu unserer Verwunderung mit Neuschnee bedeckt war! Nach kurzem Aufenthalt ging es weiter nach Washington, und auch hier hatten wir gerade nur Zeit zum Umsteigen. Dann brachte uns ein modernes Flugzeug (jeder Sitz hatte einen eigenen Monitor mit Selbstbedienung) über den Atlantik. Wer in der Nacht nicht schlafen konnte, hatte die Möglichkeit, im kleinen Bildschirm vor seinem Sitz die unterschiedlichsten Filme nach eigener Wahl anzusehen. Das war ein Service!

Überpünktlich erreichten wir am Montag den 25.September gegen 11 Uhr Frankfurt/M. Ein kurzes Abschiednehmen, und dann zerstreute sich unsere Gruppe schnell in alle Winde – eine Traumreise ist zu Ende.

Nun bleibt mir noch, allen denen, die diese Reise möglich gemacht haben, herzlich zu danken. Vor allem gebührt der Dank Professor Dr. Meredith McClain, die viele Monate lang geplant und vorbereitet hat. Aber auch der Universität Texas Tech möchte ich danken für die große Gastfreundschaft und so herzliche Aufnahme, und nicht zu vergessen die Studenten, die uns unermüdlich von einem Ort zum anderen fuhren und manche Stunde Schlaf für uns geopfert haben.

Der Dank gilt auch Thomas Grafenberg, der mit seiner Planung, seinen vielen schriftlichen Informationen und seiner unverwüstlich guten Laune viel zum Gelingen dieser Reise beigetragen hat.

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Lubbock in der Presse

Münchener Merkur - 29.8.00: Old Shatterhand und Winnetou in Texas. Der Wilde Westen lebt! In dem kleinen Städtchen Lubbock in Texas findet das erste Karl-May-Symposium ausserhalb Europas statt. Vom 7. bis 12. September treffen sich dort Fans aus der ganzen Welt. In Lesungen und Diskussionsrunden dreht sich alles um die berühmten Helden aus den Büchern Karl Mays. Passend dazu findet in Lubbock zur gleichen Zeit das National Cowboy Festival statt.

Lausitzer Rundschau - 31.8.00: Karl-May-Symposium bei den Cowboys. Dabei wollen hartgesottene Cowboys, Bücherwürmer und Literaturprofessoren Karl Mays berühmte Helden in Lesungen wiederbeleben. Die echte Wildwestatmosphäre hätte die Phantasie des Kultautors nicht besser erträumen können.

Märkische Allgemeine - 2.9.00: Karl Mays Freunde treffen sich in Texas. Fürs richtige Westernfeeling sorgen riesige Steaks, scharfes Chili, Linedancing und Country-Musik.

Harburger Anzeigen u. Nachrichten - 16.9.00: Amerika entdeckt Karl May. Bei einem Treffen von rund 100 Karl-May-Kennern aus Deutschland in der texanischen Stadt Lubbock wurde bekannt, dass in Hollywood ein Film über den Karl-May-Helden Winnetou vorbereitet wird.

Stuttgarter Zeitung - 19.9.00: Die Universität von Lubbock eröffnete darüber hinaus ein Karl-May-Archiv. Die deutsche Karl-May-Gesellschaft, mit über 2000 Mitgliedern grösser als jede amerikanische literarische Gesellschaft, erklärte bei der Eröffnung, dass sie die Ergebnisse ihrer Forschung über den Schriftsteller für die Studenten in Texas zur Verfügung stellen werde. Der Segeberger Bürgermeister Udo Fröhlich erklärte bei der Einweihung des Archivs, dass die Karl-May-Spiele ihre Aufzeichnungen von Aufführungen im Freilichttheater den Studenten zuleiten würden.

Die Rheinpfalz - 19.9.00: Karl-May-Offensive. Fröhlich sagte: "Mit der Karl-May-Offensive in den USA hoffen wir, dass die Anliegen der Indianer in den USA wieder mehr in den Mittelpunkt der breiten Öffentlichkeit gerückt werden."

Dresdner Morgenpost - 19.9.00: Amerika entdeckt endlich Karl May. Karl May (1842-1912) hat viel über Amerika geschrieben. Doch erst jetzt wird der meistgelesene deutsche Schriftsteller, dessen Abenteuergeschichten in 30 Sprachen übersetzt wurden, von den Amerikanern entdeckt. Eine Hollywood-Verfilmung käme der deutschen Szene wie gerufen. Bernhard Schmid, Geschäftsführer des Bamberger Karl-May-Verlages, übt sich jedoch in Zurückhaltung: "Noch ist nichts Konkretes bekannt. Unsere Gastgeber waren hocherfreut darüber, wie bekannt dieser Landstrich [ Llano Estacado] dank Karl May in Deutschland ist."

Frankfurter Rundschau - 14.9.00: Cowboys in einer trockenen Stadt. Die Stadt Lubbock in Texas ist eine "dry city". So bezeichnet man eine milde Variante der Prohibition, die Bierfreunde dazu zwingt, entweder in Bars oder Saloons zu trinken, oder die Stadt zu verlassen, um sich mit Sixpacks für den Fernsehabend zu versorgen. Die Landschaft ist so flach und leer, dass selbst die Bewohner nur die Weite des Himmels zu rühmen wissen. Doch nun steht die Stadt im Zeichen eines Cowboy Symposiums. 35 deutsche Karl-Mayianer mit Cowboyhüten mischen sich unter die echten Cowboys, was wohl auch so gedacht war. Eine Prozession der deutschen Teilnehmer betritt den Zuschauerraum des Civic Center. Denn jetzt kommt es: Der nächste Cowboy Award ist ein Karl May Special Award und geht an den Präsidenten der Karl-May-Gesellschaft, Mister Reinhold Wolff, und den Direktor des Karl-May-Museums, Mister René Wagner. Dieser Preis, bedankt sich die Organisatorin Meredith McClain, werde stellvertretend entgegengenommen, eigentlich sei der Preisträger Karl May selbst.

Lubbock Magazine Sept. 2000: The International Karl May Symposium is being held in Lubbock this September 7-12. Almost everyone in the United States is familiar with the novels of Zane Grey and Louis L’Amour, but few of us know that before these men began to write about the American West, the novels of German author Karl May (pronounced "My") were captivating German, Austrian, Czech, and Dutch readers who eagerly awaited May’s spirit tales of Winnetou, a fiercely proud Mescalero Apache Chief, and Old Shatterhand, his brave German friend and blood brother. Because May used our region as the setting for one of his best-known works, Der Geist des Llano Estacado (The Spirit of the Llano Estacado), Lubbock, is well-known to thousands of European readers. In fact, Texas Tech University professor Dr. Meredith McClain believes that May’s novels might well have prompted many Europeans to settle in this area.

The TexasTech University DAILY - 12.9.00: Llano Estacado essence caught in photo exhibit. West Texas has traditionally been known to have a unique feel, comprised of ist rich culture and history. "The Spirit of Llano Estacado: A Photographic Interpretation" is Texas Tech’s most recent attempt to celebrate this land and its culture. The month-long exhibition was inspired by the book "Der Geist des Llano Estacado", which was written by the German author Karl May.

Hinweis: Wer sich im Internet tummeln möchte, sei auf folgende Adressen hingewiesen: www.TravelTex.com und http://www.lubbocklegends.com und http://interoz.com/lubbock oder http://lubbockonline.com für die örtliche Presse und http://www.aqha.org für die Freunde vom quarterhorse.

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ZDF bei den Mescaleros

In der Reihe "Romanhelden" produziert das ZDF eine Folge mit dem Titel "Die Legende Winnetou - eine Reise ins Land der Apachen". Der geplante Sendetermin dieses auf 30 Minuten angesetzten Berichtes ist Frühjahr 2001. Hintergrund dieses Programms: Durch Vergleich einer Romanvorlage mit der heutigen Realität soll Redundanz oder Kontrast aufgezeigt werden, im Falle Karl Mays Winnetou fanden die Aussenaufnahmen natürlich im Lande der Mescalero-Apachen, aber auch an den von Karl May festgelegten Stellen statt, zum Beispiel am Mount Winnetou (s. Karl-May-Atlas S.263 A/B 2). Die Redakteurin Dr. Jutta Szostak hatte mit dem Medizinmann Joey Padilla, dem Häuptling des etwa 3700 Seelen zählenden Stammes, alles besprochen, und so war es kein Zufall, dass die Winnetour-Reisegruppe am 15.September am Mescalero Apache Cultural Center in Mescalero mit dem ZDF-Team zusammentraf. Wer diesen Ort auf der Landkarte sucht: Östlich Alamogordo, New Mexico. Die Reisegruppe, ein lebendes Bindeglied zwischen Roman und Heute, stellte sich für Statements zur Verfügung, Kameramann Joachim Giel und seine Assistentin filmten An-und Abfahrt des Busses und während der Besichtigung des Museums. Man darf auf den fertigen Film gespannt sein

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INDIANER, INDIANER, INDIANER

ein ganz persönlicher Eindruck von Regula Jucker

Keine ethnologische Abhandlung, also nichts Empirisches soll diesem Titel folgen, sondern eine Schilderung meiner ganz persönlichen Erfahrungen, die ich während der diesjährigen Winnetour in Texas und New Mexico gemacht habe.

Mein erstes Indianerbild entstammt der frühen Kindheit in den fünfziger Jahren; als eine amerikanische Familie in unserer unmittelbaren Nachbarschaft lebte, mit deren jüngster Tochter ich eng befreundet war. Ihre Mutter, eine halbe Cherokeeindianerin mit dauergewelltem Haar und mondänem Äusseren, hatte wenig Ähnlichkeit mit einer Indianersquaw, dafür entsprachen ihre Töchter, vor allem Carrie meine Freundin, mit ihrem langen schwarzen Haar und den grossen dunklen Mandelaugen, dem Bild indianischer Mädchen. Zu jener Zeit vermieden es Amerikaner, wenn immer nur möglich, sich zu einer "farbigen" Herkunft zu bekennen. Wir Kinder hatten daher nur beiläufig erfahren, dass die Nachbarin eine Mestizin war, was uns kaum beeindruckte. Winnetou spielte damals noch keine Rolle in meinem Leben, lesen konnte ich noch nicht, und so bewunderte ich vor allem die schlangenhafte Beweglichkeit meiner Spielgefährtin. Erst Jahre später, als sie schon längst in die USA zurückgekehrt, und ich inzwischen zur intubierten Karl-May-Leserin herangewachsen war, erinnerte ich mich dieser indianischen Augen. Dann entführte mich Mays Beschreibung von Winnetou in meine frühen Kindertage, und ich bedauerte, dass dieses kleine Mädchen nie meine "Blutsschwester" geworden war.

Dass Indianer Menschen, Individuen mit all ihren Vorzügen und Nachteilen sind, verdrängt man allzu gerne in Anbetracht des idealisierten Indianerbildes, das wir als Jugendliche in verschiedensten Romanformen in uns aufgenommen haben. Karl May verstand es, wie kein anderer, dieses Feuer der Begeisterung und Identifizierung zu schüren und den Gerechtig-keitssinn seiner Leser zu mobilisieren. Schon vor Jahren, als ich Reservationen in Florida besucht hatte, dort deprimierte und Menschen ohne Perspektiven antraf, sah ich Mays Prophezeiung vom Untergang der roten Rasse bestätigt. Diese Reise aber nach Texas (wo es zwar kaum noch Indianer gibt) und insbesondere New Mexico, erweiterten meinen "indianischen" Horizont beachtlich. Die Diskrepanz zwischen den einzelnen Stämmen ist offensichtlich; die unterschiedlichen materiellen Situationen der einzelnen Reservationen, die Pflege der Traditionen und die Schulbildung, die Identifikation allgemein, zeigen daher kein einheitliches Bild.

Der Auftritt der Quanah- Parker-Familie im Memorial Civic Center in Lubbock, mit Gesang und Gebet, berührte und verdeutlichte die Schwierigkeit dieser Menschen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im gleichen Körper zu leben und dabei der Realität des Alltags ins Auge zu schauen. Wehmut ergriff wohl manchen Indianerfreund, aber gerade mit dieser Art von Gefühlen gefährdet man die existentiellen Aussichten dieser Menschen. Quanah Parker war ein weiser Mann, der sich der notwendig gewordenen Anpassung an die Weissen unterzog und seinen Nachkommen Voraussetzungen schuf, die ihnen nicht nur Überleben, sondern auch materielle Sicherheit versprachen. Seine Enkel und Urenkel haben aber ihre indianischen Wurzeln nicht vergessen und versuchen mit Vorträgen an amerikanischen Schulen Interesse und Verständnis für ihre Kultur zu wecken.

Die nächste Begegnung mit Indianern fand im Blanco Canyon statt. Die Casa del Sol, ein wunderbares Farmhaus, das im Besitze von Goergia Mae Ericson ist, die einer deutschen Familie entstammt, liegt abseits jeglicher Zivilisation. Der Hauch der Wildnis umhüllte uns, als wir beim nahegelegenen Winnetouhaus, das Meredith McClain gehört, eintrafen. Auf einer leichten Anhöhe hielten John Manacias, ein Anführer des American Indian Movement und sein junger Freund, eine Säuberungszermonie ab, an der alle Interessierten teilnehmen konnten. Dieses Erlebnis war sehr eindrücklich, was durch eine märchenhafte Kulisse noch betont wurde. Das Abendrot, das in allen Schattierungen am Horizont über die Prärie leuchtete und der Gesang einiger heulender Kojoten, brachten die Stimmung fast zum Bersten. Dabei musste die Immunität gegen Romantik bei jedem entschwinden, insbesondere wenn er den Karl-May-Leser nicht verleugnen konnte. Da durfte ich hinterher nicht einfach weglaufen, da hoffte ich zu erfahren, welche Ideen in diesem grossgewachsenen Indianer wohnten und wie er den heutigen Native American und seine Zukunft in "seinem" Land sah. Ein paar belanglose Äusserungen an die Umstehenden folgten, er bemühte sich die vielen Fragen zu beantworten, bis es dann, nachdem alle anderen gegangen waren, aus ihm hervorbrach: "Die meisten Menschen wissen nicht wovon sie reden, wenn sie uns über unser Leben ausfragen, wenn sie sich nach unseren Reservationen erkundigen, in welchen wir mehr schlecht, denn recht leben. Meine Familie profitiert von keinem Spielkasino, meiner Mutter, meinen Geschwistern, geht es schlecht. Ich kämpfe darum, den jungen Leuten ihre indianische Identität zu erhalten und dass sie sich zu unseren Idealen bekennen. Dem American Indian Movement fehlt es an finanziellen Mitteln, und es gibt auch keine Solidarität unter den anderen Stämmen. Der Boden auf dem wir hier stehen, bedeutet für mich, meinen Ahnen und Urahnen nah zu sein, das ist mein Land, das zu mir gehört wie eine Mutter zu ihrem Kind. Vorhin fragte mich Richter Micklitz tatsächlich ob ich denn glaubte, dieses Land zurückbekommen zu können. Diese Leute verstehen nicht, was in uns vorgeht. Begreifst du nun, wofür ich kämpfe?" Vereinzeltes Kojotengeheul drang immer noch über die sanften Hügelzüge und langsam brach die Nacht herein. Wo war ich, träumte oder wachte ich? Doch, es war Realität, und ich versuchte ihm zu antworten, ihn, den Revolutionär zu verstehen, obwohl ich wusste, dass sein Begehren eigentlich ein legitimes ist, aber an "Wounded Knee" denkend, eine Utopie darstellt. Er umarmte mich, überreichte mir seinen Anhänger, den er um den Hals trug, und langsam schritt ich, diese fremde und doch so vertraute Welt verlassend, dem Lagerfeuer, das vor dem Winnetouhaus loderte, entgegen. Nein, nein, ich versuche nicht Karl May zu imitieren, die Situation war wirklich wie beschrieben und ich ziemlich verwirrt.

Nach meiner Rückkehr in die Schweiz, habe ich dann ein Mail von Juan erhalten, das mir doch aufzeigt, wie engagiert er den Kampf für die Rechte seines Volkes führt. Vor allem auf der politischen Ebene ist er sehr aktiv und versucht dabei die ganze indianische Nation in den Wahlkampf einzubeziehen. Ganz klar stellt er sich gegen den texanischen Präsidentschaftskandidaten Bush, vor dessen Wahl er sich fürchtet, weil dieser sich in keiner Weise für die Rechte der "Native Americans" einsetzten werde, sondern im Gegenteil, bereits erworbene Rechte beschnitten und anhängige Gerichtsurteile in Indianerangelegenheiten zu deren Ungunsten ausfallen würden. Er bemüht sich tatsächlich die Indianer zu vereinen, um den gemeinsamen Interessen mehr Gewicht verleihen zu können. (Winnetou lässt grüssen....)

Im Verlaufe der Winnetour lernte ich dann die Mescalero-Apachen kennen, deren Medizinmann einen überaus gesättigten und wohlmeinenden Eindruck hinterliess. Er lobte zwar seine Medizin und die indianischen Traditionen, die autonome Rechtsprechung, die in den Reservationen ausgeübt werden dürfe (allerdings keine Offizialdelikte) und betonte, dass es ihnen im Grunde genommen ganz gut gehe. Auf die Solidarität mit den anderen Stämmen von mir angesprochen, wehrte er ab. Es gibt sie nicht, wo Wohlstand herrscht, da hört die Kampflust auf, vielleicht ist dies auch gut so. Man versucht auch die Ausbildung der Jungen zu fördern, was letztlich als der einzig richtige Weg angesehen werden muss.

Es würde zu weit führen, all die vielen Pueblos zu erwähnen, die wir auf dieser Reise besichtigt haben und mit deren Bevölkerung wir in Kontakt gekommen sind. Eindrücklich war aber die Führung durch das Pueblo der Picuris in der Nähe von Santa Fe. Der Mann, der uns sein Dorf erklärte, schien mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen und zwar vor allem im Heute. Die vielen Parabolspiegel auf den Hausdächern verrieten, dass die Leute hier mit der ganzen Welt verbunden sind, die alten Riten aber immer mehr in den Hintergrund treten. Sogar im Kindergarten werden die Kleinen schon mit dem Computer konfrontiert. Der Fortschritt, die Ergreifung eines Berufes scheint selbstverständlich. Solange man Geld in der Tasche habe, könne man anständig leben, ob Indianer oder Weisser, das spiele keine Rolle, meinte er. Nach der Arbeit bleibe immer noch genügend Zeit, um Indianer zu "spielen". Dieser Mann hat sich auf jeden Fall arrangiert und versucht dabei sein Leben mit Humor und Ironie zu bewältigen, vielleicht die einzig wahre Art in der heutigen Zeit als Indianer zu überleben. Anders in Acoma, diesem Wüsten-Pueblo auf der Hochebene, da wurde den Besuchern die Rolle der Aussenseiter zugewiesen. Der Puebloaufstand von 1680 und dessen brutale Auswirkung auf die Bevölkerung ist unvergessen, und der Frust über das unverdiente Schicksal allgegenwärtig. Auch hier hat man sich arrangiert, man verdient am Tourismus, zeigt die bald renovierte Kirche, die aber vom Pfarrer verwaist zurückgelassen wurde. Auf einen neuen Priester legt man keinen Wert, auf die christliche Religion schon gar nicht. Man hat ja die eigene, statt der Kirche eine indianische Kiva, die einen mit der Mutter Erde verbindet und den Vater Himmel als Dach der Welt über sich. Ki oder Chi, was im asiatischen Raum für Energie und Lebenskraft steht, scheint bei den Puebloindianern dieselbe Bedeutung zu haben.

Wieviel Kraft die Indianer aber in Zukunft aus dieser Erde ziehen können, und ob sie diese Energien der Zukunft oder der Vergangenheit näher bringen, scheint mir ein wesentlicher Faktor für ein würdiges (Über)leben zu sein. Obwohl mir Richter Karl N. Micklitz bestätigt hat, dass eine Sammelklage des indianischen Volkes gegen den Staat diesen durchaus in Bedrängnis bringen könnte, wird dies nie geschehen, weil es den Indianer nicht gibt. Dies ist mir auf dieser Reise klar geworden; "the Native Americans" sind Menschen wie Du und ich, in ihrer ganzen Vielfältigkeit, mit allen positiven und negativen Seiten. Der Mythos Indianer ist eine Kreation, die in uns Illusionen weckt, mit welchen wir diese Menschen nur scheinbar unterstützen. Als solche und nur als solche, sollten wir sie wahrnehmen, damit die Werte ihrer und unserer Welt eins werden können.

Christian Heermann

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Ufo Parking around Corner

 

Winnetouristen besuchten Roswell

Drei Monate soll man bis zur Sonne gehen und dann weitere drei Monate darüber hinaus, um zum Stern Sitara zu gelangen. Dort wohnen im Tiefland Ardistan Gewalt- und Egoismusmenschen und im bergigen Dschinnistan die Edelmenschen. Über das Leben in beiden Gebieten wie auch zum Zwischenland Märdistan mit der Geisterschmiede von Kulub hat Karl May im "Märchen von Sitara''1 anschaulich berichtet.

Auch andere Himmelskörper hielt er durchaus für bewohnt: "Jeder leuchtende Punkt am Firmamente ist eine Provinz dieses unendlichen Raumes, vielleicht von lebenden Wesen bevölkert..." Das erfahren wir aus den "Geographischen Predigten".2

Woher kannte er das Leben auf Sitara? Hatte er vielleicht Begegnungen mit Aliens von diesem Stern? Waren Sitarier auf der Erde? Wollten es die Winnetouristen des Jahrganges 2000 genau wissen? Oder stellten sie solche ernsten oder unernsten Fragen gar nicht, als sie am 13. September nach Durchquerung des Llano Estacado und Uberquerung des Rio Pecos ein Städtchen erreichten, das weltweit das Mekka Nummer 1 aller UFO-Gläubigen ist: Roswell (New Mexico)?

Der moderne Rummel um die "Unidentified Flying Objects" hatte am 24. Juni 1947 begonnen, als der amerikanische Geschäftsmann Kenneth Arnold mit seinem Privatflugzeug am Mount Rainier im Nordwesten der USA kreuzte und nach der Landung in Pendleton (Oregon) aufgeregt erzählte, ihm seien unterwegs neun silberglänzende unbekannte Flugobjekte begegnet. Sie hätten ausgesehen "like a saucer": Der Begriff "Fliegende Untertassen" war kreiert.3

Vielerorts gab es fortan Berichte über "Flying Saucers", später kam der Begriff UFO auf, und am 4. Juli 1947 - nur 10 Tage nach Arnolds Aktion - brachte der "Roswell Incident" das aufregendste Ereignis der UFO-Szene: Nördlich von Roswell sei ein außerirdisches Raumschiff abgestürzt, wurde von einer Air Farce Base verkündet und dann wieder dementiert.

Ungeschicktes Taktieren der Militärbehörden zu einem Test oder Unfall - Abwurf von Dummies oder Absturz eines Ballons - lösten ein bis heute anhaltendes UFO-Fieber unter Gläubigen wie Geschäftstüchtigen aus. Hunderte von Büchern erschienen in den USA und in aller Welt und verbreiteten Legenden. Sie berichteten unter anderem über fünf verunglückte Aliens; die Körper seien zur Autopsie ins CIA-Hauptquartier gebracht worden. Und so weiter.

Zu den zahllosen phantasiebegabten Zeugen, die "etwas gesehen" haben wollten, gehörte übrigens ein Farmer namens Bill Jenkins4 - nicht zu verwechseln mit dem Artisten und Glamour-Cowboy Billy Jenkins aus Reinickendorf, für den ja zudem nicht Neu Mexico, sondern Texas zum Traumland der Imagination geworden war.

Als die US Air Force im Juni 1997 die Studie "Der Roswell-Report: Fall erledigt." vorlegte und die Ereignisse von 1947 zum wiederholten Male auf vernünftige Weise (Ballonhavarie und Dummies) erklärte5, war der Fall aber durchaus nicht erledigt. Denn in der ersten Juliwoche versammelten sich in Roswell rund 25.000 Menschen aus aller Welt, um des vermeintlichen UFO-Absturzes vor 50 Jahren zu gedenken.

Im Januar 1997 hatte bereits ein "UFO Museum and Research Center" seine Tore geöffnet. "The truth is here" heißt das Motto, und wenn "sie" doch mal kommen, werden sie durch eine Tafel neben dem Eingang eingewiesen: "UFO PARKING AROUND CORNEP`".

Zwischenzeitlich parken dort die Museumsbesucher, seit der Eröffnung über eine Million, und informieren sich dann in 13 Abteilungen über den "Roswell-Zwischenfall" von 1947 und die erwartete Wiederkehr ("Return to Roswell"), über "Vertuschungsmanöver" von Air Force und FBI ("The Great Coverup") und "UFO Classifications" von der 1. bis zur 5. Art. Zu bestaunen sind eine "UFO Art Gallery" und weitere Kuriositäten.6 So auch ein Gemälde von St. Louis mit fünf UFOs, die allerdings erst Jahrzehnte nach dem Wirken des Büchsenmachers Henry gekommen seien. Nach Bärentöter und Henrystutzen werden die Alien also vergeblich Ausschau gehalten haben.

Zum Thema "Außerirdische landen in Roswell. Ein UFO vor Winnetous Pueblo" hatte sich im März 2000 Thomas Jeier geäußert.7 Eine zusätzliche Anregung! Wenn also Winnetouristen in die Nähe des einstigen Apachendomizils am Rio Pecos und in das nur wenige Meilen entfernte Roswell kommen, so ist eine Visite im UFO-Museum wohl einfach ein Muss, (auch wenn man dann nichts über Sitara erfährt.) Zumal Roswell im Umkreis von ein paar hundert Kilometern heute das renommierteste Städtchen ist - bekannt geworden durch Aliens und UFOs. Und auf keine andere Station der Winnetour wurden die Globetrotter zuvor im Fernsehen jemals so häufig hingewiesen: Justament am 29. August 2000 startete Super RTL die 40-teilige amerikanische Zeichentrickserie "Roswell Conspiracies. Die Aliens sind unter uns" von 1999.

Roswell ist dabei nur symbolischer Begriff für Außerirdisches auf der Erde, und so ganz klar wird die Handlung auch nicht. Aber wo kann man schon mal bei Fliegenden Untertassen und Aliens richtig durchschauen?

Auch wenn sie vielleicht von Sitara gekommen sind?

Anmerkungen

1 Karl May: Mein Leben und Streben. Freiburg i.Br. (1910), S.1ff.

2 Karl May: Geographische Predigten - 1. Himmel und Erde. In: Schacht und Hütte. 1.Jg., Nr.15 (1875), S.118

3 Christian Heermann: Geheimwaffe Fliegende Untertassen. Berlin 1981, 1983, S.112

4 Kevin Randle & Donald Schmitt: Die Wahrheit über den UFO-Absturz bei Roswell. Rattenburg 1998, S.47, 169

5 Invasion der Puppen. In: Der Spiegel, Nr.27/1997, S. 146f.

6 C.P.Leacock: Roswell: Have You Wondered? Ann Arbor (Michigan) 1998

7 Thomas Jeier: Auf Winnetous Spuren. Bamberg - Radebeul 2000, S.179

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Erwin Müller

Indianer-Romantik in der Pfalz

Lederstrumpf-Tecumseh-Winnetou

Das hoch über Edenkoben gelegene Schloß "Villa Ludwigshöhe", das sich der bayerische König Ludwig I. als Sommerresidenz im italienischen Stil zu einer Zeit erbauen ließ, als die Pfalz noch zu Bayern gehörte, war von Mai bis August Schauplatz einer Gemeinschaftsausstellung mit "Illustrationen von Max Slevogt und Klaus Dill", veranstaltet vom Landesmuseum Mainz und der rheinland-pfälzi-schen Verwaltung der "Burgen, Schlösser und Altertümer". Im Herbst konnte die Exposition dann noch einmal im Schloß Engers in Neuwied am Rhein besichtigt werden. Das Indianer-Thema sowie die Pfalz-Verbundenheit des einen und die pfälzische Herkunft des anderen war das einigende Band der Ausstellung, ansonsten trennen Welten diese beiden Künstler.

Max Slevogt (1868-1932), im bayerischen Landshut geboren, war im Dreigestirn mit Lovis Corinth und Max Liebermann einer der großen Maler und Grafiker der Berliner Sezession. In seinem umfangreichen und vielseitigen Werk schlug er die Brücke vom Realismus zum Impressionismus und gilt darüber hinaus als einer der bedeutendsten Buchillustratoren des 20. Jahrhunderts. Angezogen von der südländischen, lichtdurchfluteten Atmosphäre an der Deutschen Weinstraße, wurde er Wahlpfälzer und erwarb den später nach ihm benannten "Slevogthof Neukastel" bei Landau, wo er auch gestorben ist und seine letzte Ruhestätte auf dem privaten Familienfriedhof fand.

Der Grafiker Klaus Dill (1922-2000) hingegen kam in Neustadt an der Weinstraße zur Welt, war also Pfälzer von Geburt, verbrachte aber die längste Zeit seines Lebens in Frankfurt am Main und Glashütten im Taunus. Seit den fünfziger Jahren entwickelte er sich zu einem der namhaftesten Filmplakatmaler, wofür er bei der "Berlinale" mit dem "Deutschen Filmpreis 1997 – Filmband in Gold" ausgezeichnet wurde. Im Alter setzte sich Klaus Dill zunehmend mit der romantisch-abenteuerlichen Welt der Indianer auseinander, die ihn schon immer gefesselt hatte. Die von Karl May geschaffene literarische Figur des edlen Apachen-Häuptlings Winnetou und der reale, charismatische Shawnee-Führer Tecumseh, der durch eine mächtige Allianz der indianischen Völker das weitere Vordringen der Weißen in Nordamerika verhindern wollte, standen dabei im Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit.

In der Ausstellung wurde eine kleine Auswahl der 312 schwarz-weißen Original-Lithografien gezeigt, die Max Slevogt für eine illustrierte Ausgabe der fünf Lederstrumpf-Romane von James Fenimore Cooper, erschienen 1909, gestaltet hatte. "Die Zeitgenossen waren fasziniert bis erschreckt von dieser in Deutschland ganz neuartigen Buchausstattung", schreibt der als Slevogt-Experte bekannte Kunsthistoriker Berthold Roland und zählt dieses Werk zu den "umfassendsten und bedeutendsten Illustrationszyklen der neuzeitlichen deutschen Buchkunst überhaupt".

Von Klaus Dill waren die ausdrucksstarken, farbkräftigen Winnetou- und Tecumseh-Illustrationen zu sehen, die im letzten Jahrzehnt als Kalender, Sammelmappen und Buchdeckelbilder veröffentlicht wurden und unseren Lesern bestens bekannt sind, ferner einige seiner über 600 Plakate und zwar ausschließlich zu Westernfilmen. Den instruktiven Begleittext dazu hat unser Mitglied Peter Bischoff (Münster) verfaßt. Über Dills Bilder urteilt Claus Roxin, Ehrenvorsitzender der KMG, in trefflicher Art: "Sie verkörpern in nahezu idealtypischer Weise das bunt-abenteuerliche Element in den Reiseerzählungen Karl Mays, das deren Gehalt zwar nicht erschöpft, aber doch für die große Menge der Leser prägt. Hermann Hesse sagte einmal über Karl May: ‚Er vertritt innerhalb unserer dürr und öde gewordenen Literatur einen Typus von Dichtung, der unentbehrlich und ewig ist.‘ Diesen Typus der Dichtung setzt Dill in bunte Bilder um, die dramatische Aktionen, aber auch pathetische Szenen der Begegnung und groß gesehene Figuren in heroisch stilisierten Landschaften zeigen. Die Bilder sind detailgenau, von klaren Konturen und übersichtlicher Komposition, aber sie erhalten durch ihre intensiven, übersteigernd-suggestiven Farben jenen Zug ins Phantastische, der auch die nur vordergründig realistischen Darstellungen Karl Mays kennzeichnet."

Klaus Dill hätte sich über diese gemeinsame Ausstellung mit seinem berühmten Malerkollegen an so prätensiösen Orten gewiß gefreut und sich außerordentlich geehrt gefühlt. Auf jeden Fall freuen sich der Rezensent und die Mitglieder der Karl-May-Gesellschaft über diese postume Würdigung eines Künstlers., den viele von uns persönlich gekannt und geschätzt haben und der uns vor wenigen Monaten leider für immer verlassen hat.

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Karl-May-Tele-Splitter

Notiert von Erwin Müller

Das RTL-Fernsehen hat in diesem Jahr eine neue Sendereihe ins Programm genommen: »Quiz Einundzwanzig – Spiel das Duell Deines Lebens!« Für dieses Millionenspiel à la Günther Jauch wurde nicht nur der bereits in die Jahre gekommene Hans Meiser reaktiviert, sondern auch die seit langem vom Bildschirm verschwundenen schalldichten Einzelkabinen wieder aus dem Fundus hervorgeholt und zu neuem Leben erweckt. Im konventionell-drögen Wechsel von Frage und Antwort schleppt sich dieses Televisions-Fossil mühselig über die Runden; hoffentlich ist ihm keine allzu lange Lebensdauer beschieden. Nur am 7. Juli 2000 spitzte der Karl-May-Freund plötzlich die Ohren, denn zwei Fragen zu unserem Autor waren angesagt.

  1. Welche Prüfung hat Karl May im September 1861 abgelegt: Lehramts-, Autoren- oder Heilpraktiker-Prüfung?
  2. Wie heißt der Titel seiner Autobiographie: "Mein Leben und Streben", "Winnetous Erben", "Winnetou und ich" oder "Die letzte Spur"?

Bar jeder Kenntnis tippte die Kandidatin bei der ersten Frage auf Heilpraktiker, während der Kandidat nach längerem Zögern zur zweiten Frage eher zufällig die richtige Lösung nannte. Uff, seufzte enttäuscht der langjährige KMG-Geschäftsführer am Schluß der Sendung, "da bleibt für die Karl-May-Gesellschaft auch nach 31 Jahren wohl noch viel zu tun in der Öffentlichtkeitsarbeit!"

In der Neuauflage der Uralt-Kultsendung "Was bin ich?", die seit kurzem von Björn-Hergen Schimpf in bewährter Robert-Lembke-Manier im Kabel 1-Programm moderiert wird, tritt jeweils - als einzige Neuerung - ein Mr. oder eine Mrs. X auf, der/die den Namen eines lebenden oder verstorbenen Prominenten trägt, den das Rateteam finden muß. Am 12. 0ktober 2000 wurde ein Namensvetter unseres Maysters vorgestellt, bei dessen Identifizierung sich das Team ziemlich schwer tat, weil es sowohl vom Namensträger als auch vom Moderator auf eine falsche Spur gelockt wurde. Aus unverständlichen Gründen firmierten nämlich beide die zu erratende Person nicht unter der Rubrik "Kultur, Kunst und Literatur", sondern ordneten sie dem Bereich "Unterhaltung und Popkultur" zu. Daß der Name Karl May in letzter Sekunde dennoch geraten wurde, war daher eher dem Zufall als der Findigkeit des Viererteams Herbert Feuerstein/Vera Int-Veen/ Norbert Blüm/Tanja Schumann zuzuschreiben.

Die "Frankenschau" von Bayern 3 war am 22. 0ktober 2000 zu Gast auf der Buchmesse in Frankfurt a.M. und besuchte u.a. den Karl-May-Verlag (Bamberg/Radebeul), der an einem attraktiven Stand die 82 grünen Bände seines Autors präsentierte. Einen besonderen Blickfang bildeten diesmal aber die neuartigen Sonderbände zu den Gesammelten Werken Karl Mays ("Quadratisch/Praktisch/Gut"), von denen bisher vier Ausgaben erschienen sind. Der Band "Karl May und die Musik" von Hartmut Kühne und Christoph F. Lorenz wurde vom Berichterstatter allerdings als Kuriosität (!) abgetan.

In der Sendereihe »Hierzuland« stellt das III. Fernsehprogramm des SWR (Landesstudio Mainz) an jedem Werktag einen besonders malerischen, reizvollen oder touristisch interessanten Ort in Rheinland-Pfalz vor. Am 11. Juli 2000 war die Wahl auf das Hunsrückdorf Mörschied gefallen, wenige Kilometer nördlich der Edelstein-Stadt Idar-Oberstein gelegen. Bis vor einigen Jahren war es ein fast unbekannter Ort, der erst durch die von Arnd Limpinsel ins Leben gerufenen Karl-May-Spiele auf einem idyllischen Reiterhof aus seinem Dornröschenschlaf geweckt wurde. Inzwischen hat sich die kleine Freilichtbühne als Sommerattraktion etabliert, und das beschauliche Dorf ist durch den regen Fremdenverkehr aufgeblüht. In diesem Jahr stand Der Sohn des Bärenjägers auf dem Programm, das durch den verregneten Juli aber leider etwas beeinträchtigt wurde. Für Karl-May-Freunde, die ihren Urlaub einmal im urigen Schinderhannesland verbringen wollen, ist ein Abstecher nach Mörschied also durchaus empfehlenswert.

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Wer kennt seinen »Winnetou« gut?

Am 5. Oktober rief Kai Böcking im ZDF die Zuschauer auf, sich zu neuen Themen für "Risiko" (Mon.–Do., 16-16.45 Uhr) zu melden; einer der drei Vorschläge ist Winnetou.

Mitgeteilt von S. Seltmann.

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Westernstore

Bei der Vorbereitung der Reise nach Lubbock wurden einige Zeitungen informiert, denen Westernpferde und in diesem Zusammenhang vermutlich auch die Karl-May-Reise mit Abstecher nach Amarillo einen Moment Aufmerksamkeit wert sind, unter anderem auch Westernstore, bei dem sich ein Cowboy mit allem eindecken kann, was er braucht. Interessierte klicken an: http://www.westernstore.de und müssen ihre Dollars festhalten. Diese Firma hat als Service auch einen Newsletter, den man abonnieren kann: miq@westernstore.de und der über alles Neue aufklärt. In der Ausgabe vom September liest man unter den Themen wie Gewinnerin der August-Verlosung, Pullman-Artikel, Americana in Augsburg und anderen auch die Meldung: ‚Karl May lebt!‘ Sie lautet: < Bereits Anfang d.M. erreichte uns eine Nachricht vom Pressebeauftragten der Karl-May-Gesellschaft, die leider erst jetzt veröffentlicht werden kann. Ich möchte dies aber trotzdem noch nachholen, da ich es bemerkenswert finde, wie sehr einige Menschen bemüht sind, solches Kulturgut lebendig zu halten. Und ein solches ist Karl May für mich, dessen Figuren wohl viele von uns bereits in ihrer Kindheit kennen- und liebengelernt haben. Zumindest für mich waren Karl Mays - zugegebenermassen etwas verklärten - Erzählungen mein allererster Kontakt zu "Cowboys" und "Indianer".> Es folgt noch der Pressetext, in dem besonders auf die Punkte hingewiesen wird, die einen Pferdefreund berühren, unter anderem unser geplanter Besuch im Quarterhorse-Zentrum in Amarillo (http://www.aqha.org). Zur Erinnerung sei die Zeitschrift ‚Cowboys&Indians‘ erwähnt (http://www.cowboysindians.com), die in einer früheren Ausgabe bereits einen langen Artikel über Karl May brachte und das Thema abrundet.

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Büecherlade Goldau

Das ist kein Tipfehler, Goldau liegt in der Schweiz in der Gemeinde Arth, und diese finden Sie am südlichen Zipfel des Zugersee, und der liegt zwischen Zürichersee und Vierwaldstädtersee. Alles klar? Nächstes Jahr ist Kongress in der Schweiz und es wird Zeit, sich die Geographie etwas genauer anzusehen.

Zwei aktive Karl-May-Freunde aus diesem Land haben eine Internetseite gestaltet: http://www.arth-online.ch/books und berichten über eine Karl-May-Buchausstellung in Goldau vom 18.9. bis 6.10.2000 in dem Büecherlade am Bahnhofsplatz 6. Die Ausstellung zeigt die berühmtesten und bekanntesten Erzählungen Karl Mays. Daneben finden die Besucher auch alte Ausgaben und manche Novität aus der reichhaltigen Sekundärliteratur. Wer anders könnte hinter dieser Initiative zu finden sein als Elmar Elbs und Daniel Annen, Hut ab vor diesen Schweizern. -dSch

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Pressespiegel

Stuttgarter Monatszeitschrift "Kultur" Juli 2000 Karl May und die Musik/von Werner M. Grimmel. Nach eigenem Zeugnis war May bis zum fünften Lebensjahr blind und daher besonders auf sein Gehör angewiesen. Auch später schrieb er stets, "wie ich es in mir klingen höre". Seine musikalische Begabung zeigte sich früh. Das längst fällige Buch samt CD zum Thema Karl May und die Musik haben nun Hartmut Kühne und Christoph F. Lorenz vorgelegt. Das Titelbild von Carl-Heinz Dömken zeigt den "Mayster" mit dem Manuskript seines Ave Maria vor einer Pieta-Szene mit sterbendem Winnetou in Old Shatterhands Armen, besungen vom Chor deutscher Auswanderer.

Ehrenhäuptling - Pforzheimer Zeitung 10.8.00 - Birgit Breuel, zuletzt heftig kritisierte Generalkommissarin der Expo, hat einen neuen Titel verliehen bekommen: Die 62-jährige darf sich Ehrenhäuptling "Die die Welt bewegt" nennen. Mit dieser Auszeichnung würdigten die Karl-May-Festspiele Bad Segeberg auf der Weltausstellung Breuels Engagement für die Expo, die für Weltoffenheit und Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus stehen.

Waldenburg im "Zauberreich Karl May’s" - Sachsenring Blick 2.8.00 - "Standing Ovations" für den französischen Weltstar Pierre Brice beim Besuch in Waldenburg - viel Lob für die Inszenierung. "Ich bin sehr, sehr überrascht", sagte der weltbekannte Schauspieler und Film-Winnetou. Pierre Brice verfolgte das Stück aufmerksam und spendete oft spontan Beifall. "Es war sofort zu merken, dass alle mit Liebe bei der Sache sind, alle Darsteller, vor allem auch die Kinder, gestalten das Stück hervorragend mit", meinte Brice, der schon oft auch als Regisseur hinter der Kamera gestanden hat und solche Fakten wohl zu bewerten weiss.

Winnetou in Mecklenburg - Märkische Oderzeitung 15.7.00 - Sonderausstellung über das Leben des Mescalero-Apachen in Dorf Mecklenburg. Aus den USA hat der Indianistik-Experte Hans-Joachim Musilinski, der auch Ehrenhäuptling der Dakota "Black Eagle - Schwarzer Adler" ist, nicht nur viele neue Erkenntnisse und Erfahrungen mitgebracht, sondern auch mehr als 1000 zum Teil sehr seltene Aufnahmen. Diese Fotos sind jetzt neben einer Reihe von Portraits von Apachen des 20. Jahrhunderts und zahlreicher Alltagsgegenständen wie Friedenspfeife und Tomahawk, Mokassins und Leggins zu sehen: Kreisagrarmuseum Dorf Mecklenburg bis 20.August.

Indianer-Image - Vlotoer Anzeiger 18.8.00 - Hagener Ausstellung korrigiert Vorurteile nach "Winnetous Tod". Vorschub für die Zerrbilder in Europa leisteten im 19. Jahrhundert vor allem die Zeichnungen von Karl Bodmer oder George Catlin, der nach seinen diversen Stammesbesuchen auf 500 Ölgemälden das Klischee zementiert. Der zum Typ "degradierte" Indianer mit Federhaube und Tipi beflügelt die rege Phantasie von vielen Schriftstellern. Der erfolgreichste dabei: Karl May. Die Ausstellung "Winnetous Tod - Mythos und Wirklichkeit nordamerikanischer Indianer zeigt das Stadtmuseum Hagen bis 3.Dezember.

Radebeuls Aussehen hängt nicht nur am Geld - Sächs.Zeitung Dresden Land 3.8.00 - Radebeuls ehrenamtliches Stadtmarketing war gegen Ende der 90er Jahre eingeschlafen. Jetzt klingelte der Wecker. Aktive trafen sich zu einer Strategiewerkstatt. Sie fragten: Wie ist aus Radebeuls Vorzügen das Beste für Stadt und Bürger zu machen? Aber Pressesprecherin Unterrainer stellt klar: Stadtmarketing ist keine alleinige Aufgabe der Stadtverwaltung. Vieles in der Stadt sei ohne viel Geld ins Lot zu bringen. Es gebe Beispiele aus den letzten Jahren, wo Sponsoren etwas zum Verbessern des Stadtbildes beigetragen hätten.

Winnetou lässt sich nicht unterkriegen, Karl May frisst Staub - Südwest Presse Ulm 26.8.00 - 300 Bände aus dem Bestand der Neu-Ulmer Stadtbücherei wurden in den vergangenen zehn Jahren nie ausgeliehen. Prominente Opfer sind darunter. Zum Beispiel Gerd Ruge. "Zwischen Washington und Moskau" heisst der Staubfänger. Auch der Name Karl May steht auf der Liste. "Ich" heisst das verschmähte Buch treffend, denn es ist Karl Mays Autobiografie. 74 Bände der Werkausgabe stehen im Regal. 73 davon sind gefragt wie eh und je.

Winnetou als grüne Schokoladenkugel - Dresdner Neueste Nachrichten 9.9.00 - Radebeuler Konditor lockt Schleckermäuler mit patentierten Karl-May-Gebäcken. Die Trüffel-Pralinen haben den Geschmack der Passionsfrucht und der Kaktusfeige. Sie sind aus grüner Schokolade, die es nicht auf dem deutschen Markt zu kaufen gibt. Der Radebeuler Konditormeister Dieter Dolze lässt sie extra aus Frankreich kommen. Der Konditor entwickelte die Süssigkeiten zum 150. Geburtstag des Autors. Dolzes Spezial-Gebäcke tragen dazu bei, dass Radebeul zu einer Art Mekka für Karl-May-Fans geworden ist. Trotzdem soll Radebeul vorläufig nicht den offiziellen Beinamen "Karl-May-Stadt" erhalten, berichtete OB Volkmar Kunze.

Winnetou darf nicht sterben - Westdeutsche Zeitung 19.8.00 - Ein gross angelegtes Internet-Projekt vom Kinemathekenverbund und Frankfurter Filminstitut zur deutschen Filmgeschichte. Um Gedächtnis-Verlust aufzuhalten und Lücken zu füllen, hat das Deutsche Filminstitut Frankfurt/Main in Kooperation mit Medienwissenschaftlern der dortigen Uni ein Lern- und Informationssystem zur deutschen Filmgeschichte initiiert und ins Internet gestellt. Der Klick lohnt sich. http://www.filinstitut.de/sozialgeschichte.htm

Die Leipziger Volkszeitung am 28.9.2000: < Karl Mays abenteuerliche Welt - Winnetou & Old Shatterhand kommen - Die Helden Karl Mays erobern das Allee-Center - Erleben Sie ein tolles Programm. Schwerpunkt der Aktion wird die grosse Karl-May-Ausstellung sein, die das gesamte Center einnehmen wird. Ein erster Teil dieser Ausstellung befasst sich mit dem Leben Karl Mays und beschreibt seinen Weg vom "Kind armer Leute" bis hin zum berühmten Reiseschriftsteller. Einen wesentlichen Aspekt der Karl-May-Aktion bildet das Werk des berühmten Autoren. Einen dritten Teil nehmen die berühmten Figuren in den Schlüsselromanen mit den Hauptdarstellern ein. Diese optischen Ausschnitte aus dem Schaffen Karl Mays wurden im Allee-Center aufwändig nachgestaltet und lassen einen Hauch des Wilden Westens, aber auch der orientalischen Gefilde aufkommen, in denen der Autor seine Helden agieren liess. Viele tolle Spiel- und Bastelideen hält das Kreativ-Zentrum für die kleinen Center-Besucher bereit. Eines der Highlights im Programm rund um die Visionen Karl Mays wird auch der Auftritt von Aramis und Spinx am 29. und 30. September sein. Zu deren Show gehören neben Vorführungen mit exotischen Tieren auch faszinierende Tänze und atemberaubende artistische Elemente bis hin zum Feuerschlucken. Damit demonstrieren Aramis und Spinx eine künstlerische Vielseitigkeit, die so beeindruckend ist wie das Werk des Schriftstellers Karl May.> - Und in der Beilage am gleichen Tage heisst es u.a.: < Eine umfangreiche Ausstellung informiert im Allee-Center über das Leben und Werk des berühmten Schriftstellers Karl May. Seine Bücher stehen auch im Zeitalter des Internet bei kleinen und grossen Leseratten hoch im Kurs und werden natürlich im Allee-Center zu haben sein.> - Soweit die Zeitung. Man kann besonders dem letzten Absatz zustimmen, das Internet ist aber bereits fester Bestandteil im Leben der Kids, heute lernen sie den Umgang damit bereits in der Schule, und so mag der geneigte Leser sich ebenfalls ins Netz der Netze begeben und folgende Adresse anklicken: http://www.karl-may.de/verlag/ece.htm Dort auf der homepage des Karl-May-Verlages findet man die Termine der Wanderausstellung, denn Leipzig ist nur eine Station, nämlich 28.9. bis 7.10.2000; bereits vorher hatten das Allee-Center Hamm (17.8. - 3.9.2000) und City-Center Köln-Chorweiler (7.9. - 23.9.2000) ähnliche Ausstellungen präsentiert. Im Jahre 2001 folgen dann Werre-Park Bad Oeynhausen (26.4. - 12.5.), Einkaufszentrum Altenessen (17.5. - 2.6.), Roland-Center Bremen (7.6. - 23.6.) und Löhr-Center Koblenz (4.10. - 21.10.). Solch eine Aktion hat es zuvor nie gegeben, sie entstand in Zusammenarbeit der ECE Projektmanagement GmbH mit dem Karl-May-Verlag und dem Karl-May-Museum, die umfangreiche Exponate zur Verfügung stellten. Die Firma Clostermann stellte die lebensgrossen Figuren her, viele andere Firmen waren beteiligt, alles insgesamt eine besondere Werbung für unseren Autor. Das Motto des ‚Marktführers‘ ECE (eigene Beurteilung) könnte für ihn und alle Karl-May-Verehrer gelten: "Ohne Visionen gibt es keinen Erfolg". Weitere Informationen unter http://www.ece.de

Elspe 2000

Man erklimmt den Hügel und betritt das Festgelände, und wie in Bayreuth sind die Erwartungen hoch gespannt: Winnetou I - die Geschichte einer grossen Freundschaft. Genaugenommen ist Karl Mays Erzählung nur grober Anhalt, aber erstaunlich geschickt wurde daraus ein Bühnenspektakel gemacht. Kinder belohnen den Spielwitz sofort mit fröhlichen Rufen, Beifall und zustimmendem Gejohle, aber auch die vielen Erwachsenen müssen anerkennen, dass hier gekonnt eine ziemliche Show betrieben wird, etwa 60 Darsteller mit über 40 Pferden spielen mit, Kutsche, Eisenbahn, raffinierte technische Effekte und ein gut aufgelegtes Team: Das sorgt für lustige Unterhaltung. Sogar Karl May persönlich tritt auf: Es beginnt damit, dass der Dichter auf der Bühne erscheint und sagt, er hätte ein Stück für ein Land geschrieben, wo immer die Sonne scheint. Das war aber ein unbeabsichtigter Heiterkeitserfolg, es regnete nämlich seit Tagen in Strömen, nur während der Aufführung wie durch ein Wunder nicht. Indianer kommen von links oder von rechts, alle reiten wie der Teufel, nur Nscho Tschis Pferd hat einen Stosszügel, der 1PS-Motor ist genaugenommen gedrosselt, und Matto Schahko, genaugenommen gar kein Apatsche, spielt seinen Häuptling Winnetou fast an die Felsenwand, und dann gibt es noch das blonde Greenhorn, das gleich zu Anfang vier Rowdies ungespitzt in den Boden haut, worauf der böse Santer doch etwas vorsichtig wird, na und so weiter, das Gute siegt natürlich und alle fahren zufrieden nach Hause. Habe ich nun Reklame für Elspe gemacht? Also genaugenommen...

dSch

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Die Karl-May-Aktie.

Die Firma Benecke & Rehse, Wolfenbüttel titelt ihr Kundenmagazin »Historische und börsennotierte Wertpapiere« mit einer "Karl-May-Actie" der Actien-Gesellschaft Sächsische Kammgarnspinnerei zu Harthau über 100 Thaler, ausgegeben am 15. October 1871. Peter Krumbiegel, Döbeln schreibt uns dazu: "Tatsächlich hat die Aktie insofern eine Verbindung zu Karl May, als er einige Monate an der Fabrikschule der Firma Solbrig & Claus in Altchemnitz unterrichtete und das Aktienpapier der Sächsischen Kammgarnspinnerei die Originalunterschrift von Solbrig trägt. Ob man diesen Umstand gleich zur Karl-May-Aktie erhebt, ist mehr als fraglich. Was Firmenanteile und Gewinne an diesem Unternehmen betrifft, so war das für den Fabriklehrer Karl May sowieso kein Thema."

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Bußgeld trotz Karl-May-Verständnis

Mit Poesie hat sich ein Temposünder aus Coesfeld vor einem Raser-Bußgeld drücken wollen. Der Autofahrer bat nach Angaben der Kreisverwaltung mit folgendem Gedicht um Nachsicht:

Ich wollte nicht am Sonntag ruhn / und meinen Enkeln was Gutes tun. / Ein Ausflug in das Sauerland, / bei den Jungs großen Anklang fand. / Die Freude war, oh Graus, oh Schreck / schon vor der Autobahn in Ascheberg weg. / Ich bin da wohl zu schnell geflitzt, / sonst hätte man mich nicht geblitzt. / Bei Karl May in Elspe war der Tag dann doch noch schön, / die Enkel und ich bitten, von einem hohen Bußgeld abzusehn!

Die Mitarbeiter der Bußgeldstelle reimten zurück: "Wer flitzt zu schnell zu Winnetou / mit Enkeln drin im Wagen, / dem hilft auch nicht ein Manitou, / der muß die Folgen tragen!"

Der Mann muß 80 Mark bezahlen und bekommt einen Punkt in der Verkehrssünderkartei in Flensburg. (Der Tagesspiegel, Berlin, vom 8.10.2000)

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Weinkenner Karl May?

Für eine Befragung der Zeitung Die Welt (29. 6. 2000) verrieten Önologen und Weinkritiker ihren Lieblingstropfen und stellten eine Liste der "Edlen des Jahrhunderts" zusammen. Dr. Horst Friedrich fiel dabei der Chateau d’Yquem auf, dessen 1967er Jahrgang als "überirdisch süß mit Duft und Geschmack von Vanille, Honig und geschmorten Bananen" beschrieben wird. In Am Rio de la Plata (S. 79) wird der Chateau d’Yquem in dem "vornehmen Lokal serviert, in das der scheinbar bettelarme Yerbatero seinen Gast geführt hatte."

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Macht Karl May kurzsichtig?

Karl May macht kurzsichtig – nach zwanzig Bänden unter der Bettdecke gelesen. Bei wenig Licht und nur geringem Abstand zum Buch kann das Auge das Bild nicht richtig scharf stellen. Dies erklärt Privatdozent Dr. med. Franz Schaeffel von der Universität Tübingen. Das kindliche Auge reagiert auf diesen Umstand mit einem veränderten Wachstum, heraus kommt dann die unvermeidliche Kurzsichtigkeit. (Aus: Trierischer Volksfreund vom 2. 5. 1999) Mitgeteilt von Walter Dölle, Traben-Trarbach.

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WDR-Fernsehen am 31.10.2000

Bereits am 19.April verkündete der Kölner Express grossartig: "Hugh! Rüdiger macht uns den Winnetou- WDR produziert den kompletten Western-Klassiker mit vielen Comedy-Stars". Nun endlich gibt es genaueres: < Elf deutsche Comedy-Stars zelebrieren die grosse WDR-Winnetou-Nacht. Keine Frage: Nach dem 31. Oktober muss die Geschichte des roten Gentleman und seiner Gefährten gründlich neu geschrieben werden. Dann nämlich strahlen das WDR-Fernsehen und der WDR 5 ab 22:00 Uhr zeitgleich die wohl merkwürdigste "Winnetou"-Adaption aus, die rote und weisse Brüder (Schwestern natürlich auch) jemals zu hören und zu sehen bekommen haben. Jürgen von der Lippe hatte die Idee. Die Idealbesetzung war rasch gefunden: Jürgen von der Lippe selbst als Old Shatterhand und Erzähler, Rüdiger Hoffmann als Winnetou, Herbert Knebel als Sam Hawkens, Mike Krüger u.a. als Intschu-Tschuna, Hella von Sinnen in allen weiblichen Rollen sowie Dirk Bach, Till&Obel, Frank Zander, Bastian Patewka und Bernd Stelter - zweifellos eine illustre Runde. Trotz des eher freien Umgangs mit dem Text: Das Hörspiel ist keine Persiflage auf Karl May. Dafür hat den Akteuren Winnetou in ihrer Kindheit viel zu viel bedeutet.> Redakteur ist Georg Bungter, Redaktion hat Michael Bleichenbach. Rechtzeitig im Handel: Die CD zum Winnetou-Spektakel. Die BMG Berlin legt zur Ausstrahlung eine CD-Fassung des denkwürdigen Ereignisses vor. Sechs Stunden lang Winnetou am Stück - ohne Frage ein Festtag für alle Fans von Karl May.

Eine Beurteilung können wir wegen des Redaktionsschlusses 15. Oktober leider hier nicht bringen. Aber einen Erlebnisbericht von Rose Thein (wir kennen sie: siehe N-KMG 120 Seite 62+63), die bei der Produktion dabei war, und ihre Eindrücke so schildert:

< Und dann stehe ich plötzlich vor ihm, dem Mann meiner Träume:

,,Uff, erstmal!" - Soeben bin ich Winnetou begegnet. Noch habe ich mich vom ersten Eindruck kaum erholt, da bricht er auch schon aus, der erste Streit zwischen Rattler und seinen Banditen und den Landvermessern: Old Shatterhand hat gerade sein Debüt als Bärenjäger gegeben, doch Rattler will ihm den Braten streitig machen. Rattler bekommt Shatterhands Schmetterfaust zu spüren. Klekih-petra, Intschu-tschuna und Winnetou wollen vermitteln, doch dies bezahlt Klekih-petra mit dem Leben. Rattler schießt ihn nieder! Old Shatterhand, Sam Hawkens und die anderen Weißen verbünden sich mit den Kiowas gegen die Apatschen. Im Nu verwandelt sich der Raum in einen Hexenkessel:

Das Kriegsgeschrei der 11 Apatschen, bzw. Kiowas, läßt die Studiowände erzittern. Winnetous ,,Tatischa, tatischa!", welches im Original ein drängendes ,,Beeilung, schnell weg!" bedeutet, sorgt für anhaltende Heiterkeitsausbrüche, weil es sich bei Rüdiger Hoffmann eher wie ,,Hoch die Tassen!" anhört.

Ich denke noch: ,,Schade, daß diese, eigentlich schönsten Szenen, der Schere zum Opfer fallen werden", da geht das Gefecht auch schon in die nächste Runde.

Nicht nur im Tonstudio, wo ich mit dem Produzenten und dem Toningenieur das Geschehen aufmerksam und gebannt verfolge, sind die gellenden Schreie zu hören, sondern wahrscheinlich noch bis weit auf die Straße.

Im Blockhaus ist es entsetzlich heiß, nicht nur wegen des Kampfgetümmels, auch weil die Sonne draußen erbarmungslos vom Himmel brennt.

Apatschen und Kiowas gönnen sich eine Pause und lagern bei einer zünftigen Mahlzeit unter der Kastanie im Hof. Immer wieder sieht man vereinzelt Darsteller in ihren dicken Textordnern blättern und lesen, außer Rüdiger Hoffmann!

Gut, das kann auch daran liegen, daß er als schweigsamer Apatsche ziemlich wenig Text hat! Trotzdem (oder deshalb?) ist die Stimmung schon beschwingt, wenn er ins Studio kommt; und ein Lachflash jagt den anderen, wenn er ,,Howgh nochmal!", auch verbal in Erscheinung tritt. Die Szene wird ungefähr sechs- bis siebenmal wiederholt. Danach geht‘s zügig weiter:

Winnetou und Old Shatterhand werden Freunde und Brüder;

Nscho-tschi verliebt sich in Old Shatterhand und wird zusammen mit ihrem Vater von Santer ermordet.

Damit ist das Tagwerk vollbracht...>

Noch ein Hinweis für Hörfunk-Freunde: < Karl May - Der Schatz im Silbersee, 9 Folgen> in einer Aufnahme der Deutschen Grammophon, gelesen von Gert Westphal, der am 5. Oktober 80 Jahre alt wurde. MC oder CD 463 946 bis 954-2/4.

Auch sei erinnert an das Hörbuch "Winnetou I" mit insgesamt 7 MCs aus dem Karl-May-Verlag, an dem Stefan Wigger als Sprecher und Carl-Heinz Dömken als Dramaturg gearbeitet haben.

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Albrecht Götz von Olenhusen

Karl May mit Eckhard Fuhr von der ›Welt‹ in
Hollywood – Eine Horrorvision

"Diese Nachricht fährt uns mächtig in die Knochen ..."

So beginnt Eckhard Fuhr seine Glosse "Karl May in Hollywood" (›Die Welt‹ vom 19.9. 2000, S . 33). Uns fuhr die Nachricht in die Knochen, daß Eckhard Fuhr, jahrelang der innenpolitische Chef der ›Frankfurter Allgemeinen Zeitung‹ und dann mit einigem Aufsehen nach Berlin abgeschoben, weil dessen ganze Richtung vielleicht den Herausgebern nicht mehr so paßte und er auch wider Erwarten nicht Mitherausgeber der FAZ geworden war, plötzlich Feuilletonchef der ›Welt‹ wurde und sich gleich durch einen Artikel zu Karl May einführte. Fuhr scheint zu beklagen, daß sich die Traumfabrik Karl Mays bemächtigt. Er nennt auch die Eröffnung des Karl-May-Archivs in Lubbock, Texas und die Karl-May-Studien des Dana-College in Blair/Nebraska. Alles in allem treibt Fuhr die Furcht, daß Karl May in dieser ›Kulturmission‹ zu Schanden gehe. Man werde ihn nicht wiedererkennen, wenn er aus Amerika zurückkomme. Diese Horror-Vision scheint E.F. deswegen zu schrecken, weil in seiner Phantasie die Karl May-Geschichten nur dort, d.h. in seiner Phantasie spielen, "ersatzweise im dalmatinischen Karst – mit Lex Barker und Pierre Brice in den Hauptrollen". Ironisch will Fuhr es nicht zulassen, daß Karl May durch die Mühlen der political correctness gedreht und zum Ethno-Onkel gemacht wird, an Original-Schauplätzen mit echten Indianern womöglich. Aber wir können ihn beruhigen, so wenig ›echt‹ viele Erzählungen, Reiseberichte, Romane waren oder sind – so wenig echt oder ethnologisch oder politisch korrekt werden auch die Hollywood-Filme ausfallen. Denn die Traumfabrik ist schon mit anderen Stoffen der hohen oder weniger hohen Literatur so fertig geworden, daß wir die Literatur nicht wiedererkannten oder daß uns Hören und Sehen verging. "Seine Indianer, die guten jedenfalls, sind durch und durch deutsch", schreibt Fuhr über Karl Mays Indianer, Figuren unserer eigenen Traumfabrik. Fuhr scheint sich daran zu stören, daß jetzt echte Indianer auch echte Indianer spielen werden, noch dazu in den echten Vereinigten Staaten. Was will der ehedem politische Leitartikler damit uns sagen? Müssen wir jetzt sorgfältig unterscheiden zwischen den guten deutschen und den bösen US-Indianern? Sollen diese weiterhin gut deutsch, echt deutsch und wirklich weiterhin deutsch bleiben? Es hat mich, da Fuhr auch auf eventuelle warnende Stimmen aus Frankreich verweist, die in solchen Fällen des Kulturtransfers eingreifen, an eine Französin erinnert, die einmal bei einer Diskussion zur Rassenfrage erklärte: "Our Negroes are better than your negroes", und damit der chauvinistischen Variante eine eigene Differenzierung verschaffte. Wir jedoch, an Hollywood seit Kindesbeinen gewöhnt, wie an Karl May, halten uns ans wirkliche Leben in den USA, wo – in Los Angeles, in Nebraska, in Texas – Nützliches, Erfreuliches und keineswegs Beklagenswertes geschieht und selbst in Hollywood die filmische Realität zumeist ganz ordentliche Qualitäten liefert, seien es nun echte US-Indianer oder echte deutsche Schurken oder Heroen. Denn – wie schon Alfred Polgar sagte – im Leben gehts zu wie im Leben und nicht wie im Tonfilm.

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Klaus Eggers:

Kaum haben Sie in den KMG-Nachrichten eine Reise an die Schauplätze vom Mays Südamerika-Romanen empfohlen, schon sind wir in Bolivien, wenn auch im Moment in La Paz, wo May nie unterstellt hat, gewesen zu sein. Er hat aber durchaus etwas verpasst, wir haben uns in zwei Wochen noch keinen Moment gelangweilt. Leider ist es im Augenblick wegen der politischen Lage kaum möglich, die Stadt zu verlassen, doch hoffen wir, vielleicht doch noch im Laufe der Woche in die Westliche Kordillere reisen zu können. Immerhin haben wir im archäologischen Museum die Quipus gesehen, seitdem frage ich mich, wie der Sendador die wohl durch den Flaschenhals bekommen hat.

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Karl-May-Auktion in Luzern, 21.-23.9.01)

Auch bei der nächsten Tagung in Luzern (21. bis 23. September 2001) wird es wieder die beliebte Auktion von Mayensia geben. Die Versteigerung wird von unserem Mitglied Thomas Grafenberg vorbereitet und geleitet. Es gilt folgende Regelung:

1. Die Versteigerung von Mayensia findet am Freitag. 21 September 2001, 20.00 Uhr statt.

Zur Versteigerung gelangen nur gut erhaltene Karl-May-Ausgaben, die bis 1950 (in Sonderfällen nach Absprache auch spätere) erschienen sind, sowie ebenso gut erhaltene Sekundärliteratur bis zur Gegenwart. Es werden nur gute und sehr gute Sachen angenommen. Bei der Sekundärliteratur bis zur Gegenwart bitte keine Sachen, die noch im Buchhandel bzw. bei der KMG und einschlägigen Verlagen zu kaufen sind.

2. Sei der Auktion handelt es sich um eine nichtkommerzielle Veranstaltung eines gemeinnützigen Vereins, die vom Auktionator ehrenamtlich geleitet wird. Daher sind Nichtmitglieder der KMG und Händler von der Teilnahme ausgeschlossen. Als Fernbieter sind nur KMG-Mitglieder (unter Angabe der Mitgliedsnummer) zugelassen.

3. Alle Stücke, die zur Versteigerung gelangen sollen, müssen bis spätestens 15. Juli 2000 frei Haus an folgende Adresse geschickt werden:

Thomas Grafenberg, Am Irissee 14, 12349 Berlin Tel. 030-70189313, FAX 030-70189314

Der Versand sollte in Wertpaketen, Paketen oder Wertbriefen erfolgen (kein Einschreiben, keine Büchersendung).

4. Die Bewertung der eingesandten Stücke und dir Erstellung der Versteigerungsliste erfolgen durch Thomas Grafenberg und Hartmut Schmidt. Alle Mitglieder erhalten die Versteigerungsliste mit den KMG-Nachrichten im September 2000. Dabei wird der Zustand angegeben.

5. Die Versteigerung erfolgt freiwillig und gegen sofortige Barzahlung. Das höhere Gebot erhält den Zuschlag, bei mehreren gleichen Geboten wird das Los entscheiden. Der Ausrufpreis ist ca. 20% unter dem Schätzpreis; dieser wird nach bestem Wissen und Gewissen von unseren beiden Verantwortlichen festgesetzt. Gesteigert wird bei Exponaten unter 100 DM um 5%, bei Stücken über DM 100 um 10%.

6. Alle zu versteigernden Gegenstände können am Auktionstag (Freitag, 21. September 2001) ab 17.00 Uhr in der Tagungsstätte besichtigt werden; die Auktion beginnt dann pünktlich um 20.00 Uhr (open end).

7. Von den erzielten Auktionspreisen zahlt der Einlieferer 10% an die KMG; ebenfalls hat der Käufer auf den Zuschlagpreis ein Aufgeld von 10% an die Gesellschaft zu entrichten.

8. Zur immer wieder auftretenden rechtlichen Frage der Auktion: Die KMG ist eine gemeinnützige Gesellschaft, daher entfallen die Mehrwertsteuer und auch die Verpflichtung eines vereidigten Auktionators.

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Thomas Grafenberg

Da die Winnetour 2000 nun vorbei ist, ist es Zeit in die Zukunft zu schauen. Bis zum nächsten Jahr dauert es noch ein wenig, aber die Planungen sind schon angegangen:

"Shatterhan-t-our 2001"

Forts, Trails & Indians

Für den September 2001 (kreuzt sich nicht mit KMG-Mitgliederversammlung in Luzern, 21.-23.9.01) plane ich die nächste Tour, die vorläufig so aussieht:

Do,30.8: Abflug Frankfurt nach Dallas/Ft.Worth (Linienflug, Economy-Class)

Do-Sa: Hotel Texas in den ‚Stockyards‘ von Ft.Worth

Billy Bobs, Sid Richardson Gallery, Museen, Shopping,..

Sa-Mo: nach Oklahoma über den Chisom-Trail, über Ft. Sill, Quanah Parker Home,

Übernachtung und Besichtigung der Indianerstadt Anadarko

So: Ausflug nach Oklahoma City und/oder Tulsa

Mo-Mi: nach Old Dodge City (Kansas)

Mi-Fr: nach Pueblo (Colorado)

Über Fort Larned am alten Santa Fe Trail und Bent’s Old Fort (Colorado)

Do: Besichtigung Great Sand Dunes National Monument und

Florissant Fossil Beds National Monument

Fr-So: nach Mesa Verde über Durango

Besichtigung Mesa Verde, Ute und/oder Jicarillo Reservat

So-Di: nach Montrose, über Silverton

Mo: Besichtigung Black Canyon of the Gunnison National Monument

Di-Fr: nach Denver

Do: Ausflug und Besichtigung Rocky Mountains Lodge Peak Park

Fr. 14.9.: Rückflug Denver - Frankfurt

Der Reisepreis beträgt (vorläufig) 3350,- DM im Doppelzimmer, EZ-Zuschlag 1200,- DM.

Mindestteilnehmeranzahl 10, max. 42 Teilnehmer

Organisation und Anmeldungen:

Thomas Grafenberg,

Am Irissee 14, 12349 Berlin

Tel: 0 30 - 70 18 93 13 Fax: …93 14

e-mail: t.grafenberg@alcatel.de

Anmeldegebühr: 50,- DM, die zurückgezahlt wird, sollte die Reise aus irgendeinem Grund nicht durchgeführt werden können oder sich der Reisepreis erhöht (14tägige Rücktrittsmöglichkeit).

Die Kapazitäten werden den jeweiligen Bustypen angepasst, d.h. es gibt zwischendurch Grenzen und erst, wenn sich der nächstgrößere Bus rechnet, kann fest zugesagt werden.)

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